SPITZBART - Spitzbart
Mehr über Spitzbart
- Genre:
- Jazz Rock Instrumental
- Label:
- Comet Records / Radar Music
- Release:
- 30.04.2008
- Traditional Spitzbart
- Schweben im Zustand des Schümli
- Sie hat Unrecht
- Crazy Spitzbart
- Pisa
- Ein Spionagehai tanzt Polka
- Aus dem Leben eines Lords
- Spitzbart On Speed
Wenn ein mehr oder weniger arrivierter Musiker, der sich im Metal genauso zu Hause fühlt oder gefühlt hat wie im Jazz, im Musical oder im Zirkus Roncalli, ein Solo-Projekt gründet, um instrumentale Rock-Musik zu machen, schrillen natürlich sofort alle Selbstverwirklichungstrip-Glocken. SPITZBART ist auch irgendwie ein ziemlich dämlicher Name für so ein Projekt. Und schon war ich, wie ich freimütig gestehe, noch vor dem ersten gehörten Ton dieser CD tendenziell negativ voreingenommen. Leider hat mich Björn Müller, so heißt der Gute, um dessen Werke es hier gehen soll, auch nach diversen Sessions mit seiner Platte nicht wirklich auf seine Seite ziehen können. Stellen wir doch mal das Positive an den Anfang: Björn kann richtig geil Gitarre spielen. Er bringt es fertig, sein Instrument singen, sprechen, tanzen, fliegen, jauchzen, abtauchen und knurren zu lassen. Wenn die Musik unbeschwert swingt, von funky Grooves getragen wird und die fröhlich-eingängige Seite von Jazz und Rock 'n' Roll zelebriert, kommen dabei tatsächlich überaus unterhaltsame, ins Blut gehende Momente wie 'Traditional Spitzbart' heraus. So weit, so angenehm.
Doch wo ein wahrer Meister und Magier wie OZ NOY seine Hörer beginnt zu verzaubern, zu betören und in andere Sphären zu erheben, fehlt es bei SPITZBART einfach an Ausdruckskraft und Inspiration. Eine sicherlich technisch gekonnt vorgetragene Nummer wie das bescheuert betitelte 'Schweben im Zustand des Schümli' wirkt eher wie eine anspruchsvolle Aufwärmübung für Gitarrist, Bassist und Schlagzeuger als wie eine durchdachte, auf ein künstlerisches Ziel zusteuernde Komposition. Man kann es sicherlich auch toll finden, dass Björns Gitarre in 'Sie hat Unrecht' tatsächlich wie das beleidigte Genöle eines herunter geputzten Hanswursts klingt - muss man aber nicht. Man darf das durchaus tanzbare 'Pisa' bestimmt mögen, wird aber nur schwerlich verkennen können, dass es sich hier im Grunde um Jazz/Fusion-Spielereien von der Stange handelt. Im letzten, besonders orientierungslosen Drittel von "Spitzbart" dürften dann aber auch hartgesottenen Hörern die Füße einschlafen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass SPITZBART auf der Bühne eines kleinen Jazz-Clubs Spaß machen könnten. Aber dass man das Ganze auf CD besitzen muss, bezweifele ich doch stark. Da gibt es andere Künstler in diesem Genre, die mehr für die Ewigkeit zu sagen haben. Bliebe nur noch abschließend zu klären, welche Drogen man nehmen muss, um sich einen Songtitel wie 'Ein Spionagehai tanzt Polka' auszudenken. Vielleicht sollten die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS diese Nummer mal covern. Dann käme wohl so etwas raus wie eine Currywurst-Version von John Zorns NAKED CITY. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich möchte noch mal ausdrücklich meinen Respekt vor den technischen Fähigkeiten von Björn und seinen Mitstreitern zum Ausdruck bringen. Aber um echten Hörgenuss zu schaffen, braucht man mehr.
Anspieltipps: Traditional Spitzbart, Pisa
- Redakteur:
- Martin van der Laan