SOLBERG, EINAR - The Congregation Acoustic
Mehr über Solberg, Einar
- Genre:
- Prog Rock / Art Rock
- Label:
- InsideOut Music
- Release:
- 16.02.2024
- The Price
- Third Law
- Rewind
- The Flood
- Triumphant
- Within My Fence
- Red
- Slave
- Moon
- Down
- Lower
Spannendes Konzert-Konzept, dem etwas die Abwechslung fehlt.
Erst im vergangenen Jahr legte LEPROUS-Frontmann EINAR SOLBERG mit "16" sein Solodebüt vor, doch nicht unbedingt jeder wird wissen, dass der Langspieler nicht den ersten Ausflug des Norwegers abseits seiner Hauptband darstellte. Quasi als Testballon für die Solo-Karriere, spielte Mr. Solberg im Jahr 2022 nämlich ein Livestream-Konzert, bei dem er sich das LEPORUS-Album "The Congregation" in Gänze zur Brust nahm und nur mit seiner Stimme und einem Piano eine komplett neue Interpretation des Silberlings anging. Der Audio-Mitschnitt jenes Streams erscheint nun auf CD, als Doppel-LP und auch digital unter dem Titel "The Congregation Acoustic".
Bei der Bewertung des dargebotenen Materials gibt es dabei Licht und Schatten, doch wie üblich fangen wir erst einmal mit den positiven Aspekten an. Da wäre natürlich das grandiose Songmaterial zu nennen, zu dem ich wohl nicht mehr viele Worte verlieren muss, denn uns allen ist sicherlich klar, was für ein starkes Album "The Congregation" ist. Dicht dahinter muss man natürlich auch einen Kniefall vor Einar Solberg machen, dessen großartige und eindringliche Stimme gerade dank der reduzierten Instrumentierung hier noch deutlich besser zur Geltung kommt. Mein Gott, der Mann singt sich teilweise wirklich die Seele aus dem Leib und jagt mir mehrfach eine meterdicke Gänsehaut auf den Nacken. Ebenso überzeugen die Piano-Arrangements der bekannten Songs in großten Teilen, transportieren sie doch die Dramatik der Originalversionen, während gleichzeitig die Reduktion auf das Wesentliche auch neue Perspektiven auf die bekannten Kompositionen offenbart.
Nun kommt aber die Krux, denn so toll das Piano-Stimme-Gespann für einen oder zwei Songs funktioniert, so sehr nutzt sich das Rezept auf kompletter Distanz irgendwie auch ein wenig ab. Lasst mich ein kurzes Beispiel einwerfen, das meinen Kritikpunkt etwas besser illustiert. Ich durfte nämlich ein ähnliches Konzert, wie das hier aufgearbeitete, im Jahr 2005 erleben, als BRUCE SPRINGSTEEN komplett alleine seinen Songkatalog auf der "Devil's & Dust"-Tour präsentierte. Bis heute gehört dieser Abend zu meinen liebsten Konzert-Erinnerungen, obwohl Springsteen ebenfalls komplett solo auf der Bühne stand und seine Songs teils in komplett reduzierten Varianten aufbot. Im Gegensatz zu Mr. Solberg bestritt der Boss den Abend aber an diversen Instrumenten und hielt damit das ungewohnte Setting zu jeder Zeit frisch. Mal spielte er eine zwölfsaitige Gitarre, mal saß er an der Hammond-Orgel oder am Piano und selbst vor einer reinen Bluesharp-Interpretation seiner Songs machte er nicht halt. Genau diese Abwechslung vermisse ich auf "The Congregation Acoustic" leider gänzlich, weswegen meine Aufmerksamkeit auch immer wieder vom dargebotenen Songmaterial abdriftet, weil hier schlicht die Widerhaken fehlen, die einen durchgehend packen könnten.
In Abrede soll dieser Kritikpunkt die musikalische Klasse, die hier von EINAR SOLBERG zur Schau gestellt wird, aber natürlich nicht stellen, denn handwerklich ist der Norweger wie gewohnt über jeden Zweifel erhaben. Nur funktioniert das Gesamtkonzept des Konzerts für mich persönlich nicht ganz, was ihr unter Umständen aber auch ganz anders sehen könntet. Mit einem Antesten macht ihr also definitiv nichts verkehrt, wenn ihr Mr. Solberg und LEPROUS mögt.
- Redakteur:
- Tobias Dahs