SOLSTICE - Halcyon
Mehr über Solstice
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Cyclone Empire
- Release:
- 27.04.2007
- The Ravenmaster
- To Ride With Tyr
- Graven Deep
- Halcyon
- Gloves Of Metal
- Winter Moon Rapture
- The Sleeping Tyrant
- Blackthorne
- Hammer Of Damnation
- Neither Time Nor Tide
- Only The Strong
- Cimmerian Codex
- Solitude
Die Briten SOLSTICE darf man getrost als Doom-Metal-Legende bezeichnen. In ihrer langen Geschichte seit der Gründung 1990 hat es die Truppe um Gitarrist und Tausendsassa Rich Walker auf gerade einmal zwei offizielle Longplayer - "Lamentations" (1994) und "New Dark Age" (1998) - sowie eine EP namens "Halcyon" (1996) gebracht. Dazu kamen diverse Demos sowie zwei Split-Singles mit TWISTED TOWER DIRE (2001) und THE LORD WEIRD SLOUGH FEG (2002). Nicht jeder wird wissen, dass Rich in grauer Vorzeit mal dem wilden Noisecore-Haufen SORE THROAT angehörte und auch schon mit den Jungs von NAPALM DEATH zusammen gespielt hat. Zudem ist er Eigentümer des großartigen The Miskatonic Foundation-Labels, über das er diverse Underground-Klassiker von Götter-Bands wie eben TWISTED TOWER DIRE oder SLOUGH FEG, aber auch RITUAL STEEL oder IRONSWORD veröffentlichte. Dieser Mann sollte definitiv mal seine Memoiren schreiben!
SOLSTICE selbst haben es leider nie über den Status des Geheimtipps und der Insider-Kult-Band hinaus geschafft. Mit ihrem äußerst eigenständigen und unorthodoxen Sound nahm die Truppe selbst innerhalb der Doom-Szene eine Sonderstellung ein. Während für CANDLEMASS das sakrale Element zum Markenzeichen wurde, SOLITUDE AETURNUS die Verbindung aus musikalischem Anspruch und Trauerweidentum kultivierten und Heerscharen von SABBATH-Fanatikern die psychedelisch-rockige Seite des Zeitlupen-Stils in den Vordergrund stellten, zeichnete sich die Musik von SOLSTICE stets durch eine faszinierende Kombination aus dunkler Urkraft, Naturverbundenheit und Mystik aus. Dadurch verströmten die Songs immer eine sehr angenehme, warme Atmosphäre des Friedens, der Ausgeglichenheit und der Würde. Wenn man das Quartett von der Insel überhaupt mit irgendeiner anderen Band vergleichen kann, dann wohl mit den nicht minder atemberaubenden WHILE HEAVEN WEPT, deren Frontmann Tom Phillips als zweiter Gitarrist zum aktuellen SOLSTICE-Line-Up gehört.
Das Donzdorfer Doom-Label Cyclone Empire hatte nun die sehr begrüßenswerte Idee, die drei großen SOLSTICE-Werke in angemessenen, durch diverse Bonustracks aufgestockten Versionen wieder zu veröffentlichen. Zu meiner großen Freude darf ich hier ein paar Zeilen über "Halycon" verfassen, jene legendäre EP, die zwei der besten Doom-Metal-Songs aller Zeiten enthält: 'To Ride With Tyr' und 'Graven Deep'. Diese fantastischen, tief unter die Haut gehenden Hymnen lassen sich mit Worten kaum beschreiben, so intensiv und magisch sind sie - sollte man unbedingt mit eigenen Ohren gehört haben. Wer dann noch sagt, Doom sei langweilig und fade, dem kann ich auch nicht mehr helfen!
Die Scheibe wurde damals vervollständigt durch das schwebend leichte Instrumental 'Halcyon' und eine Cover-Version von MANOWARs 'Gloves Of Metal'. Für alle auserwählten Menschen, die das Original besitzen und lieben, wird die zweite Hälfte dieser CD besonders interessant sein. Da gibt es zunächst eine im Frühjahr 1994 eingespielte Urfassung von 'Winter Moon Rapture', das später auf "Lamentations" zu finden war. Es folgen die teilweise als Demo veröffentlichten Aufnahmen der "Drunken Dungeon Session" von 1997, die mit Hilfe eines Vierspur-Recorders im Proberaum entstanden sind, was man natürlich auch sofort heraus hört. "Halcyon"-Sänger Simon Mantravers ist hier bereits durch Morris Ingram ersetzt worden, dessen Stimmlage und Phrasierung ganz klar in die Folk-Richtung gehen, was dem Gesamtklang der Band noch einmal eine weitere interessante Nuance hinzufügt. Herausragend ist hier das mächtige 'The Sleeping Tyrant' (später Opener von "New Dark Age") nicht zuletzt aufgrund von Morris eindringlicher Performance. Abschließend hören wir zwei sehr räudig scheppernde, nicht wirklich essentielle Aufnahmen aus dem Jahre 1998, und zwar 'Cimmerian Codex' und das CANDLEMASS-Cover 'Solitude', das nachträglich mit Gesang von Karl Simon (THE GATES OF SLUMBER) versehen wurde.
Somit kann man hier von einem sehr wertvollen Re-Release sprechen, der SOLSTICE auf dem Höhepunkt des kreativen Schaffens zeigt. Wer diese wunderbare Band bisher verpasst hat, sollte diese Lücke in seinem ästhetischen Erfahrungshorizont unbedingt schließen, zumal das hübsch gestaltete Booklet einige Texte und ebenso informative wie liebevoll verfasste Liner-Notes enthält.
Anspieltipps: To Ride With Tyr, Graven Deep, Winter Moon Rapture, The Sleeping Tyrant
- Redakteur:
- Martin van der Laan