SOULFLY - Conquer
Mehr über Soulfly
- Genre:
- Metal
- Label:
- Roadrunner Records
- Release:
- 25.07.2008
- Blood Fire War Hate
- Unleash
- Paranoia
- Warmageddon
- Enemy Ghost
- Rough
- Fall Of The Sycopants
- Doom
- For Those About To Rot
- Touching The Void
- Soulfly VI
Wenige Monate nachdem die beiden wiedervereinten Cavalera-Brüder ihr gewaltiges "Inflikted"-Album rausgehauen haben, kommt Max mit seinen SOULFLY ebenfalls mit einer gewalttätigen Scheibe daher, die gefährlich bekannt klingt, und doch vollkommen neu ...
Hat man einmal seinen Frieden mit dem ewigen Zwist SOULFLY-SEPULTURA und mit den ollen Kamellen abgeschlossen, die es einem immer schwerer gemacht haben, sich überhaupt auf die Mucke einzulassen, sollte es eigentlich zu ungetrübtem Musikgenuss kommen. Eigentlich.
Mit der CAVALERA CONSPIRACY hat Max es schon vorgemacht: Es geht auch ohne Geschnörkel, stumpf und straight macht ebenso Spaß wie das SOULFLY'sche Bespaßungsprogramm der Einbettung fremder Elemente in die Brachialversion des immer wiederkehrenden Cavalera-Stils. Damit sollte eigentlich alles gesagt sein. Die CONSPIRACY knüppelt, SOULFLY frickelt. So war es zumindest einmal. Denn der erste Durchlauf der neuen SOULFLY-Platte lässt überrascht aufhorchen: aus Versehen die falsche Platte eingelegt? Mitnichten. Da steht dick und fett SOULFLY drauf.
'Blood Fire War Hate' lässt erst überhaupt keine Zweifel aufkommen: "Gefrickel? Facettenreichtum? Vergesst das, hier gibt es auf die Fresse! Und zwar derbe!"
Das Tempo, das im ersten Song schon deutlich angezogen wurde, wird die ganze Platte über beibehalten, was dafür sorgt, dass die im ersten Durchlauf schneller vorbei ist als man hören kann, und das bei knapp einer Stunde Laufzeit! Natürlich erkennt man die Band hinter der Musik schnell wieder, der Gitarrenstil von Rizzo ist unverkennbar raus zu hören, der Rhythmus, die Songstruktur, einmal SOULFLY, immer SOULFLY. Und doch ist die Platte komplett anders, als das, was Max bisher mit seiner Band so rausgeworfen hat. Was schon etwas heißen will, denn bisher war es eher so, dass Max Cavalera stets sicher gegangen ist, dass seine Platten einander so ähnelten, dass man die Schnur der Entwicklung nahtlos raushören konnte. Hier aber hört man wohl zum ersten Mal in der SOULFLY-Geschichte erstaunt auf, denn das, was man hier bekommt, hat man beileibe nicht erwartet.
Einheitlich anstelle abwechslungsreich, straight anstelle gewunden, brachial anstelle facettenreich. Man beachte das "anstelle", denn normalerweise brachte Max es bisher immer recht überzeugend fertig, mit vielen "und" zu arbeiten, ohne irgendetwas auszuschließen.
Was nicht heißen soll, dass die typischen SOULFLY-Charakteristika fehlen, aber das Einstreuen von orientalischen Klängen sowie Soundelementen aus aller Welt deucht hier irgendwie Fehl am Platze zu sein, was ein ungeheuerlicher Gedanke ist, gerade wenn man es mit Max "Was nicht passt wird passend gemacht" Cavalera zu tun hat. Geliefert wird Metal mit den obligatorischen Hardcore-Anleihen, allerdings dieses Mal so kompromisslos und dermaßen schnell, dass einem das Hören übergeht, wenn man versucht, der Platte noch eine größere Bandbreite einzureden. Da geht nichts mehr. Die komplette Energie der Band beschränkt sich auf das, was man zu hören bekommt, und das macht die ganze Platte umso gewalttätiger.
Bei aller Freude, die man ob dieses Schlachtsfests empfindet, gehört die Platte doch wohl zu den geilsten Knüppelscheiben der letzten Monate, muss man sich eine Frage stellen: wenn Max extra betont, mit der CAVALERA CONSPIRACY die Kompromisslosigkeit und Härte herauszukitzeln, die er mit SOULFLY nicht zustande bringt, warum dann Monate später eine gefährlich ähnlich klingende Platte herausbringen? Grobes Kalkül oder Ideenlosigkeit? Glücklich macht beides nicht ...
Unglaublich, mal dem Stilbrecher schlechthin so etwas wie Stilbruch vorwerfen zu können!
Anspieltipps: Blood, Fire, War, Hate, Unleash, Rough
- Redakteur:
- Michael Kulueke