SPIRIT, THE - Songs Against Humanity
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/24
Mehr über Spirit, The
- Genre:
- (Melodic) Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- AOP Records
- Release:
- 25.10.2024
- Against Humanity
- Room 101
- Cosmic Rain And Human Dust
- Spectres Of Terror
- Death Is My Salvation
- Nothingness Forever
- Orbiting Sol IV
Fluchbeladene Stürme von lichtdurchfluteten Bergen.
'Against Humanity' eröffnet das neue und zugleich dritte Album "Songs Against Humanity" von THE SPIRIT. Wessen Geist hier wohl geweckt wird? Das ist textlich und musikalisch unschwer erkennbar, denn ganz im Sturm lichten Fluches (für Nicht-Adepten "Storm Of The Lights Bane" von DISSECTION) sensen die teutonischen Buben durch das dornige Marschland. Die Idole sind nicht vergessen, ihr Erbe verlangt nach neuem Odem. Der erste Track marschiert mitten hinein ins dunkle Geschehen, "We are the architects of our own decline" intoniert eine grimmige Stimme, wobei dem rauen Schnitt der Ernte durch melodische Leads immer auch eine dunkle Portion Schönheit verpasst wird, nordische natürlich.
Im Gegensatz zu anderen Epigonen erinnert der Vocalist tatsächlich an Nödtveidt. Die Blumen des Bösen wuchern, der Flug mit pechschwarzen Schwingen durch galaktische Sphären hält so manch neue Erfahrung bereit, denn irgendeine Gottheit lauert draußen, titanische Städte von monströsen Ausmaßen warten seit Äonen auf ihre Auferstehung, ein eigenartiges metallisches Echo, deutet es das Erwachen bereits an? Das preschende 'Room 101' und das sichelnde 'Cosmic Rain And Human Dust' schlängeln sich durch Korridore von unheimlichen Dimensionen. Was sind das für seltsame Maschinen kolossalen Ausmaßes? Die Gitarren vollführen einen Ritt durch endgültige, trostlose, schneeverhangene und bei aller Negativität doch faszinierenden Landschaften.
Viel Hoffnung bleibt da nicht. Wenn da nicht diese magischen musikalischen Motive wären, die eigentlich gar nicht so gemein tönen wie es die furchterregende Atmosphäre zunächst zu suggerieren scheint. 'Spectres Of Terror' scheint den einsamen Wanderer in die Nähe der Wesen zu führen, die einst die Welt regierten. Ein kurz angespieltes Riff von IRON MAIDEN zeigt uns: wir leben noch, atmen, bewegen uns, jedoch unendlich verlangsamt. Das seltsame Geräusch? Weiter, nur weiter, über uralte reliefübersäte Stelen, ornamentierte Falltüren, aus denen übler Nebel in Schnörkeln aufsteigt. Das überlange 'Death Is My Salvation' verschafft uns anfangs eine trügerische Atempause, "It's certain I will never be capable to banish the shadows once summoned", wir wissen nun endgültig, dieser Ort sollte schnellstens verlassen werden, wollen wir unsere Seele retten.
Die Band macht das recht geschickt. Rasen, verzögern, schiefe Licks einstreuen, ein Break, ein Solo mit klassischen Motiven, am Ende kehrt sie jedoch immer zum basaltenen Thron zurück, hinter dem sich etwas zu bewegen scheint, etwas, dem zu begegnen keineswegs nur erfreuliche Emotionen auslösen dürfte. Beinahe doomartig gerät die Eröffnung von 'Nothingness Forever'. Doch bald strecken unheilige Geister erneut ihre Tentakeln aus, und der Ausgang der urtümlichen Stadt, in der Cthulhu einst erwachen wird, ist fraglich. Das Instrumental 'Orbiting Sol IV' schließt das Album versöhnlich ab. Haben wir geträumt? Oder waren wir tatsächlich in der Stadt, die es nicht geben darf und sahen tausende schwarzer Sterne? Wer Furcht vor seinen Träumen hat, sollte das Album nicht hören. Doch gibt es hier einen davon? Nein, eben.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Matthias Ehlert