SOUND EX, THE - Palomino
Mehr über Sound Ex, The
- Genre:
- Independent Rock
- Label:
- Demolition/Intergroove
- Release:
- 17.10.2008
- Enchantment
- Pastlife
- Loss
- Everything Will Be Fine
- Shaking Games
- Royal Blood
- KIMB
- Born Into The Grave
- 9 Mile Ride
- Let It Turn
- Palomino
Variable formidable britische Feinstmusik.
Nun ist es einmal doch so weit: "Palomino" von THE SOUND EX muss endlich mal besprochen werden. Nein, angepriesen. Kein Wunder, das Teil wird seit reichlichen vier Wochen überall mit hingeschleppt und eben - angepriesen. Der seltsame Namen rührt daher, dass die vier jungen Musiker vormals bereits unter THE SOUND EXPLOSION firmierten und nun eben deren Ex sind. Warum auch immer das so sein muss, die Kreativlinge benennen sich eben oftmals um. Die formidablen IMOGENE taten das kürzlich auch erst und heißen nun HEAVY WATER EXPERIMENTS.
Was muss man aber nicht alles vorweg schon lesen! Klebrige Klischees, diese immer ewig gleichen Sprüche, vor allem gern heruntergebetet auf der britischen Insel, hernach nachgebetet von Leuten des Festlandes. Wie auch hier, "die sind unglaublich jung, so britisch, so c-a-t-c-h-y, so..." Lässt man das alles mal weg und kümmert sich eine Schabe um das Geringel, so baut sich eine wunderbare Platte auf, mit der es sich hinreissend mitreisen läßt.
Kein einziger des Fastdutzends Beiträge bleibt zurück, wobei durchgängig eine Vielzahl wohltuender Independent-Klischees und Querstreben gezimmert werden. Der Nutzen dieser Akkorde und Harmonien ist ja deren Erfolg und der kommt nicht von ungefähr. Der einzige Moment, dem es sich auszusetzen gilt, sind die Gypsy-Gitarren-Anschläge, welche 'Everything Will Be Fine' eindingsen. Mensch, wann hat man sich das letzte Mal dabei erwischt so unerwischt lauthals "O-O-Allright!!" mitzuschreien, wie in 'Shaking Games'? Wann hat man sich zuletzt nicht dafür entschuldigt, daß man 'Royal Blood' als Schmalzperle gegen unwissende Unken verteidigt hat? Die Rezepte, die den gescheitelten lecker Kuchen so schmecken lassen, sind unbemüht wirkende Doppelgesangsfolgen, ein endlich mal gescheit mitspielender Bass, Ideen, Ideen, Ideen, Zwischentöne, Ausbrüche, ist Soul aus herrlich dünnen Kehlen, sind zwei Klampfen auf herrlich dünnen Beinen, die nie wackeln und uns selbstbewusst bespielen.
Das Album verschlingert sich wegen seiner Variationen nicht im Sumpf von Spielereien, bekommt immer wieder die Kurve. In dem Moment, in dem man sich gerade fragt, wie die den Dreher zurück zum Eingangsmotiv finden wollen. Und Zack, da ist es dann auch!
Das ist, was die doch schon Mittzwanziger richtig erkannt haben: Ein effektvoller Einstieg zu Beginn des Songs, folgend dann ein Aufbau um diesen Einstieg herum. Wahr ist auch, dass in den einzelnen Beiträgen eben nur insgesamt wenige dieser Motive zu den Treibern installiert werden. Wer ehrlich ist, sieht, dass das reicht.
THE SOUND EX überfordern uns nicht, wie in so vielen konzeptionell geäderten Vergleichsscheibletten, "Palomino" ist zu keiner Sekunde auch nur annähernd ein ödes Britenalbum. Es ist eines, was gleich wieder in meinen Reiserucksack wandert.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben