SOIL - Play It Forward
Mehr über Soil
- Genre:
- Alternative Rock / Metal
- Label:
- Cleopatra Records
- Release:
- 26.08.2022
- Runnin' Down A Dream
- Thunder Kiss '65
- Nightmare
- No Voices In The Sky
- Snap Your Fingers Snap Your Neck
- Monkey Wrench
- What It's Like
- I Wanna Be Sedated
- Rockin' In The Free World
- Unsung
- Black Betty
Leider "nur" ein recht unterhaltsames Coveralbum.
Die Amerikaner SOIL waren immer eine dieser Bands, die meiner Meinung nach auf unserer Seite des Atlantiks nicht genug Aufmerksamkeit bekommen haben. Der Vierer erschien dabei Anfang der Zweitausender auf der Bildfläche, als Alternative-Metaller wie DISTURBED oder STAIND mit der Unterstützung von MTV auch hierzulande die Charts stürmten. Das Debüt "Scars" steht dabei für mich auf einer Stufe mit den eben genannten Acts und nimmt in Teilen auch schon die Erfolgsformel vorweg, die etwa Kollegen wie SHINEDOWN oder FIVE FINGER DEATH PUNCH auf die ganz großen Bühnen führte. Nach dem Erstling wurde die Bandgeschichte allerdings etwas turbulent, Sänger Ryan McCombs wanderte zu DROWNING POOL ab und kehrte später wieder zurück, doch im Studio waren die US-Amerikaner nicht gerade produktiv. So sind auch seit dem letzten Langdreher "Whole" wieder beinahe zehn Jahre ins Land gezogen, weshalb ich natürlich besonders gespannt war, als endlich mit "Play It Forward" ein Nachfolger in unserer Redaktion aufschlug.
Doch halt, die ersten Töne der Scheibe kommen mir irgendwie fürchterlich bekannt vor und auch beim Titel 'Runnin' Down A Dream' klingelt es. Na klar, das hier ist kein neuer SOIL-Song, sondern eine Coverversion des absolut großartigen TOM PETTY-Klassikers, die zwar nett klingt, aber zu keiner Zeit an den Charme des Originals heranreicht. Also zurück zum beiligenden Promo-Material, das mir schließlich die ernüchternde Realität offenbart: "Play It Forward" ist keineswegs der Nachfolger zu "Whole", sondern ein reines Coveralbum, das den Wurzeln der Alternative-Metaller Tribut zollen soll. Selbige sind ganz schön weit verstreut, denn vom bereits erwähnten TOM PETTY über NEIL YOUNG, die RAMONES oder MOTÖRHEAD bis hin zu HALSEY wird hier ein weites Spektrum abgefrühstückt mit recht variablen Resultaten.
So funktionieren beispielsweise die Nummern hervorragend, die aus dem Rock- und Metal-Kontext entliehen wurden, wie WHITE ZOMBIEs 'Thunder Kiss '65', 'Snap Your Fingers Snap Your Neck' von PRONG oder der MOTÖRHEAD-Track 'No Voices In The Sky'. Allesamt weichen nicht zu sehr vom Original ab, sondern werden nur vorsichtig in den SOIL-Sound transponiert. Ebenso geht die Neuinterpretation des NEIL YOUNG-Klassikers 'Rockin' In The Free World' in Ordnung, und auch HALSEYs 'Nightmare' wird recht packend und überzeugend umgestaltet. Ansonsten verlieren aber viele der aus fremden Spielarten entliehenen Nummer einen Großteil ihres Charmes. Der coole FOO FIGHTERS-Rocker 'Monkey Wrench' etwa wird gnadenlos mit wuchtigen Gitarren überrollt, während EVERLASTs 'What It's Like' zumindest in den Strophen seine wunderschöne Aura behält, im Refrain aber leider ebenfalls mit zu wenig Fingerspitzengefühl niedergeknüppelt wird.
Unter dem Strich ist "Play It Forward" damit ein typisches Coveralbum. Kurzweilig und teilweise sehr unterhaltsam, aber eben auch phasenweise verzichtbar. Wer unbedingt seine SOIL-Sammlung komplett haben möchte, kann hier zuschlagen, denn zumindest die Hälfe der Neuinterpretation ist wirklich spaßig, der Rest der Anhängerschaft wird wohl eher auf das nächste Studioalbum mit frischem Material warten.
- Redakteur:
- Tobias Dahs