SOLSTICE - White Horse Hill
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2018
Mehr über Solstice
- Genre:
- Epic Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Eigenvertrieb / Invictus Productions / Iron Bonehead Productions
- Release:
- 21.02.2018
- III
- To Sol A Thane
- Beheld, A Man Of Straw
- White Horse Hill
- For All Days, And None
- Under Waves Lie Our Dead
- Gallow Fen
Englisch, episch, massiv.
Das Warten hat ein Ende, "White Horse Hill" der englischen Kultband SOLSTICE hat nach jahrelangen Verzögerungen, Namensänderungen und Vorabveröffentlichungen von Singles, Demos und sonstigen Formaten endlich das Licht der Welt erblickt und sollte Freunde elegischer, folkloristischer Melodien, rohen Sounds und ausladender Kompositionen begeistern. Bei "White Horse Hill" handelt es sich tatsächlich erst um das dritte vollständige Album der Band um Rich Walker, den Nachfolger des Meilensteins "New Dark Age", und entsprechend hoch sind auch die Erwartungen, mit denen vermutlich nicht nur ich an dieses Album herangehe. Wobei die Veröffentlichung auch in mehreren Schritten erfolgt: Zunächst einmal erschien lediglich die digitale Version, die dann im April von CD, LP und Tape über Invictus Productions und Iron Bonehead Productions ergänzt werden soll.
Aber genug des Vorgeplänkels, beginnen wir, uns mit dem Album auseinanderzusetzen: 'III' ist, wie der Titel vermuten lässt ein kurzes Vorspiel zum dritten Album, Naturklänge, andere Geräusche, es wird Stimmung aufgebaut, bevor uns mit 'To Sol A Thane' der erste Song um die Ohren gehauen wird. Den kennen begeisterte SOLSTICE-Anhänger bereits aus dem letzten Jahr, als das gleichnamige Demo veröffentlicht wurde. Was hier direkt auffällt, ist der sehr rohe, naturbelassene Sound; Gitarren und Schlagzeug klingen tatsächlich wie diese Instrumente klingen, während Sänger Paul hin und wieder hörbar gegen diese Soundwand ankämpft. Da der Gute auch keine ganz einfachen Gesangsmelodien zu besingen hat, fällt das hin und wieder noch stärker auf, man weiß eben nicht immer intuitiv, welcher Part als nächstes kommt. Dazu gibt es starke Leadgitarren und eine stramm marschierende Rhythmusgruppe, die die Energie für die gesamten acht Minuten aufrecht erhalten.
Mit 'Beheld, A Man Of Straw' gibt es anschließend ein ruhiges Zwischenspiel, akustische Gitarren, spärliche Instrumentierung, alles dominiert von Pauls eindringlichem Gesang. Hier treten die urenglischen Wurzeln SOLSTICEs besonders klar hervor, und nach dem ersten massiven Brocken Epic Dooms gibt es hier eine willkommene Verschnaufpause, ein Moment des Innehaltens, Zeit der Vorbereitung auf den Titelsong. Der schlägt dann mit 'White Horse Hill' wieder in die Kerbe des Openers: massive Riffs, ausladende Gesangsmelodien und Songstrukturen, die nur wenig mit gewohnten Schemata zu tun haben. Doch hier gibt es immerhin einen verhältnismäßig einfachen Refrain zu bestaunen. Nach knapp neun Minuten ist der Hügel jedoch erklommen und wir können uns mit 'For All Days, And For None' wieder einer ruhigeren Nummer widmen. Vorangetrieben von minimalistischem Drumming und einer fast komplett unverzerrten Gitarre klagt uns Sänger Paul sein Leid, was diesmal beinahe acht Minuten dauert, wobei wir im hinteren Teil des Liedes bereits das Rauschen von Wellen vernehmen können, die uns auf den nächsten und monumentalsten Bocken des Albums vorbereiten.
'Under Waves Lie Our Dead' braucht beinahe dreizehn Minuten, um sich voll zu entfalten und beginnt mit dem Läuten einer einzelnen Kirchenglocke zu weiterem Wellenrauschen, bevor es mit einigen der besten Gitarren- und Gesangsmelodien weitergeht, die man auf "White Horse Hill" findet. Hier treten auch die Parallelen zu ATLANTEAN KODEX am deutlichsten hervor. Kein Wunder, berufen sich die deutschen Epic Metaller ja bereits seit ihrer Gründung auf SOLSTICE als wichtigen Einfluss. 'Under Waves Lie Our Dead' beginnt jedenfalls klassisch-doomig mit Pauls pathetischsten Gesangslinien, bevor im mittleren Teil dann das Tempo angezogen wird. Gerade die parallel laufenden Leadgitarren und der Gesang machen hier einige Stellen zu echten Brechern, so dass das Lied trotz seiner Länge recht locker vorbeizieht und man sich im 'Gallow Fen' langsam und ruhig damit abfindet, dass "White Horse Hill" zu Ende ist.
"White Horse Hill" ist sicher kein Album, bei dem man sich einzelne Songs herauspicken sollte. Es entfaltet seine Magie und Wucht am Stück, als Gesamtwerk und idealerweise auf erhöhter Lautstärke. Dann bekommt man jedoch drei extrem starke Epic-Doom-Kracher und sehr schöne, akustische Zwischenspiele, die sicher auch PRIMORDIAL gut zu Gesicht stünden. Fans der Band haben vermutlich sowieso schon zugegriffen oder warten sehnsüchtig auf die Tonträger, und all jene, die aus unerfindlichen Gründen bisher noch nichts mit SOLSTICE zu tun hatten und epischen Doom Metal mögen, sollten dringend einmal hineinhören! An diesem Album werden sich nicht nur dieses Jahr alle anderen Genrevertreter messen müssen.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Raphael Päbst