STAHLHAMMER - Eisenherz
Mehr über Stahlhammer
- Genre:
- Neue Deutsche Härte
- Label:
- Point Music
- Release:
- 16.09.2002
- Und ich bring dir die Hölle
- Marilyn
- Eisenherz
- Für immer
- Eisbär
- Bis in alle Ewigkeit
- Träum von mir
- Kein Priester
- Grabesnacht
- Süsses Leid
- Krieg ist eine Droge
- Hölle (Fight Song Version)
- Eisenherz (Video)
Eigentlich müsste ich STAHLHAMMER ja dankbar sein: An dem Abend als ich diese CD das erste Mal einlegte, war ich ziemlich mies gelaunt. Aber „Eisenherz“ hat es tatsächlich geschafft, mich eisenherzlich zum Lachen zu bringen. „Und ich bring dir Hölle, jeden Tag, die Hölle, die Hölle...“. Wenn die Jungs wüssten, wie Recht sie haben!
Um allen Eventualitäten vorzubeugen: Ich mag Neue Deutsche Härte. MEGAHERZ, RAMMSTEIN und OOMPH gehören zu meinen absoluten Lieblingsbands. Auch sollte man bei solchen Bands immer versuchen, unvoreingenommen und politisch neutral vorzugehen, anstatt sich an unsäglichen Hetzkampagnen zu beteiligen. Schließlich muss man sich auch noch darüber im Klaren sein, dass zu Neuer Deutscher Härte immer eine gehörige Portion Pathos gehört, vor allem in den Texten, und, wie wir spätestens seit RAMMSTEIN wissen, zum Teil auch in der Aussprache dieser Texte.
Aber beim besten Willen: Genau das wird STAHLHAMMER zum Verhängnis. Der Pathos wird dermaßen überzogen, dass man schnell gar nicht mehr glauben kann, dass die Band das ernst meint! (Ich persönlich bin trotz meiner schlechten Laune spätestens bei „Für immer“ vor Lachen aus dem Bett gekippt.) Gerollte Rs und überdeutliche Aussprache (von wem das wohl abgeguckt ist?) für klischeetriefende (und teilweise peinlich gereimte) Texte paaren sich mit für Szene-Verhältnisse gemäßigten Rythmen und einer Menge Industrial-Elementen. Schwächen im Songwriting tun ihr Übriges.
Der Opener „Und ich bring dir die Hölle“ ist noch ganz okay, aber schon bei Lied Nummer Zwei, einer „Hommage“ an Marilyn Monroe, traut man einfach seinen Ohren nicht mehr. Der Titeltrack „Eisenherz“, musikalisch für einen solchen viel zu langweilig, springt textlich dann mit Anlauf ins besagte Pathos-Fettnäpfchen. Und als man dann denkt, es könne nicht mehr schlimmer werden, wird „Für immer“ nachgelegt: Musikalisch ist es ganz hörbar, textlich zweifle ich immer noch, ob dieses Lied nicht doch als RAMMSTEIN-Verarsche gedacht ist, aber selbst KNORKATOR wären sich dafür wohl zu Schade. Es soll wohl provokant sein, es geht mal wieder um perverse Liebesfantasien, aber wenn’s so platt und mit dem Holzhammer (Verzeihung, STAHLHAMMER) ist, lockt man damit keinen Hund mehr hinter dem Ofen vor. Na ja, vielleicht ist die „sensationelle“ Namensgebung der Band ja so zu verstehen!
Ab dann geht’s bergauf. Der GRAUZONE-Klassiker „Eisbär“ als essentielle Cover-Version ist in Ordnung, vor allem trägt dieses Lied ja die Ironie in sich , die der Rest der Songs vermissen lässt. „Bis in alle Ewigkeit“ verlässt textlich RAMMSTEINsche Pfade in Richtung depressiverer Themen (also mehr OOMPH;-)) und ist auch musikalisch gut, somit der beste Song der CD. Hätte man sich hier beim texten noch etwas mehr Mühe gegeben, wäre der Song sogar insgesamt gut. Aber Bridges mit Texten wie „Für Dich gibt es nichts hier – für Dich ist kein Platz da“ sind halt einfach zu billig, selbst wenn man wenig Wert auf Reime legt! „Träum von mir“ ist auch nett anhörbar, aber passagenweise doch ziemlich dreist bei „Du riechst so gut“ von RAMMSTEIN geklaut. Der Rest der CD macht auf dem leicht verbesserten Niveau weiter. Am Schluss ist noch eine „Fight Song Version“ des Openers, diesemal schlicht „Hölle“ betitelt, für die „Vienna Vikings“. Als Stadion-Hymne zum mitgrölen sicher nicht schlecht. Als Bonus gibt’s das Video zum Titeltrack.
Damit keine Missverständnisse auftreten: Die Scheibe der Österreicher hat durchaus ihren Reiz, und wenn nur als Beispiel für klassische Szenefehler, die man nicht machen sollte oder um mit einem breiten Grinsen auf den Lippen seine eigenen Probleme zu vergessen. Also wer sich’s leisten kann und genügend Humor besitzt, sollte sie sich zulegen. Ein Erlebnis ist sie allemal. Ansonsten: Ein paar gute Ansätze sind zu erkennen, mehr Songs in Richtung „Bis in alle Ewigkeit“ und die nächste CD könnte ganz okay werden. Für diesmal: Textlich ist diese CD ja vielleicht tatsächlich nicht so ganz ernst gemeint. Musikalisch hätte man sich auch etwas mehr gewünscht, aber hier gehört sie sicher nicht zum Schlechtesten, was diesen Monat rauskam – aber noch sicherer nicht zum Besten.
Anspieltipps:
ernsthaft: Und ich bring‘ Dir die Hölle, Eisbär, Bis in alle Ewigkeit
zum darüber Lachen: Marilyn, Eisenherz, Für immer
- Redakteur:
- Mathias Kempf