SLIPKNOT - The End, So Far
Mehr über Slipknot
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Roadrunner Records
- Release:
- 30.09.2022
- Adderall
- The Dying Song (Time To Sing)
- The Chapeltown Rag
- Yen
- Hivemind
- Warranty
- Medicine For The Dead
- Acidic
- Heirloom
- H377
- De Sade
- Finale
Das Ende von SLIPKNOT, so wie wir sie kennen?
Viele Gerüchte und Vermutungen kamen auf, als SLIPKNOT das neue, siebte Album, "The End, So Far" bekanntgaben. Ist es wirklich das Ende? Sprachrohr und Sänger Corey Taylor dementierte sofort: Es sei lediglich das Ende einer Ära und der Beginn einer neuen Phase. Hintergrund des Titels ist aber durchaus ein Bruch und zwar ist das Album das regulär letzte, dass die Band über Roadrunner Records veröffentlichen wird. Und mit gerade mal drei Jahren nach dem letzten Werk "We Are Not Your Kind" (2019) war man für bandverhältnisse relativ schnell. Sicherlich sorgte auch die Covid 19-Pandemie und damit leere Terminkalender für unverhofften Spielraum.
"Spielraum", dass kann man durchaus wörtlich nehmen, denn "The End, So Far" ist sicherlich nach "Vol. 3 (The Subliminal Verses)" (2004) das experimentellste Album der neun Maskenmänner aus Iowa. Ich würde sogar sagen, dass es im Vergleich noch weiter geht als "Vol. 3", denn "The End, So Far" stellt nicht nur eine Variation des Bekannten dar, SLIPKNOT erfindet sich tatsächlich neu - teils!
Es gibt Momente, in denen ich auch als Fan erster Stunde großen Respekt zollen muss, vor dem Mut, die Musik in neue Fahrwasser zu lenken. Bereits über den Opener 'Adderall', diesmal kein Intro, aber ein Song mit Intro-Charakter, könnte man eine eigenständige Rezension verfassen, gerade auch weil er viele "Iowa"-Puristen vor den Kopf stößt. Kein Wunder, denn ich fühle mich beim Hören eher an THE DOORS, LED ZEPPELIN oder gar THE BEATLES erinnert. Dass dann mit 'The Dying Song (Time To Sing)' und 'The Chapeltown Rag' zwei bandtypische Brecher folgen, ist großes Kino. Nur, um dann mit 'Yen' wieder in eine ganz andere Richtung mitgenommen zu werden. Lustig, war 'Spiders' vom vorherigen Album noch der "Ausreißer", könnte man zum Schluss kommen, dass der Song für "The End, So Far" wichtiger Vorbote war.
Soweit bereitet mir das viel Spaß beim Hören. Insbesondere Coreys Gesänge setzen dem Album eine unverkennbare Note, da er nicht nur "schreit" oder "singt", sondern viele Facetten dazwischen zeigt. STONE SOUR hin oder her, ich nehme Corey den Klargesang auf jeden Fall ab, interessanterweise mehr, als die Shouts.
Im weiteren Verlauf fällt das bluesige 'Acidic' auf. Hier wird komplett neues Terrain betreten, die Vocals von Corey machen den Song zu einem intensiven Erlebnis, aber auch die spannenden Akkordwechsel. Und ganz groß wird das Album mit jedem Song des letzten Drittels: Direkt in die Hölle wird man mit dem aggressiven 'H377' geworfen. Die Gangshouts sind hier gut eingesetzt und geben dem Titel ordentlich zusätzlichen Drive. Meine Highlights heißen aber 'De Sade' und 'Finale'. 'De Sade' kann trotz oder wegen seiner Dark-Metal-Ambitionen mit großem Refrain und tollem Gitarrensolo (warum gibt es davon eigentlich nicht mehr?) mitreißen. Und schließlich 'Finale', weil die Band hier nochmal komplett durchdreht und plötzlich Progressive Rock spielt, inklusive Streicher. SLIPKNOT-Fan sein war mal einfacher, ja, aber nie spannender. Dass man für dieses Album Joe Barresi (u.a. KYUSS, TOOL, QUEENS OF THE STONE AGE, COHEED AND CAMBRIA, NINE INCH NAILS) ins Boot holte, sagt viel über die Ausrichtung aus.
Jetzt kommt das Aber. Unlängst konnte man von Gitarrist Jim Root aus einem Interview vernehmen, dass er den Songwriting-Prozess als etwas zu hastig empfand und zu einem gewissen Zeitpunkt nicht ganz hinter der Veröffentlichung des Albums stand. Leider kann ich das für einen Teil des Albums nachvollziehen, insbesondere für 'Hivemind' und 'Warranty', mit Abstrichen auch für 'Medicine For The Dead' und 'Heirloom', weil sie in ihren aggressiven Parts total austauschbar und in ihren melodischen Parts sehr belanglos klingen. Die Songs wirken von der Dynamik und den Arrangements gefühlt noch nicht ganz fertig, als ob man tatsächlich zu hastig war beim fertigstellen des Albums. Apropos Produktion: Den Sound finde ich trotz großen Namens leider nur mäßig gelungen, ich finde ihn zu fisselig, nicht wirklich greifbar und teils überladen mit Percussion.
Ich bin trotzdem gespannter denn je, wie das neue Kapitel von SLIPKNOT aussehen wird. Denn wenn man das selbstbetitelte Debüt-Album und nun "The, End So Far" mal parallel legt, muss man zu dem Fazit kommen: Die Band hat definitiv noch viel zu sagen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Jakob Ehmke