SLIPKNOT - Iowa
Mehr über Slipknot
- Genre:
- Nu Thrash
- Label:
- Roadrunner
- (515)
- People=Shit
- Disasterpiece
- My Plague
- Everything Ends
- The Heretic Anthem
- Gently
- Left Behind
- The Shape
- I Am Hated
- Skin Ticket
- New Abortion
- Metabolic
- Iowa
SLIPKNOT
Dieses Wort, auf gut Deutsch „Bremsstreifen“, (welcher Bremsstreifen hier gemeint ist, kann sich jeder denken der seine Boxershorts selber waschen muss) kennt mittlerweile niemand mehr im englischen Sprachraum unter seiner ursprünglichen Bedeutung.
SLIPKNOT, Vorzeige-Neo-Metaller und Hasssymbol No. 1 zugleich, haben sich derart brutal ins menschliche Bewusstsein gebrüllt und gewütet, dass sich niemand mehr den Neo-Metal-Zirkus eben ohne diese Insane Clown Posse vorstellen kann.
Wodurch?
Negativ-Propaganda in der extremsten Art, wie man sie bisher nur bei Marilyn Manson gesehen hat. Ablehnung von Kooperation jeglicher Art, Randale, Ignoranz der Medien, und das dogmatische „andere-Bands-fertigmachen“ verschafften den 9 Psychos genau das, was sie wollten: Bekanntheitsgrad 1, und alle hassten sie.
Alle? Fast alle.
„Maggots“, so wie SLIPKNOT ihre Fans tauften, waren begeistert von der derben Härte in Musik und Auftreten, die ihre Lieblingsband da an den Tag legte. Dass SLIPKNOT nicht einfach rebellisch waren, anklagten und sich Wut aus dem Bauch rausschrieen, wurde schnell nach den ersten Konzerten klar: SLIPKNOT sind die gewalttätige Ausgeburt einer unzufriedenen Teenager-Clique. Das erklärt zwar nicht ihr Alter, welches bei fast allen rund 10 Jahre über dem Teenagerdasein liegt, aber ihre Fangemeinde! SLIPKNOT sammelten Fans aus allen musikalischen Bereichen um sich, aus jeder Gesellschaftsschicht, aus jeder Nation. Diesen „Maggots“ ist es egal, ob ihre Lieblingsband nun von der Presse als PseudoPsychos und PR-Genies deklarierte, sie wollen nur ihre 9 Helden, die alles, was die jew. Gesellschaft gerade an Unbequemlichkeiten bietet, in den Staub treten.
Dass SLIPKNOT’s „Slipknot“ zu einem derartigen Erfolg wurde, ist nicht ganz unverständlich. Egal wo sie auftraten, sie spielten die beiden Softsongs „Wait And Bleed“ und „Spit It Out“. Dass das Album an diesen Songs nicht viel mehr zu bieten hatte, sondern durch Gitarrengeplänkel der härteren Gangart, donnernde Perkussion und perfekte TurnTable-Kunst ein grandioses Machwerk des NeoMetal’s darstellte, interessierte niemanden. Die PopSociety mochte das nicht, also schwieg man es tot.
Das „totschweigen“ hat sich mit dem zweiten (dritten) Album erledigt. „Iowa“ ist wahrscheinlich DAS Album, welches dieses Jahr am größten herbeigesehnt wurde. SLIPKNOT mit Propagandaminister „Roadrunner“ rührten derweil kräftig die Werbetrommel, traten hier und da auf, nahmen jede Möglichkeit irgendwie aufzufallen, möglichst negativ natürlich, wahr, und riefen „aus Versehen“ eine völlig neue Jugendkultur aus der Taufe, die [sic]ness.
Auf die [sic]ness, welche eigentlich eine großartige Lachnummer ist, gehe ich nicht mehr drauf ein, weil es im großen und ganzen wieder nur ein Pseudonym für den Neo Metal, New Metal, Nu Metal, Modern Metal, oder was weiss ich wie es noch genannt wird, ist. Das SLIPKNOT sich aus ihrer ablehnenden Grundhaltung zur Selbstverherrlichung steigerten, fällt derweil nur Leute auf, die sie sowieso nicht mochten. Fazit: Entweder du liebst sie abgöttisch oder du hasst sie bis aufs Mark.
Die imageorientierte Änderung der Masken, welche die Bandidentität genauso prägte wie der Sound und das Verhalten, lasse ich aus Respekt vor der Meisterleistung der Designer aus.
Musikalisch ist die „Iowa“ auf jedenfall ein Schlag ins Gesicht für alle die kleinen „Wait And Bleed“ – „Metaller“. Der Härtegrad wird noch mal ein Stück angehoben, die Grundidee bleibt aber dieselbe.
Mit Texten, die selbst ein Kindergartenkind verstehen könnte, wenn es den nötigen Schatz an Kraftausdrücken parat hätte, wird wieder rumgeflucht und verteufelt, und natürlich massakriert und gemordet bis in die letzte Instanz. Corey Taylor, [8], schreit sich die Seele eben noch ein bisschen lauter aus dem Hals, gibt da und hier wieder seine gewohnten Gesangseinlagen, und baut wieder einmal auf die Stärke in seiner Stimme: das gequälte Wimmern im Hintergrund, der abgrundtiefe Hass. Vielleicht zu viel. Der Gesang wirkt leicht konstruiert und weniger natürlich, der Hass wird zum Programm, das Wimmern zum Markenzeichen, das auf jedes Lied wie ein Brandzeichen gestanzt wird: Hier wimmert Corey Taylor, SLIPKNOT Frontmann und Idol einer Million, oder auch zwei. Zweites Manko: Das Tempo der Songs ist dermaßen schnell, dass Corey keine Chance hat hinterherzukommen. Allzu oft wirkt sein Geschrei wie Sprechgeschrei, Gerede inmitten eines Orkans. Das stört, und nicht zuwenig.
Der Rest der Band hat sich seit dem ersten (zweiten) Album beträchtlich gemausert, soweit das ging, heisst das. Joey Jordison, Drummer und [1], wurde von einem Bandkollegen in einem Interview als „bester Drummer der Welt“ bezeichnet. Falsch ist das nicht wirklich. Der Rhythmus, der auf der „Slipknot“ die perfekte Grundlage und Vorgabe für den restlichen Sound und Rhythmus war, wird hier zwar über Bord geworfen, dennoch ist die Art seiner Rumknüppelei grandios!! In den härteren Songs, sowieso in den 2 Softsongs, die irgendwie jedes SLIPKNOT-Album braucht um sich zu verkaufen, wirbelt die Perkussion derart vielfältig und einprägend durch die Lieder, dass man sie sich einem in die tiefste Region des musikalischen Bewusstseins bohrt, und dort als ewiges Denkmal für faszinierende Perkussion erhalten bleibt. Ich hab bisher weniger Bands gehört, die einen so verdammt guten Schlagzeuger dabei hatten, um alleine mit der Perkussion eine gute Metalband abzugeben. Unterstützt wird [1] dabei wie gewohnt von [3] und [6], welche durch Aufstockung des Equipments bessere Effekte hervorrufen, als man sich vorstellen kann. Perkussionstechnisch ist das Album, wenn man den fehlenden Rhythmus und die Konzeptlosigkeit des Sounds ignoriert, ein absolutes Meisterwerk.
Das Bassistenschwein [2] hat sich seit „Slipknot“ nicht auffallend geändert, wenn man den Bass hört, krampft er wie eine wildgewordenen Wildsau durch die Luft und lässt die Atome beben. Zu mehr ist er leider immer noch nicht fähig. Kein Rhythmus im dröhnenden Klangfeld, keine verzerrten Effekte, kein gar nichts. Aber immer noch solide Grundlage des Sounds, und absolut unschuldig am Desaster, in welches der „neue“ Sound der Band schließlich resultiert.
Als Todesstoß für den grandiosen Sound könnte man das Verschwinden des TurnTables und des Keyboards ansehen, welche sich nur noch im Hintergrund bewegen und sich nurnoch hier und da aus leiseren Passagen raushören lassen. [0] und [5] haben durch die Perfektion der Effekte auf der „Slipknot“ großen Anteil daran gehabt, dass diese Platte zu einem Meisterwerk wurde. Effekte jeder Gang- und Klangart faszinierten und bogen den Sound so zurecht, dass er eben wie eine kranke Offenbarung des Neo Metal’s klang.
Dem ist HIER nicht so. Dass die Sounds und Effekte nurnoch undeutlich hervorkommen, lässt das neue Machwerk „gewöhnlich“, soweit man den DeathMetal als „gewöhnlich“ bezeichnen kann, erscheinen. Schade.
Die Gitarrenmänner [4] und [7] leisten auf der „Iowa“ zwar ganze Arbeit, doch aus der Versenkung des überladenen Chaos heben sie die das neue Album trotzdem nicht. Hart und einprägend, wie eine Abrisskugel in voller Fahrt kreischen die Gitarren durch die Luft, derbste Gitarrenkunst in Tempo und Härte stark an DeathMetal erinnernd, dreht im Nu jeden Gehörgang auf Links und schreit auf die eigene Art und Weise die Message des Albums raus in die Welt: „People = Shit“. Gesteigert haben sie sich auf jedenfall, härter, solider und verzerrter klingt das Saitenwerk.
Trotz der allgemeinen Verbesserung des Sounds kommt das Album nicht an den Vorgänger heran. Vom Konzept und Erscheinen des Sounds erinnert mich das ganze and das unoffizielle (erste) Album „Mate Feed Kill Repeat“, welches unter Fans um die 1000 DM gehandelt wird.
DeathMetal, gepaart mit typischer SLIPKNOT Insanity, durch Erfolg und Geld noch ein bisschen schlampiger am Sound gebastelt als nötig, und den Gott des NeoMetal’s, Produzent Ross Robinson, machen aus der „Iowa“ ein Machtwerk an Hass und Brutalität.
Das war es dann aber auch. Der eigentlich wunderbare Sound verliert sich, ist absolut überladen mit Ideen und Einflüssen, und artet nach einigen verdammt guten Einlagen mit Rhythmus und überzeugender Härte in ein heilloses Desaster aus Geschrei und hilflosem Rumgeklampfe aus. Was die Gründe dafür sind, lässt sich leicht erraten: Eine 9 Mann Band, mit 9 mal 100 Ideen für das neue Album, mit noch mal 9 eigenen Einstellungen, 8 Instrumenten, und 100 Millionen Dollar kann gar nichts vernünftiges zu Stande bringen, solange sie sich nicht für eine klare Linie entscheiden, ein Konzept, welches für das Album gelten soll. Das haben SLIPKNOT auf ihrer Meisterwerk „Slipknot“ getan. Die „Iowa“ auf jedenfall ist hoffnungslos überladen. Der perfekte Sound, die grandiosen Ideen in dem Album verlieren sich in dem Chaos. Die „Iowa“ ist eine zurückgebildete Weiterbildung der Band, und dass es beim nächsten Album besser wird, lässt sich nicht hoffen....
‘Cause The Show Must Go On
Anspieltips: People = Shit, Desasterpiece, Metabolic
- Redakteur:
- Michael Kulueke