SMOLSKI, VICTOR - Majesty & Passion
Mehr über Smolski, Victor
- Genre:
- Metal-Klassik
- Label:
- Drakkar / BMG
- Release:
- 22.11.2004
- Majesty & Passion
- Suite I: Courante
- Suite I: Gavotte
- Suite I: Forlane
- Suite I: Menuet
- Concert for Violin, Oboe with Orchester: Chapter III
- Suite II: Bourree
- Suite II: Menuet
- Suite IV: Sarabande
- Concert for 2 Violins with Orchester: Chapter I
- Concert for 2 Violins with Orchester: Chapter II
- Concert for 2 Violins with Orchester: Chapter III
- Rocker Rider
- Day Without Your Love
- Destiny
- Longing (dedicated to my family)
Es gibt mittlerweile nicht mehr viele Gitarrenhelden, die diese Bezeichnung auch verdienen. Victor Smolski hat für mich jedoch einen unverkennbaren Stil entwickelt, der ihn aus der Masse an Saitenhexern heraushebt, und der damit auch verdientermaßen in einem Atemzug mit Gitarristen wie Malmsteen, Vai oder Satriani genannt werden darf. Er schafft es nicht nur, jedem Song durch sein Spiel noch eine besondere Note zu verleihen, sondern zaubert zumindest mir jedes Mal auch ein Lächeln ins Gesicht.
Mit "Majesty & Passion" liefert Herr Smolski nach "The Heretic" aus dem Jahre 2000 sein offiziell zweites Soloalbum ab. Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass sich der weißrussische Gitarrist auf diesem Werk überwiegend seiner ureigenen Liebe, der Klassik, und vor allem den Kompositionen von Johann Sebastian Bach widmet. Ein weiteres "metal meets classic"-Album? Jein. Auf der einen Seite natürlich schon, anderseits stehen die Rockelemente deutlich im Vordergrund, wobei dem von ihm selbst gegründeten "Inspector Symphony Orchestra" aus Minsk und weiteren klassischen Instrumenten genügend Luft zum Atmen gelassen wird. Im Prinzip könnte man rein vom Verhältnis der Instrumente her sagen, dass es wie "XIII" von RAGE umgesetzt wurde, wobei die Klassik der Motor ist, der jedem einzelnen Song das nötige Fundament liefert.
Wer Victor Smolski kennt, der weiß, dass es auf diesem Album keine Ecken und Kanten, keine ungewollten Disharmonien oder nicht zusammenpassende Verknüpfungen von Metal und Klassik gibt. Hier passt alles, so ungewohnt es auch auf den ersten Blick beziehungsweise beim ersten Hören auch klingen mag. Das ist vielleicht aber auch einer der wenigen Kritikpunkte an diesem Album. "Schön" trifft dieses Album am besten; teilweise sogar schon zu schön. Sehr pompös, sehr viel Pathos und extrem viele fröhliche Melodien.
Wenn man diesem Album lauscht, kann man sich des Eindrucks nicht verwehren, es wäre an einem einzigen Wochenende eingespielt worden. So frisch und frei klingt es. Dazu passt, dass sich der Maestro noch eine illustre Begleitband ins Studio geholt hat, bei deren reiner Erwähnung man schon andächtig mit der Zunge schnalzen muss. So geben sich unter anderem Uli Jon Roth, Steve Smyth (ex-Testament/ jetzt Nevermore), Bernd Aufermann (Running Wild), Sascha Gerstner (Helloween), Peavy und Mike Terrana (beide RAGE) und viele mehr auf diesem Album ein kurzes Stelldichein. Hier wurde jedoch kein reines "namedropping" betrieben, sondern Herr Smolski gibt jedem Instrument und beteiligten Musiker enorm viel Freiraum und Spots und hält sich dabei unerwartet weit im Hintergrund auf. Aber keine Angst, genügend Soli aus der Feder von Victor Smolski gibt es auf diesem Album trotzdem zu bewundern. Auf Anhieb lassen die Beiträge von Bernd Aufermann und Jazz-Gitarrist Michael Sagmeister aufhorchen. Klasse Arbeit!
Besonders gut gefällt mir die ganze Chose, wenn es etwas rockiger zu Werke geht, was vor allem den Mittelteil der Scheibe betrifft. So haben Songs wie 'Konzert für Violine, Oboe und Orchester: Chapter III', 'Suite II: Bouree' und 'Suite II: Menuet' (fantastisches Solo von Herrn Smolski auf Barmusikpart) einfach einen enormen Drive und könnten auch als klassische Instrumentalstücke auf jedem Metalalbum durchgehen. Zum Ende hin gibt es dann noch vier Bonustracks zu bewundern, die zwar nicht ganz in das eigentliche Konzept von "Majesty & Passion" passen wollen, aber noch einmal mächtiges Futter für alle Gitarristen sind. Hier werden sich die Gitarrenjünger wieder die Zähne ausbeißen. Die vier Songs wurden Ende der Neunziger aufgenommen, jedoch nie veröffentlicht. Mit 'Rocker Rider' geht es mit "Vai meets Satriani" fett, treibend und etwas verrückt los. Ein perfektes Instrumental im Stil eines wahren Gitarrenhelden; anschnallen und los geht es. Nach der wunderschönen Ballade 'Day Without Your Love' und dem klassischen Gitarrenrocker 'Destiny', findet die Scheibe mit 'Longing' einen schönen und ergreifenden Ausklang mit Akustikgitarrensolo und fast schon Filmmusikarrangements.
Endlich mal eine Soloscheibe, die auch diesen Namen verdient und nicht nur mit aufgewärmten und in der Vergangenheit abgelehnten Songs der Hauptband daherkommt. Auf diesem Album stellt Victor Smolski seine künstlerische Vielseitigkeit unter Beweis, dürfte es aber sehr schwer haben, ein passendes Zielpublikum zu finden. Trotzdem, wer sich so eine Mühe macht, den sollte man nicht nur loben, sondern ihm auch Gehör schenken.
Anspieltipps: Konzert für Violine, Oboe und Orchester: Chapter III, Suite II: Menuet, Rocker Rider
- Redakteur:
- Chris Staubach