SPIEGELKELLER - Rot auf Schwarz
Mehr über Spiegelkeller
- Genre:
- Mittelalter/Folk Rock
- Label:
- Human To Dust Records
- Release:
- 05.07.2013
- Katjuscha
- Unter schwarzen Segeln
- Morpheus
- Rot auf Schwarz
Zwiespältige Eindrücke im Mittelalter-Bereich
Selten habe ich so einhellige Verrisse gelesen wie zu SPIEGELKELLERs Debut "Zauber" aus dem Jahre 2011. Ob es den Rostockern nun ausgerechnet mit einer EP namens "Rot auf Schwarz" gelingen wird, ihre Musik in ein wenig besseres Licht zu rücken?
Mit 'Katjuscha' wurde zum Einstieg ein weltbekanntes Traditional gewählt. Natürlich geht die flotte, stimmungsvolle Melodie gut ins Ohr und auch in dieser rockigeren Ausrichtung verliert das Stück nicht seinen urtümlichen, osteuropäischen Charme. Dass man es bei dem Song mit Karinas Muttersprache zu tun hat, ist nicht zu überhören. Der von einem zu starken Akzent dominierte Gesang wird spätestens ab dem zweiten Song wieder die Gemüter spalten.
Man kann Karina eine gewisse Ausdruckskraft und Intensität nicht absprechen, doch erwartet man gerade im weitesten Bereich des Mittelalter Rock doch deutlichere Vocals, da sie in dem Genre gegenüber vielen anderen Spielarten eine hohe Gewichtigkeit haben. Wortwitz, Reime, Pointen und Zweideutigkeiten sowie besonders die erzählende Eigenheit müssen hier einfach sitzen und entsprechend rüberkommen. Karinas latent undeutlicher Sopran, der Emotionen nicht immer passend ausdrückt, erfüllt diese große gesangliche Anforderung nicht. Sie würde im typischen Gothic wohl eine bessere Figur machen.
Rein vom kompositorischen Standpunkt sind auch die anderen drei Tracks nicht schlecht. Bei 'Unter schwarzen Segeln' wird eine leichtfüßige Stimmung mit dezenter Seefahrer-Romantik verbunden. Schwermütiger und mit viel emotionaler Tiefe kommt 'Morpheus', kann aber durch seine Melodie ebenfalls punkten. Eine vielschichtige Atmosphäre mit Wechseln aus Düsternis, Melancholie und romantischeren Momenten erschafft der Titeltrack 'Rot auf Schwarz' und zeigt das Songwriting-Können der Band erst so richtig auf.
Der Gesang von Karina ist nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern in seiner Art für viele sicherlich ein Anlass zu Kritik. Ich denke, von diesen Vocals muss sich jeder sein eigenes Bild machen. Ansonsten finden sich auf "Rot auf Schwarz" drei abwechslungsreiche Stücke des Mittelalter bzw. Folk Rock, sowie ein ansprechend umgesetztes Traditional. Mir ist zwar SPIEGELKELLERs Erstwerk nicht bekannt, aber an der EP kann man vom kompositorischen Standpunkt aus gesehen kaum etwas bemängeln – wenn da nur nicht dieser Gesang wäre.
- Redakteur:
- Steve Muench