SORROGATE - Spinalonga
Mehr über Sorrogate
- Genre:
- Power / Thrash Metal
- Traitor
- Spinalonga
- Headhunter
- Open Door
- Rape Me
- Faces Of Death
- Madman's Dreams
- My Terrible Fear
- Wall Of Lies
- Whole Lotta Rosie (AC/DC-Cover)
Ob die fränkischen Power-Thrasher von SORROGATE mal im Urlaub auf Kreta waren? Keine Ahnung, aber es scheint mir so, denn bevor ich die Heimat der Minoer besucht habe, war mir das kleine Inselchen Spinalonga, das der Namensgeber dieses in Eigenregie veröffentlichten Debütalbums ist, kein Begriff. Als ich nun den Namen im Albumtitel wiedererkannt habe, regte sich doch deutliches Interesse an der Band, weil mein Besuch auf Spinalonga doch ein schaurig schönes Erlebnis war. Die von den Venezianern errichtete alte Festung vor der Nordküste Kretas war nämlich im letzten Jahrhundert eine Zeit lang die Leprakolonie der Insel. Zwar ist das Booklet mit einigen Bildern von dort geschmückt und der Titelsong handelt auch von diesem Thema, aber ein Konzeptalbum ist "Spinalonga" dann doch nicht geworden.
Egal, wollen wir uns der Musik des bereits seit 1992 aktiven Schweinfurter Quartetts widmen, das sich auf seinem ersten vollständigen Album (vorher gab's zwei Minialben) einer relativ eigenständigen metallischen Mischung widmet, die ihre Haupteinflüsse aus dem Thrash Metal einerseits und dem traditionellen Heavy Metal andererseits zieht. Das ist doch nichts Eigenständiges, sagt ihr? Nun, im Grunde genommen nicht, da viele Bands diese Genres mischen, doch SORROGATE klingen irgendwie anders. Wenn man nämlich zum Beispiel im Opener 'Traitor' im selben Song gleichzeitig Einflüsse von modernem amerikanischen Neo Thrash (besonders beim Gesang und einigen Riffs) und von melodischem Power Metal (im Leadgitarrenbereich) ausmachen kann, dann ist das schon ein bisschen was Besonderes. Mein persönliches Highlight ist das recht thrashige, schön rau und tief gesungene und mit einem tollen Shout-Chorus aufwartende Titelstück. Das weitgehend eher getragene 'Open Door' kommt auch ganz gut rüber, wobei hier besonders die derben Gesangskünste von Basser Roland Schäfer zu den dezenten METALICA-Einflüssen passen. Das melodischste Exponat auf "Spinalonga" ist 'Rape Me' mit seinen coolen, sehr stark in den Achtzigern verwurzelten Leadgitarren. Ansonsten bewegen sich die Franken meist im halbmelodischen Thrash, wobei der Gesang trotz aller Rauheit mehr Melodie einbringt als viele andere Bands ähnlicher Ausprägung, wie dies auch das sehr gelungene, düstere 'My Terrible Fear' belegt. Dezente Hardrockeinflüsse haben SORROGATE auch, was zum Beispiel das rockig-bluesige 'Madman's Dreams', das streckenweise an alte MOTÖRHEAD erinnernde 'Wall Of Lies' und natürlich das abschließende nette Cover zu AC/DCs 'Whole Lotta Rosie' unterstreichen.
Mir persönlich ist der Gesang im Versbereich manchmal ein bisschen zu abwechslungsarm, aber in den meisten Refrains gefällt er mir durchweg sehr gut, und ich muss betonen, dass er der Band eine sehr eigene Note verleiht, was das stärkste Plus von SORROGATE darstellt. Die Band klingt absolut nicht austauschbar und hat auf "Spinalonga" etliche Songs mit Wiedererkennungswert verewigt. Die Eigenpressung könnt ihr für 15 Euro inklusive Porto auf der Bandhomepage bestellen, wo ihr auch vorab mal reinhören könnt.
Anspieltipps: Spinalonga, Rape Me, My Terrible Fear
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle