SOEN - Lykaia
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2017
Mehr über Soen
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Udr (Warner)
- Release:
- 03.02.2017
- Sectarian
- Orison
- Lucidity
- Opal
- Jinn
- Sister
- Stray
- Paragon
- God's Acre [Bonus Track]
Erster Ohrgasmus des Jahres.
Als vor etwas über zwei Jahren das SOEN-Zweitwerk "Tellurian" erschien, kannte meine Euphorie bereits nach dem ersten Durchgang kaum Grenzen. In Windeseile mauserte sich der nicht ganz einfache Silberling zum Dauerbrenner in meiner Playlist und ergatterte im Schlußspurt noch den Titel "Album des Jahres". Das Werk zeigte die Schweden selbstbewusst, gereift, emanzipiert. Ich musste Superlative anhäufen, um die Stärken des Albums zu beschreiben. Und da ich nicht ganz alleine mit meiner Begeisterung war, dürften nicht nur bei mir die Erwartungen an das neue Langeisen enorm hoch sein.
Und ich darf vorweg nehmen, dass diese Erwartungen mindestens erfüllt werden. Allerdings bedarf es dafür schon ein wenig Geduld, denn "Lykaia" wird besser mit jedem Spin. Klar, es ist Progressive Metal, aber als Freund solcher Töne ist es üblicherweise dennoch kein allzu großes Problem in die Musik einzusteigen. Die wirkliche Kunst ist es ja, wenn sich die Songs mit jedem Durchlauf mehr entfalten und immer mehr Details den Weg ins Gehör schaffen. Nun hatte ich das Glück die Promoversion des Albums bereits im Oktober zu bekommen und kann jetzt - nach mehr als dreißig Umdrehungen - mit Sicherheit sagen, dass dies immer noch der Fall ist.
Was schon beim ersten Lauschangriff auffällt, ist die wunderbare, sehr natürliche und sehr transparente Produktion. Jedes Instrument bekommt seinen Raum, die Basslinien von Stefan Stenberg sind ebenso gut zu hören, wie jeder Fellschlag von Martin Lopez und jedes Saitenzupfen von Marcus Jidell. Und auch der Gesang von Joel Ekelöf bekommt exakt das richtige Gewicht. Wo auf "Tellurian" der Fokus auf ihn einigen Leuten zu viel war, dürfte diese Kritik nun verstummen.
Ansonsten ist "Lykaia" in erster Linie mal mehr SOEN. In Songs wie 'Opal' oder 'Sister' türmen sich die Gitarrenwände auf, die lauten Töne sind noch lauter, die leisen noch zarter. Es gibt Gitarrensoli, die Emotionen sind noch greifbarer. Alles ist echter. 'Sister' ist dafür ein perfektes Beispiel, geht es hier doch um die verstorbene Schwester von Schlagwerker Martin Lopez. Joel Ekelöf schafft es hier mit einer Nachdrücklichkeit zu singen, dass zumindest ich sehr schnell spürte, dass diese Nummer etwas ganz Besonderes ist. Doch auch das ebenfalls bereits genannte 'Opal' ragt heraus, wenn Ekelöf 'And I know, yes, I know that all these little things are coming back to haunt you' intoniert. Puh, da bekomme ich Gänsehaut.
Ich möchte jetzt gar nicht auf jede einzelne Nummer eingehen, denn das würde wahrscheinlich nur langweilen. Nur zu 'Lucidity' muss ich noch etwas sagen, da dies in meinen Ohren ein wenig der Schwachpunkt des Albums ist. Natürlich immer noch eine gute Nummer, aber es fehlt ihr auch jetzt noch ein wenig der Spannungsbogen, der daraus eine wirklich besondere Nummer macht.
Auch auf das Cover möchte ich noch kurz eingehen. Wo "Tellurian" mit einem etwas bizarren, aber völlig genialen Gemälde punktete, ist es hier der schlichte, aber sehr kraftvolle Wolfsprägedruck, der für Begeisterung sorgt und die Energie der Musik wunderbar widerspiegelt.
Langer Rede, kurzer Sinn: "Lykaia" ist absolut auf Augenhöhe mit "Tellurian" und die erste echte Messlatte für alle Prog-Alben im Jahr 2017. Lediglich 'Lucidity' verhindert dieses Mal die Höchstnote. Fantastisch.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk