SONJA - Loud Arriver
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2022
Mehr über Sonja
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Cruz Del Sur Music
- Release:
- 23.09.2022
- When the Candle Burns Low…
- Nylon Nights
- Pink Fog
- Wanting Me Dead
- Fuck, Then Die
- Daughter Of The Morning Star
- Moans From The Chapel
- Loud Arriver
Düsterbunter Strauß an Rockmelodien
Es ist eine Binsenweisheit, dass es im Heavy Metal immer wieder Trends und Wellen gibt, der jeweils heißeste Scheiß, den nach einem halben Jahr viele Bands kopieren, die dann alle ein, zwei Jahre die Festivals bevölkern und dann bis auf einige wenige wieder in der Versenkung verschwinden. So geschehen mit der Folk- und Paganwelle der frühen 2000er, der neuen Thrashwelle kurz danach, dem Retrohype der frühen 2010er und so weiter. Und nun scheint es an der Zeit für die Gothic und Postpunkära im Heavy Metal zu sein. Das kündigte sich mit Bands wie BEASTMILK / GRAVE PLEASURES und IDLE HANDS / UNTO OTHERS an und wird in neuerer Zeit von einigen anderen Bands fortgesetzt.
Grob in diese Kerbe schlägt auch "Loud Arriver", das Debüt von SONJA aus den USA, wobei die Band bereits seit einigen Jahren an den Songs arbeitete und ich sie somit keinesfalls der Trendreiterei beschuldigen möchte. Dennoch sollte an dieser Stelle klar sein, was die geneigten Hörer und Hörerinnen erwartet: Rockmusik, die sich neben vielem anderen vor allem am englischen Gothic und Postpunk der 80er bedient, diesen mit allerlei anderen Versatzstücken aus Rock und Metal vermischt, eine warme, leicht verwaschene Produktion darüberstülpt und dann den Gesang hinter ordentlich viel Hall versteckt.
Und was soll ich sagen? Mir gefällt das auch bei SONJA auserordentlich gut, was sicher auch daran liegt, dass ich mit den unterschiedlichen Einflüssen schon einiges anfangen kann. Dennoch möchte ich hier deutlich machen, dass es mehr braucht als einen coolen Sound voller Referenzen, am Ende kommt es nämlich auf die Songs an, vielleicht bei dieser speziellen Spielart noch mehr als in anderen Subsubgenres, da man im sehr basischen Sound nur wenig verstecken kann.
SONJA schafft es hier auf voller Länge zu überzeugen, vom Opener 'When The Candle Burns Low', dem folgenden Hammer 'Nylon Nights' bis zum abschließenden Titelsong. Textlich hat "Loud Arriver" eine weitere Dimension, die das Album herausstechen lässt, denn Sängerin Melissa Moore verarbeitet dort in sehr deutlicher Weise ihre teils extrem negativen Erfahrungen mit ihrer öffentlichen Transition und dem Hass, der ihr teils aus der Metal-Szene entgegenschlug.
Mit dem bewußten Aufbrechen von Geschlechterkonventionen innerhalb der Szene leistet Moore nicht nur einen wichtigen Beitrag zu aktuellen Debatten, sie stellt SONJA auch in genau die Tradition der Gothic und Postpunk Bands der 80er, die ebenfalls gegen ähnliche Konventionen aufbegehrten. "Loud Arriver" ist ein Album, das beim ersten Hören zündet und einiges an Tiefe mitbringt, so dass es sich so schnell nicht abnutzt. Wer mit den rockigeren Ausläufern unserer Musik etwas anfangen kann, sollte diese Platte unbedingt gehört haben.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Raphael Päbst