SOLSTAFIR - Masterpiece Of Bitterness
Mehr über Solstafir
- Genre:
- Progressive Black Metal
- Label:
- Spikefarm Records / Soulfood
- Release:
- 13.01.2006
- I Myself The Visionary Head
- Nature Strutter
- Bloodsoaked Velvet
- Ghosts of Light
- Ljósfari
- Ritual Of Fire
- Náttfari
SOLSTAFIR sind selbstbewusst. Ein "Masterpiece of Bitterness" soll es sein, das die isländischen Veteranen im elften Jahr ihres Bestehens auf den hart umkämpften Düster-Metal-Markt werfen, nachdem sie in den vergangenen Jahren zahllose Demos, EPs und ihr Quasi-Debüt "Í Blóði og Anda" herausbrachten. Mit dem finnischen Label Spikefarm Records scheinen die Jungs von der größten Vulkaninsel der Welt nun endlich auch eine Firma gefunden zu haben, die zuverlässig und mit Enthusiasmus die SOLSTAFIRschen kreativen Energien auf CDs gebündelt herausbringen kann - denn nichts anderes ist dieses "Masterpiece of Bitterness", ein endloser Strom aus vielseitiger Dunkelheit und abwechslungsreicher Melancholie, gepaart mit der nötigen Härte, gewürzt mit melodischer Unendlichkeit, verfeinert mit einer Spur Ironie und Witz.
Die Musik von SOLSTAFIR lässt sich dabei wohl mit keiner anderen Band dieses Planeten vergleichen. Zu einzigartig, zu anders sind diese Melodien und Rhythmen. Wenigstens Ähnlichkeiten bestehen, etwa mit PRIMORDIAL; auch ein Schuss OPETH, ULVER, BATHORY, MOONSORROW, NEUROSIS und früher TIAMAT-Sound scheint in den Noten verwoben. Doch SOLSTAFIR sind viel zu sehr SOLSTAFIR, als dass andere Bandnamen eine Rolle spielten. Schon am Anfang ihrer Karriere starteten die Isländer als obskure Black-Metal-Band, die so recht in keine Schublade passen wollte - und jetzt sind sie einfach ein eigener Musikstil, dessen scheinbar unerschöpfliche kreative Quelle in der isländischen (Musik-)Kultur liegt. Alles kommt vor: kurze jazzige Drum-Passagen, Pathos, sanfte Akustikgitarren, Einsamkeit, bitter-melancholische Einschübe mit wunderschön-fremden Melodien, Wut, schnelle Black-Metal-Parts; doch auch lupenreine Rocker-Anleihen haben einen Platz auf "Masterpiece Of Bitterness". Dazwischen drängen sich fast schon psychedelische Riff-Strukturen, allein der mehr als zwanzig Minuten lange Opener 'I Myself The Visionary Head' oder das vierzehn Minuten lang berückend zelebrierte 'Ritual Of Fire' sind beste Beispiele. Trotzdem klingen SOLSTAFIR nie so abgedreht, dass es als Selbstzweck erscheint, kein Stimmungsumschwung in dem organischen und angemessen erdig produzierten Gesamtwerk wirkt fehl am Platz. Über allem schwebt die Stimme von Aðalbjörn Tryggvason, dessen Organ genauso unbeschreiblich ist wie der Klang seines Namens. Einmal singt er mit hellem, kraftvollem Klang, als müsse er ein neues Evangelium preisen, dann kreischt er wieder bitterböse-eruptierend oder rotzt mit rauer Energie ins Mikro.
Schon allein ein Track wie das ergreifende 'Nature Strutter' strahlt eine Intensität und Wahrhaftigkeit aus, nach der tausend andere Bands jahrelang suchen - und die jene doch nie finden. Und auch hier fällt auf: Trotz vieler Breaks und unverhoffter Melodien verlieren SOLSTAFIR nie den Faden ihrer königlichen Songmotive aus den Augen. Ja, hier gibt es sie, diese Momente, in denen ein Album so voller Gefühl und Herzblut klingt, dass das Leben als Metalhead und als Fan dieser so verdammt geilen Musik noch lebenswerter wird, als es sowieso schon ist; wenn Melodien sich tief ins Hirn einfräsen und dort immer und immer wieder rotieren; wenn sich die Augen schließen und Bilder von hochschießenden Geysiren erscheinen, von weiten und kargen Vulkanschaften voller Eis...
Doch was sollen all diese Worte über SOLSTAFIR als bloß die permanente Erzeugung neuer Superlative? Dieses 70-minütige Album ist ein in sich geschlossenes Werk höchster Musizierkunst, ein roher Diamant, der nicht mehr geschliffen werden muss, weil das Werkzeug nur seine ursprüngliche Schönheit und sein erhabenes Wesen zerstören würde. Wer jemals in den Genuss eines so ursprünglichen Black-Metal-Songs wie 'Bloodsoaked Velevet' kommen sollte, der weiß um die Größe von "Masterpiece Of Bitterness". Bald ein Klassiker, jetzt schon ein Meisterwerk - und für SOLSTAFIR hoffentlich die Eintrittskarte für eine lange Konzertreise durch Deutschland ...
Anspieltipps: Wie schon gesagt, ein Meisterwerk ...
... und drei Texte noch dazu, als Anschauungsmaterial...
BLOODSOAKED VELVET
I´ve walked paths i swore not to take
I´ve searched ways that led to dark
It increased my sickness to the edge
I´m in a empty room
Searching it thru
Addicted to self destruction
I bleed with a smile
So sweet I kiss the knife
So hard I puke the smile
So come on, slay my dreadful soul
I brake the circle of oath
That I´ve chained around me
The deeper the deal is
The smoother the crush is
Aðalbjörn Tryggvason 2004
LUX FARE
In your ignorant bliss
You did emerge,
A god of flesh in this world.
I ate the fruits of forbidden knowledge
Or discovered the hidden truth,
So cast me down to the lower plains.
Souls I saw descending.
Down to the lower plains
To a lonely planet
Souls I saw ascending
As I drank the stream of the stars.
Lux Fare,
You have seen different heavens
With different stars
And different moons.
My flesh descending,
My soul ascending;
Mine are the highest plains!
Guðmundur Óli Pálmason 1998
GHOSTS OF LIGHT
Ghosts of light here
Ghosts of light here now
Ghosts of light here
And they still ride
Overlit desert of abstract sounds and sights,
They search the land and they search the sky.
Frozen, in moments they will be bound.
Spiritless they are and they still ride.
Ghosts of light here
Ghosts of light here now
Ghosts of light here
And they still ride
Surreal sights for bleeding eyes
Opening and shutting wide.
If I try I will rise
With the ghosts of light
If I try I will rise
With the ghosts of light!
Guðmundur Óli Pálmason 2005
- Redakteur:
- Henri Kramer