SPIRIT CORPSE - First Truth, Last Breath
Mehr über Spirit Corpse
- Genre:
- Dark Metal
- Label:
- STF Records / M-System
- Release:
- 15.09.2003
- Intro
- The Preacher
- The Guts Of The Unholy Server
- Horizon
- First Truth, Last Breath
- Looking Down The Cross
- Alchemie
- Heaven's Gate
- Demon Child
- Lilith
- Dein Vampyr
- Outro
Was kommt wohl dabei heraus, wenn man fünf Untoten das nötige Instrumentarium verfügbar macht und ihnen Strom auf die Technik gibt? Zunächst einmal brutzelnde Geräusche und Verwesungsgestank, vermutlich, gefolgt von einer erstaunlich geilen musikalischen Soundkulisse, die paradoxerweise nur so vor Lebendigkeit und Energie zu strotzen weiß. Überhaupt betrachten sich die Mannen von SPIRIT CORPSE ohnehin nur als ein wenig toter als ihre scheinlebendigen Gesellschaftszombies, und diese Idee des graublass zombisierten Normalbürgers, der kurz vor dem Hirn- und Herztod steht, war denn wohl auch grundsteinlegend für das untote Grundkonzept, das die Osnabrücker Friedhofinsassen vorlegen und durch reichlich kitschige Aufmachung sowie ihre steinerweichende Kunstnamen Horny C. (guitar, vocs), Adam Evil (synths), Beaster (vocs, guitar), Struggler (bass) und Tyrphon (drums) zu unterstreichen wissen. Die beiden Vokalisten bewirken übrigens ein Gesangsbild einmal quer durch das gesamte Spektrum, nur kreischender Eunuchengesang fehlt zum Glück.
Das untot-dunkle Klanggemetzel aus Death, Black, Doom, Speed und Gothic Metal, vor allem aber einer satten Dosis Heavy und Power Metal sowie dem dunkelroten Herzblut des Rock'n'Roll hat mich bereits beim ersten Durchlauf maßlos überrascht. Die Band war mir bislang unbekannt (auch wenn sich Kollege Alex bereits zum Debüt ausgelassen hat vor einem Jahr), der Aufmachung stand ich mit zwiespältiger Wertung gegenüber, und weitgehend in Eigenregie entstanden ist es auch noch (was allerdings oft die glanzvollsten Perlen gedeihen lässt), doch dann... Wow. Satt in jedem Belange. Ein wenig SLAYER, etwas MOONSPELL und nicht wenig BÖHSE ONKELZ (man wird mich für diesen Vergleich vermutlich killen, aber watt mutt datt mutt, hört mal in 'Alchemie' rein) schimmern durch das Stilgemisch hindurch und im Detail bemühen die Zombianer auf "First Truth, Last Breath" keine schöpferischen Neugeburten, aber was man so in den Friedhofgräbern findet, reicht offensichtlich völlig, um ein hammermäßiges Hörvergnügen hervorzuzaubern. Magische Hooklines, reichlich mitreißende Gitarrensoli mit Daumenhochfaktor, treibende Rhythmen und glänzende Fellarbeit (die mit Doublebass-Attacken nicht spart), atmosphärische Keys, eingängige Melodien und geschliffen energetisierende Refrains lassen dieses Scheibchen zu einem echten Erlebnis werden, das bei aller dunklen Inhalte und Aufmachungen mit ordentlich Spielfreude und einem demonstrativen Mittelfinger gegen alle Stilgrenzen erstaunlich gute Laune macht und abrockt wie ein Hurricane. Echte Bringer sind natürlich das mit 13 Sekunden monumentale Intro und das 28 Sekunden lange Thrash-Interludium 'Heaven's Gate', das mit dem poetischen Text "Pussy" aufzuwarten weiß, hehe. Die Jungs haben echt Spaß an der Sache, scheint's; ansonsten sind die Texte der zumeist sechs Minuten langen Songs in mythologischen Metaphern gehalten und beschwören die Dämonen der Unterwelt, um den Lebenden den erblindeten Spiegel vorzuhalten. Und was DIE ÄRZTE wohl vom absolut geilen Cover von 'Dein Vampyr' halten, das als Bonustrack glänzt wie ein polierter Sargdeckel, würde mich schon interessieren. Schlussendlich: Schwingt die Knochen und lasst den Nacken krachen – unser Fünfjähriger rockt zu der Scheibe jedenfalls ab als gäb's kein Morgen für die musizierende Zombiebrigade (was ein Trugschluss wäre, denn den Existenzberechtigungsschein haben sie bei mir Auszeichnung absolviert), und was der kann, das könnt ihr schon lange, oder? Let's fetz und Rock'n'Roll, Baby!
Anspieltipps: The Preacher; The Guts Of The Unholy Server; Dein Vampyr
- Redakteur:
- Andreas Jur