SPIRO, MARK - King Of The Crows
Mehr über Spiro, Mark
- Genre:
- Melodic Rock
- Label:
- Atenzia Records
- Release:
- 25.09.2003
- King Of The Crows
- Julia (The Sleeping Beauty)
- Saving Grace
- Everybody Needs
- One Horse Town
- After You
- Cracked (What's It All Woth)
- When Winter Comes
- Always
- Just Another Freak
- It's All About You
- Why Wait For Love 'Til You Die
Es begab sich zu einer Zeit, in der die Ureinwohner Zentraleuropas aus dem pinkfarbenen Schlafe der achtziger Jahre erwachten, sich umsahen und so ziemlich alles über Bord warfen, was nicht gerade festgenagelt oder neben ihrer Leber implantiert war. Die Welt gewann wieder an Farbe und niemand wurde mehr aufgrund unzureichender Haarlänge vom aufgebrachten Mob zu Tode gefoltert. Mit den Vorstellungen fiel auch die Herrschaft der egozentrischen Gitarrenschrummler. Sie alle wurden zusammengetrieben und mit einem Fluche belegt. "Auf dass ihr alle nur noch in den verstaubten CD-Ständern spätadoleszenter Junggesellen landet", rief das wütende Volk, "lasset alle Hoffnung fahren!". Und so geschah es. Es war zudem das Zeitalter des Melodic Rock und Rockstars, welche auch einmal ihre Gefühle ausdrücken wollten, konnten wieder in aller Seelenruhe zum Dönerladen gehen, ohne vom oben beschriebenen Pöbel in kleine mundgerechte Appetithäppchen verwandelt zu werden. Die Supergroup MR. BIG legte nach ihrem Debüt mit "Lean Into It" und "Bump Ahead" Kassenschlager nach Kassenschlager auf die Ladentheken und da kommen wir auch zu unserem eigentlichen Thema der Stunde: MARK SPIRO.
Vor mir liegt "King Of The Crows", das aktuelle Album des besagten Herrn und nun kommen wir auch zur logischen Verbindung die Einleitung betreffend. MARK SPIRO ist nämlich seines Zeichens Songwriter und hat sich mit Leib und Seele dem melodiösen Rock verschrieben, was er unter anderem eindrucksvoll für MR. BIG, HEART und GIANT bewies. Wenn der Gute nicht irgendwelchen Jungspunden musikalisch auf die Beine helfen muss, schraubt er auch gern an seinen eigenen Liedern, fuchtelt mit der Gitarre herum und gibt diese zum Besten. Adult Oriented Rock steht also auf dem Programm und davon gibt es auf "King Of The Crows" eine ganze Menge. Doch leider nicht nur Guten. Wollen wir das einmal näher beleuchten.
Eine auffallend gute Produktion umrahmt ein jedes der zwölf Stücke, welche souverän und teilweise sehr emotional von MARK SPIRO mit seinem herausragenden Gesangsorgan dargeboten werden ('Saving Grace'). Die Gitarre, welche auf dem Album zum großen Teil von Tim Pierce und in 'Saving Grace' von Christopher Bogan gespielt wird, bereichert die Klanglandschaft mit äußerster Klarheit. Präsent und dennoch unterstützend agiert der Bass. Bedenkt man einmal wieder die Schublade, in welcher wir uns bewegen, ist dies fast schon ein Novum. Woran liegt es nun, dass ich nicht mit "Hurra"-Schreien diese Platte im Vornherein anpries, wie ich es sonst bei jedem möglichen Blödsinn zu tun pflege?
Songwriting. Und leider hapert's da auch teilweise gewaltig. Nimmt man es musikalisch, ist bis auf die beiden großen Ausreißer 'One Horse Town', welches sich nach größeren Recherchen durchaus als Countryklon der FLIPPERS erweisen könnte (ja, die mit den Hawaiihemden), und 'When Winter Comes', das sich als wirre Rhythmensuppe gibt, auch noch alles in Ordnung. Wie es sich für Melodic Rock gehört, hat man es hier auch mit wirklich schönen Melodien und Arrangements zu tun, die einen ergreifen, dreimal herzlich knuddeln und dann erst wieder loslassen ('Julia [The Sleeping Beauty]', 'It's All About You'). Starken Zuspruch seitens des Künstlers hat auch die Akustikklampfe erhalten, was so manchem Song auch Lagerfeuerkompatibilität verschafft ('After You', 'Just Another Freak'). Aber ein dickes "mangelhaft" im Klassenbuch gibt es leider für die Lyrics, welche des öfteren leider nicht mehr die zugegebenermaßen enge Kurve Richtung Ziel schaffen und im nächsten Kitschgraben landen ('Saving Grave', 'Always'). Darüber hilft auch nicht mehr das kleine, süße Booklet hinweg. Streckenweise wabert "King Of The Crows" relativ langatmig dahin. Das dürfte einem Songwriter, der für Bands arbeitete, welche Millionen von Platten absetzten, nicht passieren.
"King Of The Crows" bleibt leider beim Status einer etwas halbgaren, aber schönen Scheibe stecken, aus welcher man mehr hätte machen können. Die wahrhaft eingängige Stimme MARK SPIROs macht zwar so einiges wett, die Arrangements tun ihr übriges, doch sind die Ausreißer leider zu offensichtlich, als das dies eine Spitzenscheibe sein könnte. Denjenigen, welchen musikalische Schönheit wichtiger als inhaltliche Tiefe ist, kann man das Album nur an's Herz legen. Fans der späten MR. BIG-Phase mit all ihren 'Wild World's und ihren 'To Be With You's sei gesagt: RENNT ZUM PLATTENLADEN und kauft euch ja kein Wörterbuch unterwegs.
Anspieltipps: Julia (The Sleeping Beauty), Saving Grace, After You, Just Another Freak
- Redakteur:
- Lasse Rosenberger