SLIPKNOT - Slipknot
Mehr über Slipknot
- Genre:
- Nu Thrash
- 742617000027
- (sic)
- Eye L Ess
- Wait And Bleed
- Surfacing
- Spit It Out
- Tattered & Torn
- Me Inside
- Liberate
- Prothetics
- No Life
- Diluted
- Only One
- Scissors
Das selbstbetitelte Debüt von SLIPKNOT ist ein Meisterwerk. Auch wenn jetzt wieder alle Maggots den Mund aufreißen und sagen: "Aber das ist nicht das Debüt!", dann sollen sie ruhig, aber mit dem SLIPKNOT, das die Welt kennt, hat das 'erste' Album nichts zu tun, und selbst die Band hat sich davon distanziert und es auch nie freiwillig in die Hände der Fans gelegt.
Also sprechen wir hier über das Album "Slipknot" als Debüt und Renner schlechthin. Und lassen mal den ganzen Maskenwahn und Hype um die Band außen vor. Mit dieser Platte brach in Iowa ein Orkan los, vor dem sich die Welt fürchtete. Neun Leute, die sich zu etwas zusammengefügt hatten, was mit purer Energie über das Land und diesen Planeten fegte. Getrieben einzig von ihrem Hass gegen die Einöde, aus der sie stammen.
So wie mir ging es sicher auch anderen, die SLIPKNOT zum ersten Mal hörten. Es war etwas zu hart auf nüchternen Magen, klang zunächst sehr gleich und oberflächlich. Doch 'Wait And Bleed' war das Tor, durch das man in die kranke Welt der Band gelangte. Und da dies als Single veröffentlicht wurde und mit einem beeindruckenden Livevideo auf MTV lief (übrigens im "weicheren" Terry-Date-Mix), war es nicht schwer, sich für SLIPKNOT zu begeistern. Alles in allem schien es, als würde hier alles zu Gold werden, was sie anfassten. Die Musik, so krank und so "dreckig" und "schlammig" sie teilweise auch klingen mochte, zog unerbittlich in ihren Bann. Den Titeln fehlt es keinesfalls an Eigenständigkeit, und alles wirkt etwas größer als bei herkömmlichen 4-Kopf-Bands. Man vernimmt eine Flut aus Geräuschen und Melodien, die aus dem Album blutet.
Das kranke Intro ist wegweisend und bis auf zwei kleine Ausnahmen ballert das Album in voller Länge durch. '(SIC)' eröffnet und 'Eyeless' verlängert den Wutanfall aus Power, bis zu dem, für das Album allgemein gesehen, ungewöhnlich melodischen 'Wait & Bleed'. Und ganz allmählich zeichnet sich ab, welch ein Monstrum sich da im Player befindet. Ein monotones Gitarrenriff eröffnet das wohl stärkste Stück des Albums, 'Surfacing'. So stupide sich der Refrain auf dem Blatt auch liest, dieses Lied hat es in sich und die Kraft, ganze Berge platt zu rollen. Aber warum einzelne Lieder hervorheben, wenn es hier geschafft wurde, bis auf 'Tattered & Torn' jedes Lied auf einem so beängstigend hohen Niveau zu bescheren? Reine Zeitverschwendung, denn hier ist es Pflicht, mindestens das Digipack zu haben, denn die vier Bonustracks darauf gehören zu den besten des Albums. Leichtfüßig entwickelt sich dabei 'Interloper', die Demo von 'Diluted', zu einem noch besseren Stück als das Original. Genauso wie 'Despise' das schwerfüßige 'Purity' vom "ersten" Album in den Schatten stellt. Und selbst das Gelaber am Ende der Disc sollte man sich antun, denn dort bricht unvermittelt noch 'Eeyore' los! Diese drei Juwelen, zusammen mit dem durch Brachialschrei eröffneten Kracher 'Get This', heben das ganze Album noch zwei Etagen höher im Metalolymp. Da ist es nicht verwunderlich, dass diese auch gern live performt werden.
Es scheint, als würde der Sound der Band umso besser, je kürzer, schneller und lockerer die Stücke angesetzt werden. Zumindest erscheint einem der Rest des Albums dagegen etwas langwierig.
Obwohl hier niemand das Rad neu erfindet, ist das Ergebnis beispiellos. Qualität durch Quantität! Eine Stimme, stärker als die von Max Cavalera, der aggressivste Drummer der Neuzeit, unterstützt von zwei Percussion-Spezialisten, zusätzlich nicht nur ein DJ, nein auch ein Sampler! All das, um akustisch zu fluten … mit Erfolg! Erfolg, der sicherlich auch durch Unbeschwertheit gezeichnet war. Wären sie gescheitert, hätte niemals jemand etwas von SLIPKNOT gehört und sie hätten weiterhin in Iowa die Köpfe zum Platzen gebracht. Doch sie waren genau das, was die Welt scheinbar brauchte. Man braucht eben keine neue Droge zu erfinden, um eine Überdosis auszulösen, denn selbst die gewagten Outfits und der "Gag" mit den Masken kamen nicht aus Iowa, wenngleich man sich durch Popularität das Trademark daran sichern konnte.
SLIPKNOT ist schlicht die beste Nu-Metal-Band, weil sie dies eben nicht ist! Nur wer sich bis zur Unkenntlichkeit weit aus dieser Schublade herauslehnt, ist gut in diesem Genre.
Dies ist das Album schlechthin, an dem sich jede Nu-Metal-Band des neuen Jahrtausends nun messen muss ... und scheitern wird.
Anspieltipps: Wait And Bleed; Surfacing; Interloper; Despise
- Redakteur:
- Michael Langlotz