SMASHING PUMPKINS, THE - CYR
Mehr über Smashing Pumpkins, The
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Sumerian Records
- Release:
- 27.11.2020
- The Colour Of Love
- Confessions Of A Dopamine Addict
- Cyr
- Dulcet In E
- Wrath
- Ramona
- Anno Satana
- Birch Grove
- Wyttch
- Starrcraft
- Purple Blood
- Save Your Tears
- Telegenix
- Black Forest, Black Hills
- Adrennalynne
- Haunted
- The Hidden Sun
- Schaudenfreud
- Tyger, Tyger
- Minerva
Corgan reist in die Untiefen des Synth-Pop.
Wenn Billy Corgan eines ist, dann unberechenbar. Das sollten die vergangenen 32 Jahre Bandgeschichte wohl jedem gezeigt haben, der THE SMASHING PUMPKINS in ihrer wechselhaften Karriere verfolgt hat. Den Höhepunkt hatte die Band aus Chicago dabei ganz klar in den Neunzigern, als der von Gitarren getriebene Alternative Rock der Kürbisse den Nerv der Zeit traf und mit "Mellon Collie And The Infinite Sadness" und dem Nachfolger "Adore" den Mainstream eroberte. Danach zerbrach die Band in ihre Einzelteile und wurde von Mastermind Corgan in den folgenden zwanzig Jahren in verschiedenstene Besetzungen und mit welchselnder musikalischer Qualität wiederbelebt. Inzwischen sind mit Gitarrist James Iha und Schlagzeuger Jimmy Chamberlin zwei Ur-Mitglieder zurückgekehrt und auch das Album "Shiny and Oh So Bright, Vol. 1 / LP: No Past. No Future. No Sun." deutete zumindest musikalisch wieder in die richtige Richtung. Die Zeichen für "CYR" sollten damit eigentlich gut stehen, insbesondere da Corgan in Interviews andeutete, dass Teile des Materials sogar aus den Neunzigern stammen. Also Vorhang auf für die glorreiche Rückkehr der Gitarren-Alternative-Rocks!
Doch solltet ihr im Gegensatz zu mir die merkwürdige Veröffentlichungspolitk, bei der direkt zehn Singles dem Doppelalbum vorweg geschickt wurden, verfolgt haben, dürftet ihr wissen, dass die vorangegangene Äußerung nicht weiter daneben liegen könnte. Beim Opener 'The Colour Of Love' werde ich nämlich nicht etwa von großartigen knarzigen Gitarren begrüßt, sondern stampfender Synth-Pop treibt den Song nach vorne und über allem thront die noch immer sehr eigenwillige Stimme Corgans, die von ausladenden Chören umspielt wird. Musikalisch ist das nicht was ich erwartet habe, doch ich muss zugeben, dass der Song schöne Hooklines zu bieten hat und vor allem auch dank der wunderbaren Akzente von Iha und Schroeder an den Sechsaitern als echtes Highlight durchgeht. "Vielleicht können die SMASHING PUMPKINS im Synth-Pop-Gewand doch funktionieren", denke ich und werden dann jedoch jäh von den folgenden 'Confessions Of A Dopamine Addict', 'Cyr' und 'Wrath' auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die elektrischen Gitarren geraten hier zusehends in den Hintergrund und statt einen hervorragenden Schlagzeuger wie Jimmy Chamberlin zu nutzen, liefert der Drumcomputer die Beats für mehrere fürchterlich belanglose Pop-Nummern.
Der Innovationsgeist Corgans in allen Ehren, aber noch mehr belanglosen Synth-Pop hat die Welt wirklich nicht gebraucht und eine so zahn- und ideenlose Nummer wie 'Haunted' auf einem SMASHING PUMPKINS-Album hören zu müssen, schmerzt mich als Fan des Frühwerks schon sehr. Erschwert wird der Stand von "CYR" zursätzlich von der viel zu langen Trackliste, die von zwanzig auch locker auf zehn bis zwölf Nummern hätte zusammengekürzt werden können oder sogar müssen. Ganz so düster wie es die vorangegangenen Zeilen vermuten lassen, ist das Gesamtbild schlussendlich dann doch nicht, denn immer wenn Iha und Schroeder mit ihren Gitarren ein wenig mehr in den Vordergrund treten dürfen, funktioniert das musikalische Experiment ähnlich wie beim bereits angeprochenen Opener doch ganz gut. Kein Wunder also, das eher auf der Gitarre basierende Songs wie 'Wyttch' oder 'Anno Satana' sogar als echte Glanzpunkte durchgehen.
Insgesamt ist "CYR" in meinen Ohren dennoch eine Enttäuschung und kann beileibe nicht mit älteren Veröffentlichungen der Bandgeschichte mithalten. Überraschen sollte mich das eigentlich nicht, denn wie eingangs erwähnt ist bei Billy Corgan eigentlich nur Verlass darauf, dass man sich eben auf nichts verlassen kann. Und so ist der Schwenk in die Untiefen des Synth-Pop vielleicht auch der einzig logische Schritt, der im Kopf des Masterminds nach 32 Jahren noch Sinn ergeben hat. Die Fangemeinde hatte (ähnlich wie ich auch) angesichts des wiedervereinigten Lineups sicher auf eine deutlich andere Ausrichtung gehofft, doch Erwartungen zu erfüllen, war noch nie Corgans stärke - im Guten wie im Schlechten.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs