SNAIL - Blood
Mehr über Snail
- Genre:
- Stoner/ Doom/ Riffrock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Metero City/ Plastic Head
- Release:
- 07.08.2009
- Mental Models
- Sleep
- Underwater
- Committed
- Via/ Penny Dreadful
- Relief
- Blood
- Cleanliness
- Screen
- Not For Me
- Blacklight
Kontrastfetter Stonerrock mit Direkteinfahrt ins Mitpfeifhirn.
Der Leserhörer kann sich derzeit sicher sein, dass sämtliche Veröffentlichungen des internetbasierten Labels Meteor City vor Spannung und Versiertheit nur so strotzen. So auch hier: SNAIL, ein symbiotischer Zusammenschluss alter Hausäbel aus der nordamerikanischen Verzerrerrockszene. Gegründet bereits 1992, stehen bisher neben einer 7" und einer ersten EP ein daselbst betiteltes Debüt von schon einem Jahr nach Bandgründung im Klassenbuch. Verwundert reibt sich da die Augen derjenige, der den letzten Satz gelesen hat.
Die Basis des Vierers ist die Westküstenmetropole Seattle. Da war doch was! G-R-U-N-G-E, genau genau, der zottelige und basshafte Stil der Anfangneunziger, der gerade in forma ALICE IN CHAINS und immer noch erfolgreichen PEARL JAM eine Renaissance erfährt. Und - jepp! - auch in SNAILS Erfordernissen ist der Holzfällerstil nicht zu verleugnen. Vor allem im sich fast zurücklehnenden Gesang von Mark Johnson ist das zu erleben. Ganz im Verborgenen, im Haus und damit dem familiären Umfeld nicht weit entfernten Heimstudio des Herrn Johnson, wurde ein Album eingeklopft, welches auf ganze dreizehn Jahre Entstehungsgeschichte zurückschauen muss. Aus alten Tapes und neues Hooks wurden elf Liederlein gebastelt, die in stetem Strom in einen spannenden Fluss hineinziehen. Diese Spanne ist übrigens deutlich herauszuhören. Musikhistorie sozusagen.
Ob es nun der Hochklassedampfer 'Sleep' ist – feines Namens-Paradox – oder auch die langsamere Dickstampfe 'Screen'; zwischen diesen Polen bewegt sich das Blut der Musiker, wie der Albumtitel ja auch kündet. Der geneigte Hörer kann sich unter Umständen an die ebenfalls hervorragenden CHUM erinnert fühlen, einen Koloss aus metallenem Rock auf Breitwandgitarrenbasis und mit melodischen Refrainzügen, der sich tief in das Gedächtnis niederpflanzt. Neben feinen Einfällen und Tonbögen stimmt hier eben auch die richtige Nackenschubserportion, um nicht zu jammervoll zu geraten. Der Kontrast gelingt, da die Musik so nicht in eine der gängigen Klischees abdriftet, ja sogar vereinzelte "Huh Hu Huus" sind in diesen Betonrock eingelassen worden. Um die Berifflichkeiten nicht allzu auszuwalzen, wird hier mal in eine Ruhigpassage eingebogen, dort einmal die gelassene Monotonie des selbstbewussten Jamrocks ausprobiert. SNAIL kann sich's leisten, "BLOOD" ist eines der spannendsten und trotzdem konservativsten Alben des Jahres geworden. "Konservativ!" - werden sie jetzt wieder schreien die Worteinordner und Eintöpfer, aber hier bedeutet es, dem Kanon der kraftvollsten Erfindungen der Rockgeschichte zu folgen. Nichts anderes. Doomgrunge, Stonerpop, hört 'Via/ Penny Dreadful' – das Leben ist schön.
Schön ist, dass die Herren "gut Ding' will Weile haben" beherzigt haben, denn das Ergebnis ist ein Album mit gehörig Nachhallpotential geworden.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben