SO COLD - A Touch Of...
Mehr über So Cold
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 29.03.2006
- ...Rain
- Opening
- Kiss The Scythe
- The Deceiver
- Black Harmony
Alles beginnt damit, dass fünf junge Männer aus dem italienischen Triest ihre Vorliebe für finnischen Gothic Metal der 90er-Jahre entdecken. Nicht untalentiert machen sie sich an eigene Kompositionen und legen Ende März 2006 ihre Fünf-Track-CD "A Touch of..." vor. Was hier zu hören ist, ähnelt allerdings den Vorbildern aus dem hohen Norden derart, dass von innovativer Kunst sicher nicht die Rede sein kann. Gleichwohl:
Track eins mit dem Titel '...Rain' ist eine lässige Midtemponummer mit schleppenden Basslinien und durchaus eingängiger Melodie, bei der die typische Gothic-Machart bereits erkennbar ist. Das folgende, zunächst langsam beginnende 'Opening' entwickelt sich recht bald zu einer flotten Nummer, die ebenfalls unschwer den Weg in die Gehörwindungen findet. Sänger Michele lässt dabei erquickliches Gesangstalent erkennen. Seine schwere, tiefe Stimme trägt nicht unerheblich dazu bei, das typische Gothic-Feeling beim Hörer zu erzeugen.
Allerdings könnte man meinen, dass es nicht Michele ist, der da zwitschert, sondern vielleicht Ville Laihiala von SENTENCED, J-P Leppäluoto von CHARON oder dass die Herren von PARADISE LOST hier mitgespielt haben. Das nimmt ein bisschen den Schwung für die folgenden beiden Stücke, von denen besonders 'The Deceiver' schwermütig und zäh dahin fließt. Track fünf, 'Black Harmony' nimmt mit gesteigertem Tempo wieder etwas Fahrt auf und animiert mit rhythmisch-rauer Gitarre zum ... nein, zum Headbanging nicht, aber immerhin zum Mittanzen. Tatsächlich kann man sich alle Songs der vorgelegten Scheibe gut als Clubnummern vorstellen. Tanzbar sind sie alle. Nach gut zwanzig Minuten ist das überschaubare Werk dann auch schon wieder zu Ende.
Fazit: Die Melodien gehen unkompliziert ins Ohr, es wird nicht gefrickelt, und von progressiven Akustiksalti bleiben wir verschont. Technisch handelt es sich bei der Eigenproduktion um eine ansprechende Arbeit, die sich ausreichend kraftvoll aus den Boxen der Anlage in den Raum ergießt. Eigentlich ist doch alles in Ordnung! Und trotzdem zünden SO COLD irgendwie nicht so richtig. Und das liegt unzweifelhaft daran, dass man sich des Eindruckes nicht erwehren kann, all das schon einmal gehört zu haben. Aus dem Schatten der musikalischen Vorbilder haben sich SO COLD nämlich noch so gar nicht gelöst. Wer sich nach dem Dahinsterben von SENTENCED nach einem gleichartigen Ersatz sehnt, der darf also bei SO COLD Zwischenstation machen, den Musikern wäre es aber zu wünschen, wenn sie künftig mehr an Eigenprofil gewinnen würden. Denn das Abziehbild der Großen seines Genres zu bleiben, ist langfristig weder für die Künstler noch für das Publikum gewinnbringend.
Anspieltipps: Kiss The Scythe, Black Harmony
- Redakteur:
- Erika Becker