SPIRIT ADRIFT - Ghost At The Gallows
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/23
Mehr über Spirit Adrift
- Genre:
- Doom
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Century Media
- Release:
- 18.08.2023
- Give Her To The River
- Barn Burner
- Hanged Man's Revenge
- These Two Hands
- Death Won't Stop Me
- I Shall Return
- Siren Of The South
- Ghost At The Gallows
Once there was doom ...
Mit den Texanern von SPIRIT ADRIFT habe ich mich offensichtlich zu wenig beschäftigt. Dies ist eine schnelle Erkenntnis nach mehrfacher Verlauschung ihres fünften Albums "Ghost At The Gallows". Anders kann ich mir die Überraschung nicht erklären, die mich bereits beim ersten Rundlauf der Scheibe überkam. Erwartet hatte ich nämlich Doom, der stellenweise angenehm kauzige Züge annehmen würde. Bekommen habe ich eine wunderbare Mixtur aus eben jenen langsamen Takten, unglaublich ohrfreundlichen Melodien, vielen flotten Momenten, abwechslungsreichen Rhythmen, eingebettet in ein Klangbild, welches mich sofort komplett am Haken hat. Da dann obendrein auch noch der Gesang wunderbar rauchig durch die Muscheln wandelt, ist eine Tatsache schnell klar: Das ist ziemlich feiner Stoff.
Reicht ja eigentlich als Kaufgrund, oder? Nun gut, ihr traut meinen vorab resümierenden Worten nicht, denn der Gedanke, dass ich einfach nur mundfaul bin und mir nichts weiter zu den acht Songs auf "Ghost At The Gallows" einfällt, ist nahe liegend. Nicht.
Eigentlich habe ich schon beim behutsamen Intro zu 'Give Her To The River' eine Ahnung, dass mich hier gleich Grossartiges überfallen wird, denn das warme Klangbild und die Melodieführung ist so fesselnd, dass ich sofort am Haken hänge. Wenn dann die Rifflawine einsetzt, bin ich dann auch unwillkürlich am Ganzkörper-Wippen. Treibend-galoppierende Rhythmik geht halt immer auf die Knochen und in dieser Umsetzung gleich doppelt so schnell. Die mehrstimmigen Chöre im Refrain sind dann wahnsinnig tolle Ohrenspreizer und die mehrlagigen Gitarrenlagen sorgen dafür, dass man rasant in einen eigenen Musikkosmos abtaucht. Ein Gefühlszustand, der sich durch die flirrende Gitarreneröffnung des nachfolgenden 'Barn Burner' sogar noch verstärkt. Von Doom ist an dieser Stelle keine Spur mehr, obwohl der an die, wohl leider nicht mehr existierende, Truppe ARGUS erinnernde Sound, insgesamt ein ähnliches Stimmungsbild erzeugt.
In 'Hanged Man's Revenge' wird dann das Tempo sogar nochmals angezogen, wobei mir in dieser Nummer allerdings ein bisschen der Tiefgang verloren geht. Auch gut, einmal durchatmen. Dies ist auch durchaus notwendig, da man im direkten Anschluss mit der emotionalen Keule um sich … keult. Schon die akustisch unterlegte Einleitung zeigt, mit wie viel Emotionen die Band vorgeht. Mainman und alleiniges Bandmitglied vergangener Tage Nate Garrett balsamiert hier des Zuhörers Ohren mit Engelszungen und wenn seine beiden Kollegen dann in der zweiten Hälfte das böse Ramba-Zamba von der Leine lassen, kreisen alle Köpfe. Hallelujah!
Da kann 'Death Won't Stop Me' dann trotz wunderbarer Melodieführung nicht mithalten. Tolle Nummer, aber nach diesem Vorspiel leider chancenlos auf mehr positiven Wortgulasch von meiner Seite. 'I Shall Return' wird sicher nicht nur mich an selige Zeiten eines Randy Rhoads erinnern. Feine Nummer. Wie auch 'Siren Of The South'. Wer aber immer noch nicht überzeugt ist, der hört sich den abschließenden, knapp acht Minuten langen Titelsong an, in welchem die Band alle Trademarks zu einer epischen Monumentalschlacht zusammenfasst. Wer hier noch nicht begeistert ist, tickt mit anderen Ohren als ich. Auch nicht schlimm, es gibt ein paar alternative Bands. Hab' ich mir sagen lassen. Ob das stimmt, weiß ich nicht, ist mir Hier und Jetzt auch piepegal, denn SPIRIT ADRIFT reicht gerade zum Glücklichsein.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae