SONUS UMBRA - Whiteout
Mehr über Sonus Umbra
- Genre:
- Prog Rock / Art Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Just For Kicks
- Release:
- 02.08.2024
- Whiteout Part 1
- Amnesia Junkies Part 3
- Whiteout Part 2 Aurumboros
- Whiteout Part 3 Veterans Of The Incel Pixel War
- Imperfect Ally
- Whiteout Part 4 Incognegro
- Whiteout Part 5 Into The Maelstrom
- Insects Part 4 Vita Pascitur In Vita
- Whiteout Part 6 Anthropocene Blues
- Whiteout Part 7 Epilogue Or Requiem
Politisch geladen, musikalisch sperrig und alles andere als bequem.
Wer Musik und Politik gerne voneinander trennt, der wird an dieser Stelle wahrscheinlich zur nächsten Rezension weiterklicken müssen, denn mit "Whiteout" tut SONUS UMBRA genau das Gegenteil. Woher der thematische Wind weht, dokumentiert dabei schon das eigenartige Coverartwork, bei dem ein korpulenter und auf der Toilette sitzender Mann, dessen Antlitz frappierend an das von Donald Trump erinnert, sich eine schiere Unzahl von Menschen einzuverleiben scheint. Dass hier eine musikalische Abrechnung mit dem amerikanischen Zeitgeist in der Trump-Ära auf dem Programm steht, lässt sich daher schon alleine auf der visuellen Ebene vermuten.
Konkret gibt Bandkopf Luis Nasser aber noch einen historischen Wendepunkt als Anlass aus, dieses Album zu verfassen. Unmissverständlich geht es ihm darum, seine und auch die amerikanische Gefühlswelt im Angesicht des Sturms aus das Kapitol am 6. Januar 2021 zu vertonen. Doch wie gelingt diese thematische Aufarbeitung eigentlich, wenn SONUS UMBRA doch im Kern als rein instrumentale Band unterwegs ist? Nun, es sind eingespielte Sprachfetzen und Spoken-Word-Passagen, die den Kontext für eine musikalische Untermalung liefern, die zwar souverän die Prog-Trademarks abhaken, gleichzeitig für Genre-Verhältnisse aber sehr ungestüm und aufgewühlt wirken. Um in dieser Form die emotionalen Eckpunkte des Erlebten rüberzubringen, müssen dann auch Streicher und Flöten weichen, die ansonsten immer für eine gewisse verträumte Stimmung bei SONUS UMBRA gesorgt und den Brückenschlag hin zum britischen Prog untermauert haben.
Die Kombination der emotionalen Aufgewühltheit und der sowieso schon etwas vertrackten Kompositionen im Prog-Sektor führt dann auch dazu, dass man im Falle von "Whiteout" definitiv nicht von Easy Listening sprechen kann. Vielmehr überträgt sich die Gefühlswelt von Songschreiber Luis Nasser praktisch direkt auf den Zuhörenden, sodass man sich nicht selten dabei ertappt, wie man sich im Sessel vor der heimischen Anlage fast ein wenig winden will, um der teils eindringlichen Umklammerung der Musik zu entkommen. Dass sich angesichts dieses Umstands eine Herausgreifen von Anspieltipps mehr als schwierig gestaltet, versteht sich da hoffentlich von selbst. Doch möchte ich wenigstens die Single 'Insects Part 4 Vita Pascitur In Vita' separat erwähnen, bietet sie mit ihrem dramatischen Aufbau und toller Gitarrenarbeit vielleicht noch den besten Einstiegspunkt, um sich dieses dichte und politisch geladene Album zu erschließen.
Trotz musikalischer Klasse und Respekt vor dem Mut, mit dem hier Luis gerade im doch eher unpolitischen Prog-Genre seine Idee umgesetzt hat, fällt eine abschließende Bewertung schwer. So sehr "Whiteout" seine politische und sozialkritsche Aussage auch mit Überzeugung an den Mann bringt, so sehr leidet eben auch ein wenig der musikalische Fluss unter dem Druck, eben primär die Message hinter der Musik transportieren zu müssen. In diesem Punkt zieht SONUS UMBRA dann doch massiv den Kürzeren im Vergleich zu ebenfalls konzeptionell ausgelegten Prog-Klassikern, weshalb ich am Ende trotz massivem Respekt nur zu sieben Zählern komme.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs