SMASHING PUMPKINS, THE - Aghori Mhori Mei
Mehr über Smashing Pumpkins, The
- Genre:
- ALternative Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Martha's Music / Thirty Tigers
- Release:
- 02.08.2024
- Edin
- Pentagrams
- Sighommi
- Pentecost
- War Dreams Of Itself
- Who Goes There
- 999
- Goeth The Fall
- Sicarus
- Murnau
Ein nicht mehr erwartetes Highlight einer der einflussreichsten Bands aller Zeiten.
Als THE SMASHING PUMPKINS kürzlich mal wieder ein Gastspiel auf hiesigen Bühnen gab, wurde ich noch einmal an meine ganz besondere Geschichte mit Billy Corgan und seiner Mannschaft erinnert. Mein vermeintlicher Einstieg in eine Schülerband scheiterte seinerzeit an den musikalischen Visionen. Ich wollte Heavy Metal, die Kollegen liebten "Siamese Dream", und die eigene konservative Einstellung ebnete seinerzeit den Weg für die anderen, nicht aber für mich. Als "Mellon Colli And The Infinite Sadness" schließlich erschien, hatte mich das PUMPKINS-Fieber doch noch gepackt, und als die Band dann auch für mich endlich durchstarten sollte, folgte das schwerer zugängliche "Adore" und schließlich die schleichende Auflösung.
Natürlich war die Nachricht über eine Rückkehr viele Jahre später auch an mir nicht spurlos vorübergegangen. Da jedoch die verschiedensten Kollaborationen des Masterminds mit unterschiedlichen Musikern, sowie seine Soloarbeiten, mich nicht mehr gepackt hatten, verfolgte ich die Reunion eher von der Außenlinie, weil das Spielfeld in der Folge nicht mit weiteren Epen bestellt wurde. Die einst so große, außergewöhnliche und vielleicht eigenwilligste Alternative-Combo hatte sich in ihrem Eigensinn verloren, und eigentlich war die Hoffnung längst aufgegeben, dass Corgan und Company noch einmal an alte Glanztaten würden anknüpfen können. Der Gig in Mönchengladbach weckte dennoch Neugier, und nun, wo "Aghori Mhori Mei" seit Wochen meine tägliche Beschallung während langer Zugfahrten geworden ist, kann ich mit Erleichterung, Freude, ja auch mit Begeisterung sagen: Ja, da ist es, das Album, auf das Fans lange warten mussten! Denn in der qualitativen Rangfolge ist die neue Scheibe die einzig logische Nachfolge zu besagtem Klassiker, der mir damals über zwei Scheiben verteilt so manchen Abend versüßte.
Doch was hat sich nun geändert? Warum ist die Band plötzlich wieder in der Spur? Und ist THE SMASHING PUMPKINS anno 2024 tatsächlich eine ganz andere Band als diejenige, die in den letzten Jahren nur verkopften Durchschnitt produzierte? Nun, womöglich sind es am Ende nur Nuancen, kleine Feinheiten, aber eben doch Kleinigkeiten mit großer Wirkung, die auf "Aghori Mhori Mei" wieder das Ruder herumreißen. In erster Linie ist die Gitarre in den zehn neuen Stücken wieder viel präsenter und dominanter als auf allen Platten seit dem Comeback. Corgan hatte seinerzeit eine echte Signatur entwickelt, und wenn man sich die Einleitung des Openers 'Edin' reinfährt, findet man genau diese Handschrift wieder, deren leidenschaftliches Spiel direkt den ersten Höhepunkt des neuen Albums markiert. Tolle Melodien, diese bittersüße Romantik, die alle damaligen Alben gekennzeichnet hat, und Corgans verwaschene, hier aber doch sehr eindringliche Stimme lassen einen erstaunt zurück - und voller Ängste, ob dies denn nur eine Eintagsfliege sein mag. Aber alle Sorgen lösen sich in den folgenden Minuten Stück für Stück in Luft auf. Das getragene 'Pentagrams' und die erste Auskopplung 'Sighommi' machen den perfekten Start rund und bringen eine Band wieder zum Vorschein, die man längst verloren glaubte.
Doch es passieren viele weitere aufregende Dinge auf "Aghori Mhori Mei". Träumerische Klangflächen erobern Nummern wie 'Pentecost' und 'Who Goes There', wahren aber die Präsenz der Gitarren in jeder Phase. 'Sicarus' liefert schmutzigen, zugleich aber auch verspielten Heavy Rock, wie ihn die Legende Anfang der 90er einführte, und mit melancholischen Geschichten wie 'War Dreams Of Itself' und 'Murnau' hätte die Band auch Herzen erobert, wenn ihr Name nicht auf dem Cover gestanden hätte. Alles wirklich tolle Nummern, die das letzte Fünkchen Nostalgie auf den Tisch bringen.
Nein, das hätte ich mir nicht träumen lassen, dass THE SMASHING PUMPKINS mit neuem Material noch einmal eine solche Euphorie auslösen würde. Es benötigte daher auch eine ganze Reihe von Durchläufen, um hier die Sicherheit zu entwickeln, dass der erste Eindruck auch ein bleibender ist, immerhin ist die Scheibe schon vier Wochen auf dem Markt. Doch die trügerische Garantie ist am Ende Wirklichkeit geworden. "Aghori Mhori Mei" ist das beste Album dieser einmaligen Gruppe seit "Mellon Collie And The Infinite Sadness" - und das ist echt mal ein Wort. Ein tolles Gefühl, dass das noch möglich ist!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes