SPAWN - Human Toxin
Mehr über Spawn
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Morbid
- Release:
- 13.12.2004
- Fear The Just Revenge
- Ammunition Of Malice
- Hemoglobin
- Flesheater
- Blind Upheaval
- Provoked Extinction
- Fuck I Am Dead
- Watch The Civil Fall
- Vicious Blood Internal
Wie mag es sich wohl anhören, einem massigen Schwein in der feuchtwarmen Umgebung eines muffigen, staubigen Schlachthauses mit Hilfe eines Bolzenschussgerätes den Garaus zu machen? Ansetzen, abdrücken und dann?
Zuerst ein saftiger, hallender Schmatz beim Eintritt des Bolzens in die Hirnschale und dann die krachende Sprengung der Schädeldecke an der Austrittsstelle? Dazwischen ein unappetitliches Gerülpse beim Zerteilen der Hirnstruktur? Der flatschende Schwall des Blutes, das sich eruptiv auf die kalkbleichen Fließen ergießt? Und schlussendlich der donnernde Einschlag des massiven Leibes in das verschwenderische Resultat koronarer Ausblutung?
Irgendwie fühle ich mich beim Genuss von SPAWNs Schlachtplatte "Human Toxin" an diese ekelhafte Szenerie erinnert. Hauptsächlich hervorgerufen durch ähnlich tönendes, unappetitliches Gegurgel von Gesangsantikörper Matt, schraubt sich mir das Bild des Schweinemartyriums im Verlauf der Scheibe immer tiefer in den Schädel. Sengende, schwülwarme Hitze, ein ohrenbetäubender, erschütternder Knall, Gekreische, Blut, zuckende Glieder, Adrenalin, Nervenimpulse, nackte Panik, leere Augen und unweigerliches Absterben zellulären Gewebes. SPAWN haben meinen persönlichen Schlachthof-Soundtrack eingetrümmert. Mahlzeit, die Letalität der Scheibe rangiert im roten Bereich!
Wie klingen denn SPAWN eigentlich? Teils wie OBITUARY in ihrer "Cause Of Death"-Phase, mit einem CANNIBAL CORPSE-Chris an den vocals. Teils wie CRYPTOPSY auf Koks. Manchmal wie die Kannibalen höchstpersönlich und manchmal wie englische Panzerkommandos. Meine Fresse, ist dieser Matt tief bei Stimme! Der kommt mit seiner Phonation ja schon fast in China wieder raus. Da hört man die Blasen auf den Stimmbändern blubbern, geradezu zu Geschwüren heranwuchern. Die Rhythmusabteilung der Band knüppelt unbarmherzig auf den Nervensträngen herum und treibt in stoischer Präzision durch die Soundwüste. Single-Bassdrum bleibt dabei ein unverständlicher Wortfetzen und ein Fremdkörper in der gleißend hellglühenden Todmörtelseele des Vierers. Der Panzer rollt und auf ihm sitzt eine amerikanisch geprägte Todesbleimannschaft, die öfter mal, wie zum Beispiel bei 'Hemoglobin', volle Düse das Pedal durchtritt und dabei den Goremeistern CANNIBAL CORPSE bedrohlich nahe kommt. Technische Zungenschnalzer inklusive, pumpen die Axtberserker Hardy und Oliver die Powerchords aus den Membranen, dass es mir den kochenden Angstschweiß aus den Poren drischt. Man glaubt kaum, dass es in Deutschland Bands gibt, die so unglaublich amerikanisch klingen. Innovativ ist das nicht, aber Spaß macht's ohne Ende. "Human Toxin" ist ein morbider, manchmal monotoner, häufig monolither Audiokiller, dem man sich gerne unterwirft. Sich dahinmetzeln lässt und es genießt, mit dem Geruch feuchten, frischen Drecks in der Nase irgendwo in der staubigen Einöde, unter hochglanzpolierten Fleischerhaken siechend, elend zu verrecken!
Dabei ist es völlig scheißegal, welcher "Human Toxin"-Track gerade die Schläfen zermalmt. Allesamt haben sie ein gleichbleibendes, blutdurchtränktes Splatterniveau, tönen und töten wie aus einem Aderlass und dürften mit ihrem immensem Härtegrad Fans des Metzelgenres rundum zufrieden stellen. Dabei setzt der Sound nur das infernalische Dornenkrönchen auf, der eine angenehm knochenbrechende Druckwelle vor sich herschiebt und wie eine überwachsene Embolie in den Lungen platzt. Eines sollte dabei unmissverständlich klar sein: SPAWNs "Human Toxin" ist wirklich harter Stoff und dürfte jedes weichgespülte Metallerherz kalt lächelnd in den endlos lodernden Flammen des Fegefeuers rösten.
Am Ende der Scheibe fallen mir wieder das Schwein und der Schussapparat ein. Gedanklich kniee ich vor der toten Sau und sehe mir die Gewebefetzen am aufgerauten Putz der speckig vergilbten Wand an. Bestaune die durch das Projektil entstandene Sprengkraft, den Detonationstrichter am völlig zerfetzten Sauschädel und die durch die Hirnmasse über und über besudelten Schlachthofkacheln. Ich kniee zentimetertief in der zähen, dunkelroten, engmaschig verzahnten Benetzungsstruktur geronnenen, übersäuert stinkenden Blutes und frage mich eines: Hat das wirklich sein müssen? Ja! Denn Fleischfresser müssen töten, um zu überleben. Und für uns Menschen, in diesem Fall für uns Death-Metal-Fanatiker, ist dieses schweinische Blutgericht ein richtiger Gaumenschmaus.
Anspieltipps: Fear The Just Revenge, Hemoglobin, Flesheater, Fuck I Am Dead, Vicious Blood Internal
- Redakteur:
- Alex Straka