SPACE ODYSSEY - Embrace The Galaxy
Mehr über Space Odyssey
- Genre:
- Melodic Speed Metal
- Label:
- Regain Records /Soulfood
- Release:
- 20.10.2003
- Despair And Pain
- Embrace The Galaxy
- Emposium
- Entering The Dome
- The House With A Houndred Windows
- Grand Opening
- Requiem For A Dream
- Seduction Of Life
- A Perfect Day
Richard Andersson ist wieder da! Wer? Na, der Tastenflitzer schlechthin, bekannt durch Bands wie TIME REQUIEM und MAJESTIC, welche den neoklassischen Fiedelgnietsch in ungeahnte Höhen trieb. Klingt zu euphorisch? Okay, man könnte den guten Herrn auch als den Malmsteen des Tasteninstruments bezeichnen, insofern man sich dabei auf Egozentrik und Geschwindigkeit bezieht.
Sein neuestes Baby hört auf den schnieken Namen SPACE ODYSSEY (natürlich mit Namenszusatz davor...) und ist, wie der Kenner vermuten konnte, in hochmelodischen, technisch perfekten neoklassischen Gefilden daheim. Schade, zumindest der Bandname ließ im Vorfeld auf etwas experimentelle und stilistisch breiter gefächerte Musik hoffen.
Sei's drum, immerhin hat Mister Andersson richtig gute Musiker ins Studio eingeladen. Am Mikro steht Patrik Johansson, der schon bei MAJESTIC und TIME REQUIEM zusammen mit Andersson gearbeitet hat (für meine Ohren klingt der Gute hier viel zu gepresst, undynamisch und oft schlichtweg nervig), am Bass der von MALMSTEEN und TALISMAN bekannte Marcel Jacob, während sich an der Sechssaitigen der äußerst talentierte Magnus Nilsson beweist - so weit keine Überraschungen, da es sich hier ausnahmslos um in eher klassischen Metal-Gefilden beheimatete Musiker handelt. Hinter den Drums sitzt mit Zoltan Csörsz (FLOWER KINGS) ein eher progressiv ausgerichteter Musik-Mensch.
Allzu viel Einfluss auf die einzelnen Kompositionen hatte Letzterer mit Sicherheit nicht, denn "Embrace The Galaxy" klingt, kurz gesagt, nach einer Mischung aus Anderssons anderen Bands/Projekten, dazu gibt's noch einen Schuss MALMSTEEN (wie gehabt), etwas RAINBOW-Flair, pseudo-spacige Keyboard-Anleihen, welche vielleicht an AYREON erinnern sollen und, wie sollte es anders sein, (neo-)klassische Themen en Masse.
Der Opener 'Despair And Pain' klingt fast wie eine 1:1-Adaption von MALMSTEENs 'Liar', 'Emposium' ist der fehlgeschlagene Versuch, ein wenig AYREON-Atmosphäre in die musikalische Landschaft der Platte zu bringen, und das Instrumental 'The House With A Hundred Windows' ist eigentlich schon eine bodenlose Frechheit, da hier DREAM THEATERs 'Ytse Jam'-Thema fast haargenau übernommen wird. Der Rest der Kompositionen bewegt sich in etwa im bisher von Andersson bekannten Schema, wer eine MAJESTIC- oder TIME REQUIEM-Platte daheim hat, der dürfte einige Songs fast schon kennen, ohne sie vorher gehört zu haben.
Ich finde es mittlerweile fast schon erschreckend, wie sehr sich die Kompositionen eines Richard Andersson allesamt ähneln, viel schlimmer ist meines Erachtens jedoch das sehr offensichtliche Abkupfern bei anderen Bands - das kann man vielleicht von kleinen, neuen Acts erwarten, aber mit Sicherheit nicht von solch einem talentierten Musiker, der schon einige Jährchen im Business auf dem Buckel hat. Sorry, aber nach dem dritten Durchlauf von "Embrace The Galaxy" war ich nur noch maßlos enttäuscht. Da nutzt es mir wenig, dass Magnus Nilsson ein wirklich toller Klampfer ist, wenn die fabrizierte Musik doch wieder nur die Wiederholung von bereits endlos oft heruntergebeteten klassischen Themen oder gar ein dreistes Abkupfern bei etablierten Bands darstellt. Von Musikern mit solchen Fähigkeiten (alles Solisten und Frickelkünstler par excellence) darf, ja muss man schon mehr erwarten. Und zwar nicht, dass hier das Rad neu erfunden wird, aber doch schon, dass man nicht das Gefühl haben muss, als hätte man fast jede Melodielinie, jedes Riff, jedes klassische Zitat oder sogar ganze Gesangspassagen bereits gehört - mit diesem Gefühl hätte man zudem auch noch Recht.
Ich würde mal behaupten, dass die Erwartungshaltung eines Hörers nicht übertrieben hoch ist, wenn man eigene Riffs, Gesangslinien oder Lyrics auf einer Platte erwartet, oder?
"Embrace The Galaxy" ist ein musikalisch hochwertiges, an sich grundsolides Album, dessen Kauf man sich aber durch den Besitz von MALMSTEEN-, MAJESTIC- oder TIME REQUIEM-Material getrost sparen kann. Wer von neoklassischem Einheitsbrei nicht genug bekommen kann, der möge hier zugreifen, der Rest bleibt lieber bei den Originalen oder legt sich Platten von talentierten, erfahrenen Musikern zu, die auch etwas aus diesem Talent machen.
Anspieltipps: Aufbaukurs "Wie schreibe ich einen eigenen Song?"
- Redakteur:
- Rouven Dorn