SPRINGSTEEN, BRUCE - The Promise
Mehr über Springsteen, Bruce
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Columbia (Sony Music)
- Release:
- 12.11.2010
- Racing In The Street ('78)
- Gotta Get That Feeling
- Outside Looking In
- Someday (We'll Be Together)
- One Way Street
- Because The Night
- Wrong Side Of The Street
- The Brokenhearted
- Rendezvous
- Candy's Boy
- Save My Love
- Ain't Good Enough For You
- Fire
- Spanish Eyes
- It's A Shame
- Come On (Let's Go Tonight)
- Talk To Me
- The Little Things (My Baby Does)
- Breakaway
- The Promise
- City Of Night
Endlich: Die verlorenen "Darkness..."-Sessions!
32 Jahre Geduld - bei einem kreativen Künstler wie Bruce Springsteen, der es vor allem im vorletzten Jahrzehnt meehrfach schaffte, sich ganz und gar neu zu erfinden und den Charakter seiner Alben sehr, sehr individuell gestaltete, nicht dringend ein nervenaufreibenes Eingeständnis. Allerdings hat der Boss im Hinterkopf immerzu am Gedanken festgehalten, jene raren Studio-Outtakes, die er seinerzeit bei den Aufnahmen zu seinem Meilenstein "Darkness On The Edge Of Town", irgendwann doch noch zugänglich zu machen. Manches schien dabei schon bekannt, so zum Beispiel der mehrfach gecoverte Gassenhauer 'Because The Night' oder eben die Kompositionen, die Springsteen seinerzeit in der Raritätensammlung "Tracks" zusammenfasste. Doch es blieb nicht länger ein Geheimnis, dass die Legende noch mehr verbarg - und es blieb das unausgesprochene Versprechen, eines Tages doch noch klar Schiff zu machen und die Lost Sessions publik zu machen. Nun folgt nach langer, langer Zeit "The Promise". Und siehe da: Es ist mal wieder gigantisch!
Der Boss himself wird bei den Neuaufnahmen sicherlich auch so manches nostalgische Gefühl durchgemacht haben. Das Songwriting, seinerzeit direkt an die Sessions von "Born To Run" angegliedert, fasst dabei einerseits Springsteens damals allgegenwärtige Liebe für die neuen Offenbarungen der Pop-Welt zusammen, sucht aber auch nach wie vor nach den rebellischen Zügen seiner eigenen Vergangenheit, die sich schließlich in ganz dezenten Einflüssen der damals aufkeimenden Punk-Welle äußern. In den Linernotes beschreibt der Protagonist, wie ihn dieser raue Spirit packte und wie er ihn für seine Songs zu interpretieren versuchte. Zwar fehlt sowohl dem Original als auch den verlorenen Aufnahmen auf "The Promise" eindeutig die raue Note, doch man spürt vor allem in den lebhaften Tracks des zweiten Silbrlings, dass Springsteen wieder Energie schöpfte und den Bogen zu "Born To Run" spätestens hier spannte. Schließlich war "Darkness On The Edge Of Town" trotz einiger Single-Hits nicht gerade das extrovertierteste Album in der frühen Springsteen-Geschichte. Hört man schließlich Stücke wie 'Talk To Me' oder das sehr starke 'Ain't Good Enough For You', fühlt man sich in der Ausage des Begleittextes bestätigt. Dieses Album schäumt stellenweise vor Energie über.
Auf der anderen Seite stehen einige typische Boss-Nummern, so etwa die Urfassung von 'Racing In The Street', das soulige 'Someday (We'll Be Together)' und das emotionale, überragende 'The Brokenhearted', welches man in der Gesamtbetrachtung als eine der bestem Semi-Balladen im Springsteen-Katalog bezeichnen muss. 'Because The Night', hinlänglich bekannt, setzt gemeinsam mit Stücken wie 'Wrong Side Of The Street' und 'Fire' die Kontrastpunkte und markiert in dieser Konstellation das Paket der wahrscheinlichen Auskopplungen. Die besten Songs hat sich der gute Herr aber dennoch wieders fürs Ende gelassen, ähnlich schon wie bei seinen letzten beiden Scheiben. Der Titelsong mit 'Thunder Road'-Chorus ist ein Gänsehaut-Rocksong, 'City Of Night' wiederum ist eine der energischsten und gleichzeitig emotionalsten Stücke, die man aus dem Mund des Sängers Springsteen je gehört hat - und damit alles, nur nicht das typische Outtake-Material, welches man den Fans mal eben so zum Nachtisch serviert.
Aber dieser Umstand beschreibt die grundlegenden Ambitionen, die nicht nur der Künstler stets offenbart, sondern auch der Visionär, der sich ausgerechnet diesen Zeitpunkt ausgesucht hat, um ein drei Dekaden altes Vermächtnis neu aufzuarbeiten. "The Promise" ist in diesem Sinne sowohl ideologisch als auch musikalisch kein echtes neues Springsteen-Album. Aber fraglos ist es mal wieder eines dieser Schätzchen, die der Kerl einfach mal so zwischendurch auszukramen scheint, so lässig, locker und cool ist die Stimmung in den Songs. Kaufen ist also Pflicht - und wenn das nötige Kleingeld bereit liegt, sollte man direkt zur Deluxe-Packung greifen, in der neben dem damaligen Studio-Original von "Darkness On The Edge Of Town" noch wahlweise 3DVDs oder Blu-ray-Discs zum Thema findet. Wahsinn - wie immer!
Anspieltipps: Because The Night, The Promise, City Of Light, Wrong Side Of The Street, The Brokenhearted
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes