SLIPKNOT - We Are Not Your Kind
Mehr über Slipknot
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Roadrunner Records
- Release:
- 09.08.2019
- Insert Coin
- Unsainted
- Birth Of The Cruel
- Death Because Of Death
- Nero Forte
- Critical Darling
- A Liar's Funeral
- Red Flag
- What's Next
- Spiders
- Orphan
- My Pain
- Not Long For This World
- Solway Firth
Überragend, überraschend
Vorbei sind die Zeiten, in denen die Maskierten wie von der Tarantel gestochen drauflos prügeln als gäbe es kein Morgen mehr. Und dennoch legt das nunmehr sechste SLIPKNOT-Album eine nostalgisch anmutende Frische an den Tag, die ich bei meiner ersten Bandberührung zu "Iowa"-Zeiten vernahm. 20 Jahre nach dem gleichnamigen Debüt nahmen Taylor und seine leicht veränderte Mannschaft dies wohl zum Anlass, ein Album zu kredenzen, das das Beste aus bisher fünf veröffentlichen Studioalben bündelt und es intelligent und vor allem wirkungsvoll kanalisiert.
"We Are Not Your Kind" ist keinesfalls ein ganz gewöhnliches SLIPKNOT-Album, es ist mehr ein Blick in die Vergangenheit, ein fester Stand in der Gegenwart und Ausblick auf die zukünftigen Schandtaten kombiniert mit einer wie immer hervorragenden Produktion, einer Atmosphäre, die den Hörer ab der ersten Sekunde in den Bann zieht und einem ungemeinen Abwechslungsreichtum. Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt, von brutalen Axtmassakern zu einem überaus coolen und durchdachten Groove, von Songs, die einem ins Gesicht peitschen zu Sequenzen, die einem Soundtrack gleichen. Kurzum: "We Are Not Your Kind" hat unfassbar viel zu bieten.
Eines ist definitiv klar: Die Langzeitwirkung ist kaum von der Hand zu weisen. So viele Passagen, Sequenzen und detailverliebte Momente, die einem erst nach dem vierten, fünften Durchgang auffallen und für ein hohes Maß an Nachhall sorgen, hätte ich der Platte trotz der emotionalen Klasse ihres Vorgängers wahrlich nicht zugetraut. Doch dann gibt es beispielsweise Songs wie die bereits bekannte 'Unsainted'-Hymne, die aufgrund der Chöre, der Dichte und des Aggressionsfaktors als wunderbarer Kontrast hierzu die erste Duftmarke setzt. Doch die hohe Qualität zieht sich durch die gesamte Platte: Das eingängige 'Nero Forte' ist ein Ohrwurm erster Güte, 'Birth Of The Cruel' sowie 'Red Flag' zeigen SLIPKNOT einmal mehr von der harten, aggressiven aber dennoch nicht wutblinden Seite, 'Liar's Funeral' mit teils akustischer, teils schwer stampfender Kost sowie das balladeske 'My Pain' stecken trotz (oder gerade aufgrund) des Namens SLIPKNOT so voller Schmerz, Wehmut und Emotionalität und mit 'Spiders' haben Taylor und Co. ein ungewöhnliches und hochspannendes Meisterwerk geschaffen. Mit hohem Suchtfaktor faszinieren vertrackte Rhythmen, leichte Jazz-Momente und eine Dynamik, die ihres gleichen sucht, ab dem ersten Moment. Und mit den letzten beiden Songs 'Not Long For This World' sowie 'Solway Firth' schielen die Maskenmänner noch einmal dezent zu ihrer "Vol. 3"-Phase ohne jedoch die Frische und Aggressivität der Neuzeit zu vernachlässigen.
Maggots, die ab der ersten Stunde der Band die Stange halten, werden sehr gut bedient und mit lachendem Auge auf die Veröffentlichung schauen. Der Blick in die Vergangenheit ist zwar nicht von der Hand zu weisen, doch dieser ist so charmant und klug umgesetzt, dass es eher wie ein nostalgischer Fingerzeig als weniger wie ein Abklatsch alter Schaffenstaten herüberkommt. Dazu gesellen sich neue Einflüsse in Hülle und Fülle sowie ein ungemein hohes Maß an Experimentierfreudigkeit. "We Are Not Your Kind" ist kein Album für einen Abend. Es gleicht eher einer sehr guten, langjährigen Freundschaft, aus der man noch viele Jahre später Kräfte schöpfen kann, das einem Halt gibt und trotzdem aufregend mit leichtem Hang zur Explosionsgefahr den Hörer durch den Alltag begleitet. Hut ab, Freunde.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp