SONDER GRAEMEN - Hoffart
Mehr über Sonder Graemen
- Genre:
- Black Metal
- Stengrave
- Blutsreich
- Volkmarst
- Allein
- Die Wunde
- Hoffart
- Grimmfrost
Die Musiker von SONDER GRAEMEN hassen es zwar, mit anderen Kapellen verglichen zu werden, sind aber dennoch der Meinung, dass Anhänger von BURZUM und NARGAROTH sich auch mit ihrem Stil werden anfreunden können. Das kann ich mir durchaus auch vorstellen, wobei sich die Gruppe durchaus auch stark von den genannten Referenzen unterscheidet. Lediglich die Atmosphäre und Ausstrahlung von Optik und Texten ähneln sich, ansonsten haben die Norddeutschen schon einen sehr eigenen Stil.
Das einleitende 'Stengrave' markiert dabei mit seinen Ambientklängen einen sehr vielversprechenden Einstieg, wobei das folgende 'Blutsreich' recht gewöhnungsbedürftig rüberkommt. Die Gitarren erinnern mich an die kargen Anfänge schwarzmetallischer Kunst, was durchaus als Kompliment gemeint ist. Während der harten Passagen ist mir allerdings der extrem derbe Gesang etwas zu weit im Vordergrund, so dass die Intrumentalfraktion leider ein wenig untergeht. Das ist im akustischen zweiten Hauptstück besser gelöst, wie ich finde, wobei hier die kanonartigen Klargesänge zwar ungewohnt, aber sehr gut sind. Mit dem langen Intro zu 'Volkmarst' hab ich dann wirklich gewisse Probleme, ertönen doch die Samples eines Saufgelages gemeinsam mit Akkordeon-artigen Tastenklängen zu schrägem Suff-Gesinge. Zum Glück kriegt das Lied mit dem Einsetzen der harten Gitarren noch die Kurve und entwickelt sich zu einem düsteren, zähen Stück.
Epische Orgelklänge kündigen 'Allein' an. Dazu treten dann mit starkem Hall belegte, poetische, klare Gesänge, die mich in gewisser Weise an das Kunstlied der romantischen Epoche gemahnen. Ein sehr schönes Stück, bei dem ich mir vielleicht noch etwas mehr Dominanz auf dem Gesang vorstellen könnte. Dennoch ist 'Allein' der bisherige Höhepunkt der Scheibe, dem das sehr entrückte 'Die Wunde' mit etlichen Hörspiel-Elementen zu Seite steht, das in der zweiten Hälfte noch starke schwarzmetallische Züge verliehen bekommt. Diese beiden Stücke werden jedoch vom zwölfminütigen Titel-Epos 'Hoffart' noch übertroffen, das sich aus vier Teilen zusammen setzt, deren erster mit dramatischer Erzählung glänzt und schließlich in sich abwechselnde aggressive und ruhige Abschnitte mündet. Es folgt in Gestalt von 'Grimmfrost' noch ein kurzer, gequälter, unter die Haut gehender Abschluss mit gesprochenem Text, bevor nach 35 Minuten Schluss ist.
Meine Eindrücke von "Hoffart" sind ein wenig zwiespältig. Auf der Habenseite können Alb, Yechiela und Widukind auf jeden Fall eine gigantische optische Gestaltung ihres Albums verbuchen. Dafür ein riesiges Kompliment! Dazu kommen sehr poetische und tiefgründige Texte in deutscher Sprache und ein gutes Gespür für Dramatik. Die musikalische Umsetzung bereitet mir dagegen gerade am Anfang des Albums streckenweise gewisse Probleme. Mal ist es die Abmischung, die etwas ausgewogener hätte sein können, an anderer Stelle ist es ein etwas skurriler Gesamteindruck, den ich nicht näher definieren kann. Dafür gibt es aber auch Weisen wie eben 'Allein' oder das Titelstück, die es dann doch schaffen, mich zu ergreifen. Das und die Tatsache, dass eh jeder die Musik anders wahrnehmen wird, bringt mich schließlich doch dazu, eine Reinhör-Empfehlung an diejenigen auszusprechen, die auf schwarzen Stahl stehen, der mit vielen Hörspiel-Elemeten, Ambient-Anklängen und poetischer Lyrik arbeitet. Bestellen könnt ihr den Silberling für sechseinhalb Euro plus anderthalb Euro Versand im "Gramladen" unserer Barden.
Anspieltipps: Allein, Die Wunde, Hoffart
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle