SPITFIRE (DE) - Trinity
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/24
Mehr über Spitfire (DE)
- Genre:
- Speed Metal / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Witches Brew
- Release:
- 30.10.2024
- Destroyer Of Worlds
- Trinity
- Bending Reality
- Downfall Of Existence
- Crystal Collapse
- Pointless Ways
- Creations Of God
- The Endless Run
- Mankind Into Dust
- Death To All...
Mit mehr Thrash Metal denn je gen Speerspitze!
Keine zwei Jahre ist es her, dass sich SPITFIRE mit dem starken Comeback "Nightmares" zurückgemeldet hat. Mit jenem Album haben die Jungs aus Karlsruhe einen merklichen Sprung nach vorne gemacht, und mit den engagierten Gigs im Nachgang wuchs auch die Fangemeide erheblich. Die Speed Metaller mit dem zunehmend starken Hang gen Thrash Metal hatten also offenbar einiges richtig gemacht, die Hörerschaft hat Blut geleckt, und so ist es bestimmt kein Fehler, die hungrige Meute schon bald wieder zu füttern. Ein rascher Veröffentlichungsrhythmus hält die Leute bei der Stange, doch natürlich birgt er auch Risiken, wenn es am Mut und der Inspiration fehlen sollte, und am Ende zweimal dasselbe Album dabei herumkäme. Wahrt der rasche Nachschlag indes eine ordentliche Balance zwischen Bewährtem und Fortschritt, dann steht dem nächsten Schritt nach oben auf der Karrierleiter nichts im Wege. Dieses Umstands scheint man sich im Hause SPITFIRE bewusst gewesen zu sein, denn mit "Trinity" bleibt sich die Truppe durch und durch treu, justiert zugleich einige Stellschrauben augenfällig nach, setzt aber im Kern auch auf ein bewährtes Umfeld. So erscheint das neue Werk Anfang November mit seinem sehr coolen, von Drummer Thunder Manne gestalteten Artwork, erneut über das Undergroundlabel Witches Brew aus der Oberpfalz und hat eine Optik, die wirklich jeden Old-School-Thrasher ansprechen sollte, ohne dabei zu klischeehaft zu sein.
Auch die Aufnahmen, der Mix und das Mastering wurden wiederum in die bewährten Hände der Herren Phil Schimpgen und Luk Becker im badischen Stutensee (Graubau Studios) gelegt, womit auch die klanglichen Voraussetzungen zu hundert Prozent stimmen: "Trinity" klingt druckvoll und differenziert, krankt dabei aber gerade nicht am in der Szene weithin grassierenden Loudness War oder einem zu Tode komprimierten Sound. Stattdessen hat es eine für dieses Genre wirklich herrliche Dynamik und ein schön erdiges und natürliches Klangbild. Unzählige weit größere und erfahrenere Thrash Bands scheitern genau daran, weil ihnen irgendwer den Floh in den Ohr gesetzt hat, dass ein übersteuerter Ballersound das Mittel der Wahl sei, um Thrash zeitgemäß zu inszenieren. Reality Check: Ist es nicht! - Erinnert ihr euch an gut klingende UK-Thrash-Produktionen aus den späten Achtzigern und frühen Neunzigern? Nun, falls ja, dann sei euch gesagt, dass das Klangbild von "Trinity" deutlich positiv an diese Phase gemahnt. Vergleicht gerne mal in einer Audio-Software die Tonspuren eines neuen SPITFIRE-Songs mit denen einer beliebigen aktuellen Aufnahme eines Thrash-Megasellers mit dickem Label im Rücken! Ihr werdet sehen, was ich meine und euch wundern.
Damit kommen wir zum musikalischen Inhalt, und da wird schnell deutlich, dass der Weg des Comebacks mit dem neuen Album fortgesetzt wird. Der klassische Speed Metal rückt nochmals ein gutes Stückchen weiter in Richtung Thrash Metal, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass das Line-up mit der zweiten Gitarre von Simon Bolz und dem Bass von Simon Moch inzwischen zusammengewachsen ist, und dass die neuen Stücke auch für eine solche 4-Mann-Wrecking-Crew geschrieben sind. So hat der ursprünglich sehr klassische Trio-Speed-Metal der Frühzeit der Band inzwischen teilweise eine mächtige Bay-Area-Schlagseite abbekommen. Schon das Titelstück, welches auf das zum Artwork passende Oppenheimer-Intro folgt, bringt einige TESTAMENT-Vibes mit, während im Anschluss 'Bending Reality' noch ein wenig eher die traditionellen, teutonischen und kanadischen Speed-Metal-Anklänge hat und hierbei vor allem durch recht wilde, aber doch melodische, zweistimmige Leads und Soli punktet.
Auch bei 'Downfall Of Existence' finden wir in Form der hohen Screams von Rico Motörizer und der heftigen IRON MAIDEN-Schlagseite der Leadgitarren wieder so einiges aus dem urigen Speed-Metal-Repertoire, doch die präsentierte rhythmische und spielerische Tightness werden den Song auch den Thrash-Freaks mit einem Faible für eine etwas technischere Note schmackhaft machen. Mit 'Crystal Collapse' und 'The Endless Run' komme ich dann nochmals zu meinen eingangs erwähnten Vergleichen mit dem UK-Thrash der späten Achtziger und frühen Neunziger zurück, denn die wirklich gelungene Verbindung dreier ungleicher Zutaten ist bemerkenswert: Ein recht kontrolliertes, punktgenaues Thrash-Riffing, einer durch Ricos Shouts und die allgemeine Bissigkeit der Darbietung gleichwohl punkige Attitüde, und eine eingängige, NWoBHM-inspirierte Leadgitarrenarbeit, lassen mich immer wieder an Namen wie XENTRIX, ACID REIGN, VENOM (1989-1993) und SABBAT (UK) denken. Letzteres gilt speziell für 'The Endless Run', das mir - womit ich so gar nicht gerechnet habe - direkt ein paar dicke SABBAT (UK)-Assoziationen gibt, und zwar sowohl die Leadgitarren, als auch die Rhythmik und der Duktus im Gesang, der durchaus gewisse Walkyier-Vibes hat.
Bei 'Pointless Ways' und 'Creations Of God' gibt es dafür vom rollenden Groove und den fiesen Riffs und Leads her einen ordentlichen Schuss SLAYER der Phasen "South Of Heaven" und "Seasons In The Abyss" oder DESTRUCTION. Am Ende darf mit 'Mankind Into Dust' nochmals auf klassische Weise die altbewährte Speed Metal Patrol durchfegen und die Scheibe klingt mit dem tollen, gefühlvollen und melodischen Instrumental 'Death To All...' düster-melancholisch, etwas beklemmend aus.
So bleibt ein auf allen Ebenen richtig starkes Album, das SPITFIRE weiter gen Speerspitze der neuen Generation von Speed- und Thrash-Metal-Bands katapultiere sollte, denn die Jungs machen hier alles richtig. Der eigene Sound wird spannend aber behutsam weiterentwickelt, die eigenen Stärken betont, neue Facetten gelungen integriert, das Songwriting ist vielseitig und markant, und vor allem ist die klangliche und technische Umsetzung für mich State of the Art. Thrash Metal, so wie er klingen soll!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle