SOFT MACHINE LEGACY - Live Adventures
Mehr über Soft Machine Legacy
- Genre:
- Fusion / Jazzrock / Spacerock / Progrock / Psychedelic / Ambient
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Moonjune (Broken Silence)
- Release:
- 29.10.2010
- Has Riff II
- Grapehound
- The Nodder
- In The Back Room
- Song Of Aeolus
- The Relegation Of Pluto / Transit
- Gesolreut
- Facelift
- The Last Day
Das Erbe von SOFT MACHINE unter die Leute zu bringen, ist ein echtes Live-Abenteuer.
Die legendäre Psychedelic/Progrock/Fusion-Formation SOFT MACHINE bedarf wohl keiner weiteren Vorstellung. 2002 brachte MoonJune Records-Produzent Leonardo Pavkovic erstmals Veteranen des mehrfach umbesetzten Langzeitprojekts unter dem Namen SOFT WORKS wieder zusammen, woraus schließlich SOFT MACHINE LEGACY hervorging. Als Hugh Hopper, SOFT MACHINE-Mitglied der Frühzeit, Mitte 2009 verstarb, nahm dessen Nachfolger bei der SOFT MACHINE der Jahre 1973-1976, Roy Babbington schließlich auch bei SOFT MACHINE LEGACY seine Stelle am Bass ein. Noch im selben Jahr trat die Band Ende Oktober in Habach und Linz auf, wo die Mitschnitte der vorliegenden "Live Adventures" entstanden.
Das Album wird von zwei Stücken der Habach-Show eröffnet, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Hier das kollektiv geschriebene, tiefgehend ambiente, spacige 'Has Riff II', dort der von Gitarrist John Etheridge geschriebene 'Grapehound', ein Jazzrockstück mit treibendem Saxophongroove. An diesem Instrument is Holzbläser Theo Travis zu hören, der einzige Musiker in der Band, der nie bei SOFT MACHINE spielte. Von ihm jedoch stammt der letzte Track des Albums, 'The Last Day', ein psychedelisches Fusionwunderwerk, das träumerisch und lebendig zugleich fließt, warm, bunt und verspielt klingt - tollstens!
Die, wie auch 'The Last Day' in Linz eingespielten, SOFT MACHINE-Stücke von Karl Jenkins 'The Nodder' und 'Song Of Aeolus' sind etwas ruhiger gehalten: Das erste fusioniert traumhaft eine smoothe Bassline und ein lebhaftes Becken mit sanft rollenden Drums und einer schwungvoll tänzelnden Saxmelodie in einer ruhiger begleitenden Gitarrenrahmung. Das Äolslied hingegen tönt geradezu soundtrackartig, indem die Flöte als erstes Leitinstrument eine melancholische Stimmung vorgibt, zu der dann die E-Gitarre ihr ruhiges, zunehmend bluesiger gefärbtes Klagelied anstimmt. Dass John Etheridge auch anders kann, zeigt sich bei seiner eher nach einem Jam klingenden Komposition 'In The Back Room'. Vor dem Hintergrund einer vornehmlich drückenden Rhythmusgruppe entfaltet sich der Gitarrist hier mit einigen schön verzwirbelten Bluesrocklicks in einem zwischen groovigem Jazz und langsamem Funk angesiedelten Stück, bei welchem schließlich Theo Travis' sämiges Saxophonspiel die Leitung übernimmt, bis sich Etheridge gegen Ende mit zirpender Gitarre wieder einschaltet. Insgesamt verströmt das Stück einen gewissen New-Orleans-Flair.
Zu Schlagzeuger John Marshalls größten Auftritten in Habach dürfte sicherlich der von ihm gemeinsam mit Theo Travis gestaltete Fusion-Groover 'The Relegation Of Pluto / Transit' zählen: Heißblütiger Freejazz trifft auf grollende Drums, bis sich die zuvor aufgebaute Spannung schließlich in einem längeren Schlagzeugsolo auflöst. Doch auch die neu arrangierten, alten SOFT MACHINE-Stücke tragen einiges zur Klasse der "Live Adventures" bei.
Mike Ratledges sehr abwechslungsreiches Stück 'Gesolreut' weist zumindest in der SOFT MACHINE LEGACY-Version starke Acidjazzeinflüsse und einen deutlich härteren Sound als die übrigen "Live Adventures" auf, bleibt aber dennoch im funky gebetteten Fluss. Das vom verstorbenen Hugh Hopper geschriebene 'Facelift' hingegen präsentiert SOFT MACHINE LEGACY voller Gloom; so ähnlich könnte BLACK SABBATH geklungen haben, hätten sich die Brummies damals als Jazz- statt als Rockband zusammengefunden.
Meine Anspieltipps sind das ambiente 'Has Riff II', der treibende 'Grapehound', der bluesige 'Song Of Aeolus', das funkige 'Gesolreut', die gloomige Elegie 'Facelift' sowie ihr psychedelischer Ausklang 'The Last Day'. Dass es selbst bei einem Kurzdurchgang mit weniger als sechs von insgesamt neun Stücken nicht getan sein kann, sowie die Tatsache, dass das Album qualitativ keineswegs zwischen Coverstücken und Neukompositionen zerfällt, unterstreicht nur, dass wir es hier mit einer formidablen Formation zu tun haben, die sich vor der originalen SOFT MACHINE nicht zu verstecken braucht.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz