SOW DISCORD - Quiet Earth
Mehr über Sow Discord
- Genre:
- Doom / Noise
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Viral Propaganda PR
- Release:
- 26.02.2021
- When It Has Finally Come To Pass
- Ruler
- Everything Has Been Exhausted
- Watching From The Centre Feat Many Blessings
- Desalination
- An Eroded Fortune Feat The Body
- Functionally Extinct
- The World Looks On With Pity And Scorn
Ob H.P. Lovecraft das mit der lauschenden Leere meinte?
Was für ein abartiger, hässlicher Brocken Nihilismus ist das denn bitte? Ich muss gestehen, dass mich schon lange kein Album mehr so gefordert hat wie der Debüt-Langspieler "Quiet Earth" des Australiers David Coen. Unter den Namen SOW DISCORD gibt es fast 45 Minuten heftigsten Doom-Noise vor den Latz geknallt, dass man das Gefühl hat, im Nachgang könnte man eine Kur vertragen. Dass dieses Genre nur bedingt etwas mit Rock- oder Metal-Elementen zu tun hat, versteht sich von selbst - jedoch dürften auch Freunde von sehr schwarzer Materie Schwierigkeiten an dieser Art der Lebensverneinung haben.
Während der aus Melbourne stammende David Coen fast alles im Alleingang einspielt, gibt es immer mal wieder Gastbeiträge, beispielsweise von PRIMITIVE MEN und THE BODY, zu hören, welche dem sehr dunklen, industriellen Klangkosmos weitere Facetten hinzufügen und der apokalyptischen Atmosphäre zu Gute kommen. Doch diese Nuancen aus dem Death- oder Black-Metal-Bereich (meistens morbide Spoken-Words-Parts) täuschen nicht darüber hinweg, dass hier vornehmlich eins regiert, nämlich Lärm in Reinkultur. Ist das nun schlimm? Ja, wirklich sehr schlimm sogar. Aber definitiv auch gewollt. Ich bin meistens kein Freund von Pressetexten, aber in diesem Fall trifft die Promoabteilung den Nagel auf den Kopf, wenn Sie das Album mit einem in Zeitlupe einstürzendem Gebäude vergleicht.
SOW DISCORD konfrontiert den Hörer mit der feinsten Form von Krach und dekonstruiert im Laufe des Albums die Umgebung um einen herum, bis nur noch Staub übrig ist. Und für diesen Zerfall nimmt sich David Coen alle Zeit die notwendig sind. Es gibt immer mal wieder entrückte Gitarren- und verzerrte Basseffekte, welche dem Gesamtsound auch eine leicht spielerische Note verleihen und sich kongenial mit dem permanent dröhnenden Klang und den industriellen Keyboard-Effekten ergänzen. Wenn beim Album-Highlight 'An Eroded Fortune Feat The Body' noch unfassbar unangenehme Schreie hinzukommen, bin ich mir sicher, dass Zenobiten genau solche Musik hören.
Wie bewertet man nun ein Album, dass in seinem Kern eins nicht möchte, und zwar Spaß machen, oder zumindest unterhalten? Nach den Richtlinien von POWERMETAL müsste man sich hier zwischen 1.0-3.0 Punkte positionieren. Das würde "Quiet Earth" aber überhaupt nicht gerecht. Dieses Werk ist der perfekte Soundtrack für einen Trip in die Selbstzerstörung. So wie die Erde nach diesem Noise-Monster in absoluter Stille liegt, wird der Hörer, soweit er sich denn auch auf dieses alptraumartige Experiment einlassen kann, am Ende mit einer Form von Katharsis belohnt.
Ein fantastisches Album, von dem ich hoffe, es nie wieder hören zu müssen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal