SPECTRAL LORE - Sentinel
Mehr über Spectral Lore
- Genre:
- Black Metal / Ambient
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Stellar Auditorium
- Release:
- 20.06.2012
- All Devouring Earth
- The Dejection of Arjuna
- The Coming of Age
- Quest for the Supramental
- My Ascension into the Celestial Spheres
- Atlus (A World within a World)
Black Metal vom Mann im Mond
SPECTRAL LORE ist ein Black-Metal-Projekt aus Griechenland. Was auf den ersten Blick wie ein weiteres Einzelkämpfer-Schwarzblech aussieht, entpuppt sich als anspruchsvolles Album mit viel Stimmung und facettenreichen Songs.
Gerade im Black Metal ist der Grat zwischen Authentizität und Image, Klangkunst und Kakophonie recht schmal. Wenn dann noch der Begriff "Einmannprojekt" fällt, wird es noch schwieriger. Doch im Fall von SPECTRAL LORE muss man sich keine Sorgen machen. Bereits die ersten Minuten zeugen von einem klaren Konzept und musikhandwerklichen Fähigkeiten, sodass "Sentinel" keineswegs im Sumpf der miesen BM-Platten verschwindet. Zwei Dinge vielleicht noch vorweg, um die Zielgruppe klarer zu definieren. Erstens ist die Produktion schön undergroundig gehalten, Fans von Bombast-Kapellen wie DIMMU BORGIR und Konsorten werden das nicht mögen. Zweitens muss man schon eine gewisse Affinität für avantgardistische Passagen und Klangfassaden haben. Wir sind hier deutlich näher an WOLVES IN A THRONE ROOM als an NARGAROTH.
Wer jetzt noch mitliest, wird Lust auf 75 Minuten ausufernden Black Metal haben, der nicht mit dem Klischee-Zaunpfahl winkt, sondern sich eher im Dickicht aufhält und von kundigen Ohren geschätzt wird. Ausufernd deshalb, weil etliche Passagen in den sechs teils überlangen Songs nicht direkt zum Ziel führen. Vielmehr ist der Weg das Ziel und die Musik lullt eher ein, als dass sie für hemmungsloses Headbanging sorgt. Ich nehme an, dass das auch die Intention von Ayloss, dem Mann hinter SPECTRAL LORE, ist. Keinesfalls überkandidelt wirkt der Anspruch, nicht bloße Unterhaltung zu produzieren sondern Musik, die erschlossen werden will und den Hörer aus seinem SABATON-Dornröschenschlaf weckt. Doch erwacht man nicht in Frühlingslandschaften und wird von Märchenkreaturen begrüßt, man findet sich eher auf einer nächtlichem Mondlandschaft wieder, sucht nach der weit entfernten Heimat und wird mit den dunklen Seiten seiner selbst konfrontiert. Das Artwork spiegelt genau diese Gefühle wieder, eine tolle Einheit aus audiovisuellen Reizen.
Da das Album aus einem Guss ist, muss hier nichts besonders hervorgehoben werden. Es würde der Sache ebenfalls keinen Abbruch tun, aus 75 Minuten einen Song zu machen. Ganz klar, das hier ist spezielle Musik, für die es aber ein Publikum gibt. Ehrlich gesagt bin ich froh darüber, dass nicht in zwei Monaten eine Orchesterfassung und die ultimative Tour-Edition erscheint. Hört auf der Bandcamp-Seite mal rein und bestellt die auf 500 Exemplare limitierte Scheibe bei Gefallen. Man kann sein Geld deutlich schlechter investieren!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Nils Macher