SPEED LIMIT - Anywhere We Dare
Mehr über Speed Limit
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Pure Rock Records / Soulfood
- Release:
- 06.10.2017
- Anywhere We Dare
- Sober Truth
- Sweet Morphine
- No More Ace To Play
- Step Out Of The Line
- Sign Of The Times
- Good Year For A Bad Habits
- Retired Hero
- Bridges
- Dealing With Danger
- Affinity Of Souls
Die Österreicher drehen an der Zeitschraube.
Vor über dreißig Jahren tauchte SPEED LIMIT zum ersten Mal auf der rockigen Spielwiese ihres Heimatlandes Österreich auf, ging Mitte der Neunziger unter (wie so viele andere Bands auch) und kehrte vor ein paar Jahren auf die musikalische Bildfläche zurück. Mit "Anywhere We Dare" hat das Quintett nun nicht nur das mittlerweile vierte Album im Gepäck, sondern präsentiert mit Manuel Brettl auch gleich noch ein neues Aushängeschild am Mikrofon. Viel geändert hat sich indes nicht: es dominiert weiterhin der kraftvolle Hardrock mit metallischer Schlagseite, während das Songwriting und die Produktion tief in den Achtzigern steckengeblieben sind. Mehr Authentizität geht fast gar nicht.
Sympathisch und charmant sind die ersten Attribute, die mir beim Hören der guten Stunde einfallen. Ich fühle mich direkt in eine Zeit zurückversetzt, in der diese Art von Bands auf eben jenem besseren Demostadium wie die Pilze aus dem Boden sprossen. SPEED LIMIT versucht erst gar nicht, die Musik neu zu erfinden, sondern lässt die gute alte Zeit an allen Ecken und Enden wieder aufleben. Das ist echt spaßig, birgt gar einige gute Momente ('Sober Truth', 'Good Year For Bad Habits') und kann diese Spannung überraschend lange aufrechterhalten. Das Problem nur ist, das Rad der Zeit hat sich weitergedreht. Die Standards sind andere, die meisten der coolen Riffs mittlerweile mächtig angestaubt. Und wenn die Band dann auch noch einige allzu offensichtliche (und hoffentlich gewollte) Zitate von ACCEPT (vor allem im Solobereich) und THE BEATLES einbaut, zaubert das zwar kurzfristig ein Lächeln auf mein Gesicht, ist am Ende des Tages aber eher grenzwertig.
Das große Plus des Fünfers ist Sänger Manuel Brettl, der mich stark an einen jungen Kiske oder Tom Reiners (CHROMING ROSE) erinnert. Sein Gesang ist in allen Lagen kraftvoll, veredelt flotte Nummern wie 'Retired Hero', 'Sweet Morphine' oder das Titelstück ebenso wie balladeske Songs der Marke 'Sign Of The Times' oder 'Affinity Of Souls'. Nicht alles ist gesanglich und musikalisch auf den Punkt, gar etwas unsauber, doch gerade diese Unschärfe scheint ein Stilmittel der Salzbuger zu sein. Aber auch wenn dieser Retro-Gedanke tatsächlich bis ins letzte Detail durchdacht gewesen sein sollte, in Sachen Produktion muss unbedingt nachgebessert werden – vor allem das Schlagzeug scheppert mächtig.
Insgesamt ist mir "Anywhere We Dare" von SPEED LIMIT zu sehr in der Vergangenheit gefangen und flacht nach erstem in Erinnerungen schwelgen stark ab. Sehr schade, weil eigentlich nett.
Anspieltipp: Sober Truth, Anywhere We Dare
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Chris Staubach