SOUTHERN VOODOO - Neon Dust Baby
Mehr über Southern Voodoo
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Rokarola/Music Avenue
- Release:
- 26.06.2009
- Girls On Trash
- No Revolution
- Neon Dust Baby
- Show Me Your Scars
- Road Kill 3000
- Star Maker
- My Girl With The Drugs
- Kick The Wall
- Concrete Angels
- Favourite Pornstar
- Silver Bullet
- Slow Suicide
- Subterranean High
Jack Daniels und Pommes mit Majo, oder: Kann räudiger Straßenrock aus Belgien kommen und dennoch rocken? Ja, das geht!
Die dritte Langscheiblette der vier Flamen macht genau da weiter, wo der Vorgänger "Devil’s Drive" aufgehört hat: Direkt und mit Verve und Burn Out die Straße hinunter. Gleich zu Beginn springen dem Hörer 'Girls On Trash' entgegen und der Schlachtruf "Bite Me!" versprüht Attitüde. Drei Minuten großartiger Auf-die-Fresse-Rock, der sich hinter Genre-Größen nicht verstecken muss. So nehmen uns Dominique und seine Mannen mit durch die staubigen Straßen Brüssels oder Antwerpens, vorbei an flackernden Leuchtreklamen, die sich im nassen Pflaster spiegeln, an dem Bordsteinschwalben in laufmaschigen Strümpfen mit Kussmund grüßen. "No Revolution", aber klar doch, und das Gaspedal runter, die Texte in den Abendhimmel gegrölt und grad egal, ob jemand meint, Dominique könnte nun singen oder nicht!
Nun wäre das Album sicher ziemlich langweilig, würde sich alles im oberen Geschwindigkeitsbereich abspielen, so dass es einerseits gut ist, dass SOUTHERN VOODOO das Tempo auch mal herausnehmen. Andererseits sind die langsameren Stücke nicht ganz so zwingend wie die Tour de Force vorher, so dass der Titelsong deutlich abfällt. Von nun an gibt es gute und schwächere Songs in ausgewogener Mischung, aber bis auf die Ballade 'Concrete Angels', die den Belgiern irgendwie nicht stehen will, sind alle Tracks mindestens ordentlich. Ein erneuter Höhepunkt ist das stark MOTÖRHEAD beeinflusste 'Road Kill 3000', dann folgt wieder eine Komposition der Marke "tausendmal gehört". Und so weiter mit Höhepunkten in 'My Girl With The Drugs' und 'Silver Bullet'.
Dass man mit dem Prinzip "Rock And Roll bis der Arzt kommt" der Marke "drei Akkorde müssen reichen" keinen Originalitätsblumentopf gewinnt, ist sicher auch SOUTHERN VOODOO klar. Das sie sich da mit dem Hintern draufsetzen, ehrt sie dadurch umso mehr. Zumal sie absolut professionell und selbstkritisch an "Neon Dust Baby" herangehen, denn (fast) jedes Stück endet, bevor es langweilig wird, mal unter drei Minuten, auf jeden Fall aber unter vier Minuten. Das könnten sich sogar einige der Szenegrößen mal abgucken, denn knackig auf den Punkt kommen ist offensichtlich gar nicht mal so einfach.
So ist dann auch nur der längere Song wirklich problematisch: Die oben bereits erwähnte Ballade drängt sich fast fünf Minuten lang zwischen uns und unseren Whisky, und da es viel zu gefährlich ist, mit erhobenem Feuerzeug oder Wunderkerze über die Straßen zu brettern, ist das Drücken der Skip-Taste aus sicherheitstechnischen Aspekten unumgänglich.
Gegen Ende schlagen die Belgier dann für fast zehn Minuten doch noch aus der Art, wenn sie nämlich mit 'Slow Suicide' einen leichten Phil Lynott-Touch bekommen und beim Rausschmeißer 'Subterranean High' tatsächlich den Blues entdecken. Daran mögen sich die Geister scheiden, aber da man sich vorher bereits in elf Stücken ausgetobt hat, kann man diese beiden Songs getrost als Bonus sehen. Ein Bonus, der mir viel Spaß macht und ein anderes Gesicht der Band malt.
Über eine Dreiviertelstunde Hard Rock mit Herz aus der Wüste westlich von uns sollte jedem, der auf Southern Rock, Stoner und Rotzrock steht, ein Ohr wert sein, denn wer braucht schon Originalität, Hauptsache es rockt. Baby. Genau.
Anspieltipps: Girls On Trash, No Revolution, Road Kill 3000, My Girl With The Drugs, Silver Bullet
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger