SPIRIT WEB - Far Beyond The Visual Mind
Mehr über Spirit Web
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Mausoleum Records
- Release:
- 13.10.2003
- Slave
- The Game
- Fame And Glory
- Troubled Tymes
- Far Beyond The Visual Mind
- Miss Behaven
- Skies R Grey
- Hellbound Train
- Where 2 Begin
- From A Prince To A Pauper
- Bonus Track
SPIRIT WEB war ursprünglich eine reine Power-Metal-Band und wurde im August 1998 in Chicago gegründet, nachdem Paul Speredes (g.) SYRIS verlassen hatte. Seine musikalische Vision war es, die besten Musiker der Chicagoer Metal-Szene zu finden, um mit ihnen eine Band zu bilden und auch ein Album aufzunehmen. Nachdem Paul das vorherige SYRIS-Album nahezu im Alleingang mit dem Sänger Scott Huffman geschrieben und diese Zusammenarbeit sehr gut funktioniert hatte, holte er diesen kurzerhand in die Band. Somit fehlte eigentlich nur noch die Rhythmusabteilung, die jedoch nach einiger Zeit mit Tony Rios (dr., ex-WINTERKILL) und Brent Sullivan (b., ex-SLAUTER XTROYES, ex-WINTERKILL) besetzt werden konnte. Aus persönlichen Gründen musste Tony jedoch 2001 die Band verlassen, doch er wurde relativ schnell durch Chuck White ersetzt. In dieser Besetzung wurde schließlich auch das selbstbetitelte Debüt-Album aufgenommen, das 2002 von Mausoleum Records wiederveröffentlicht wurde, und für das SPIRIT WEB überwiegend gute Kritiken bekamen.
Nun legt die Band aus Chicago mit "Far Beyond The Visual Mind" ihr zweites Album vor, das mit Randy Barron einen neuen Mann (ex-WINTERKILL) am Mikrofon zeigt.
SPIRIT WEB steigen mit 'Slave' in das Album ein und legen damit die Marschroute für die nächste knappe Stunde fest. Die US-Amerikaner versuchen zum einen sehr old-schoolig herüberzukommen, zum anderen wollen sie aber auch möglichst viele moderne Elemente in ihre Musik einfließen lassen. Bei diesem Opener liegt der Schwerpunkt jedoch deutlich bei der alten Schule - ARMORED SAINT lassen grüßen! -, und so kommt Gitarrist Paul mit harten Riffs daher, die durchaus auch im Thrash-Bereich gut aufgehoben wären. Der Gesang von Randy, der mal eher klar und dann mal eher rauh ausgefallen ist, passt da gut dazu, während die Rhythmusabteilung im Hintergrund vor sich hin rumpelt (das wird glücklicherweise im Verlauf des Albums besser!).
Bei 'The Game' versuchen SPIRIT WEB anschließend, den moderneren Sounds mehr Raum zu lassen. So ganz mag ihnen das jedoch nicht gelingen, denn Bands wie CLAWFINGER und Konsorten haben bereits vor zehn Jahren so ähnlich geklungen. Das soll jetzt nicht heißen, dass die US-Amerikaner ihre Sache schlecht machen würden, aber irgendwie drängen sich gewisse Parallelen eben auf - neben den bereits angesprochenen Schweden zum Beispiel auch ANTHRAX.
Diese pseudo-moderne Ausrichtung setzt sich auch bei 'Fame And Glory' fort, das vor allem in den Strophenteilen mit sprechgesanglichen Anwandlungen etwas gewöhnungsbedürftig ist. Dafür ist der Chorus umso besser gelungen - klasse! -, und auch die Gitarrenarbeit kann sich durchaus hören lassen.
'Troubled Tymes' knallt anschließend mit zackigen Gitarrenriffs sehr flott aus den Boxen, kann aber ebenfalls mit einem markanten Chorus aufwarten. Der Gesang ist dabei typisch power-metallisch, wobei in den Strophen wieder einmal recht deutlich mit dem Hardcore-Genre sympathisiert wird.
Der Titelsong 'Far Beyond The Visual Mind' ist danach eine Ballade, wobei sich SPIRIT WEB meilenweit von den gängigen Klischees wegbewegen. Dazu trägt zum einen Randys rauher Gesang bei, aber auch die Instrumentalfraktion kann überzeugen.
Bei 'Miss Behaven' gehen die Jungs aus Chicago dann aber wieder gewohnt aggressiv zu Werke - vor allem mit kräftigen Gitarrenriffs und hardcore-mäßigen Vocals -, und für den melodischen Gegenpol ist wieder einmal der Refrain zuständig.
'Skies R Grey' ist sowohl vom Tempo als auch vom Härtegrad sehr abwechslungsreich ausgefallen, und so kommen hier auch immer wieder recht ruhige, gesanglich dominierte Passagen vor. Andererseits setzen sich aber häufig auch die Gitarrenriffs sehr energisch in Szene, und vor allem während des instrumentalen Endspurts können die Musiker überzeugen. Dennoch wird man bei diesem Song immer wieder an RAGE AGAINST THE MACHINE erinnert.
Der anschließende 'Hellbound Train' ist mit einer konstant hohen Geschwindigkeit unterwegs und entstammt wieder einmal der älteren Schule. So bewegen sich SPIRIT WEB hier erneut zwischen klassischem Power Metal und Thrash Metal, und sie bereiten dabei richtig Freude!
Mit 'Where 2 Begin' gibt es dann sogar einen potenziellen Hit auf dem Album, denn mit dem eingängigen Chorus und den dennoch hart rockenden Gitarren könnte dieses Stück auch der MTViva-Generation gefallen. Ein Ohrwurm ist es allemal...
Mit dem letzten Song 'From A Prince To A Pauper' greifen SPIRIT WEB dann komplett in die US-Power-Metal-Schublade. Klarer, recht hoher Gesang dominiert hier das Geschehen - zusammen mit zackigen Gitarrenriffs, die sich durch die Gehörgänge sägen. Sehr gut gelungen ist auch der längliche Instrumentalteil - so etwas hätte ich gerne öfter auf dieser Scheibe gehört. Man wird durch 'From A Prince To A Pauper' teilweise an OCTOBER 31 erinnert, aber das ist ja nicht gerade die schlechteste Referenz.
Den 'Bonus Track' hätten sich SPIRIT WEB allerdings schenken können, da er sowieso nur 25 Sekunden lang ist. Vermisst hätte ihn sicherlich niemand...
Unter dem Strich ist "Far Beyond The Visual Mind" ein gutklassiges Album, das sehr abwechslungsreich ausgefallen ist. Mir persönlich gefallen die Hardcore-Einflüsse zwar nicht so gut, aber SPIRIT WEB entschädigen dafür an anderen Stellen. Für mich läuft die Band aus Chicago vor allem immer dann zu Höchstform auf, wenn sie ziemlich old-schoolig agieren, aber das ist wie immer Geschmackssache. Deshalb sollte sich auch am besten jeder selbst ein Bild von dieser Scheibe machen - reinhören kann jedenfalls nicht schaden...
Anspieltipps: Fame And Glory; Hellbound Train; From A Prince To A Pauper
- Redakteur:
- Martin Schaich