SOULTRACE - Ghost Of Liberty
Mehr über Soultrace
- Genre:
- Heavy Metal / Melodic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- SM Noise Records
- Release:
- 18.09.2025
- Wicked World
- Calm B4 The Storm
- Hellalujah
- Bringer Of Pain
- Thunder And Lightning
- Seasons In The Darkness
- Ghost Of Liberty
- Heaven Or Hell
- Pray For Me
- Shepherd Of The Damned
- Soul Robbers
- Old World
Der sehr gelungene Zweitling, baut die Stärken des Debüts weiter aus und schafft der Band eine eigene Nische.
Eine der größten Überraschungen des vergangenen Jahres in Sachen schwäbischen Metals war das wunderschöne Debütalbum "Born Again" von SOULTRACE. Stefan Fronk (Ex-BRAINSTORM) und Andy Susemihl (Ex-U.D.O., Ex-SINNER u.a.) gelang damit ein bemerkenswertes Comeback bzw. ein sehr überzeugender Einstand an neuer Wirkungsstätte. Wenn bereits ein gutes Jahr später der Nachfolger "Ghost Of Liberty" mit zwölf neuen Stücken in den Startlöchern steht, zeugt dies davon, dass Kreativität und Stimmung in der Band zu passen scheinen.
Vom Start weg fällt fraglos der erneut sehr ausgewogene und transparente Sound auf, den Andy Susemihl der Band in seinen Supermihl Studios zurecht gezimmert hat und der alle instrumentalen Feinheiten gut zur Geltung bringt. Dies ist auch entscheidend wichtig, denn wenn Andy Susemihl an Bord ist, weiß der Kenner, dass er mit einem wahnsinnig vielseitigen, melodischen und gefühlvollen Gitarrenspiel zu rechnen hat. Das Oeuvre bietet uns gleichermaßen romantische und verträumte akustische Zupfparts, rasante neoklassische Leads und Soli, und eingängige Riffs, die als Hooks ähnlich gut funktionieren wie die einschmeichelnden Refrains, die Stefan mit seiner markanten Stimme fernab der typischen Power-Metal-Klischees veredelt.
Als Dreh- und Angelpunkt inmitten des Albums bringt das wundervolle, halbballadeske 'Seasons In The Darkness' diese unscheinbare und doch so wahnsinnig effektive Vielseitigkeit perfekt auf den Punkt. Die Riffs werden immer wieder von wundervollen, harmonischen Akustikgitarren flankiert, welche die großen AOR-Bands der Achtziger nicht besser hätten zelebrieren können, das Solo hat eine leichte und dabei bestechende Alternative-Note, und die Gesangshooks sind einfach unwiderstehlich. An anderer Stelle zieht das Album aber auch flotten Power Metal mit rhythmischen Breaks und leidenschaftlichen Soli aus dem Hut, wie etwa beim Opener 'Wicked World' oder dem ebenfalls in der Albummitte platzierten Titelstück.
Was an Stefan Fronks Gesangsparts immer wieder auffällt, ist eine im positiven Sinne eigenwillig Rhythmik und Phrasierung, die etwa die Refrains zu 'Heaven Or Hell' oder 'Hellalujah' ganz besonders hervorhebt, und gerade beim Ersteren eine tolle Rampe für das Abheben des sich anschließenden eskapistischen Solos von Susemihl liefert. Auch die Backingvocals des Letzteren setzen hier sehr gefällige Akzente, welche das Werk weiter aus dem Durchschnitt herausheben. Etwas progressiver präsentiert sich der folgende Block, denn bei 'Pray For Me' sind die Riffs dann schwerer, die Harmonien dunkler, der Rhythmus stampfender und zermalmender, was gewisse RAGE-Vibes versprüht.
Am Ende bleibt mit dem Verklingen der letzten Klänge des finalen 'Old World' mit seinen großartig ineinander verwobenen Zupfmustern und Gitarrensoli ein sehr gelungener Zweitling, der die Stärken des Debüts weiter ausbaut. So schafft sich die Band eine eigene Nische, ohne all die Klischees auszuschlachten, die weite Teile des modernen Melodic Power Metals auszeichnen. Vielmehr hat SOULTRACE auch auf dem zweiten Album unheimlich angenehme Neunziger-Vibes, die es in dieser Art und Weise nur hier gibt. Einzig in Sachen Artwork hätte ich mir gewünscht, dass Coverkünstler Andy Kneißle den tollen Clown vom Debüt als eine Art Bandmaskottchen in einem neuen Setting nochmals aufgreifen darf, doch die Band hatte hier andere Pläne.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle


