STAHLMAGEN - Schreie in der Nacht
Mehr über Stahlmagen
- Genre:
- Black/Dark/Death Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 21.09.2006
- Black Wrath Called
- Interlude
- Back From Purgatory
- Schreie in der Nacht
- Schmerz in mir
- A Song About Pieces
- Abschied
- Loscher Bier Song
Wer die Chaoten von STAHLMAGEN noch nicht kennt, sollte wissen, dass die Band sich damals nur gründete, um den eigensinnigen Namen lauthals herumzuschreien. Was sie nicht wussten, war, dass sie eines Tages nach einem Auftritt auf die Idee kommen würden, ernsthafte Musik zu machen und die schwäbische Zuhörerschaft mit ihrem Material zu bereichern.
Und was die Jungs da hervorgebracht haben, widerspricht allen Erwartungen gegenüber des Bandnamens. Wer denkt bei dem Wort STAHLMAGEN eigentlich nicht an spaßigen Heavy bzw. Thrash Metal der Sparte TANKARD? Dem ist nicht so:
Zwar wird man gleich nach dem Drücken des Play-Knopfes mit einen lauten "Stahlmageddon!" begrüßt, aber dann setzen die fies hochgestimmten Gitarren und die growlig-krächzige Stimme des Sängers ein, welche eine schön düstere Black-Metal-Atmosphäre erschaffen und den Hörer an die Boxen fesseln. Zwischendrin geben sich einige geschickt eingesetzte rockige Passagen zu erkennen, die teils von einer opernhaften, leider eher herzlosen Frauenstimme, teils von einer markant rauchigen Männerstimme untermalt werden und so gekonnt Akzente setzen.
Im Laufe des Albums fällt auf, dass der Sänger einen sehr interessanten Stimmumfang hat. Jener reicht vom bereits angesprochenen tiefen, rauchigen Gesang über derbe Growls bis hin zu einer kranken Krächzstimme, welche wohl M. Roth von EISREGEN als Vorbild gehabt haben muss. Man traut dieser kleinen, witzigen Person solche Stimmlagen gar nicht zu.
Die Songs verbreiten eine melancholische, düstere Stimmung und werden nie langweilig. Dabei sind die Songs im Midtempo gehalten, wechseln aber auch in schnellere und langsamere Gefilde. Des Öfteren meldet sich auch der Nacken und veranlagt den geneigten Zuhörer zum rhythmischen Kopfwackeln, was auf Konzerten eindeutig zum Bangen übergehen wird. Der Abwechslungsreichtum der Band beschert uns zusätzlich noch die Songs 'Abschied' und den 'Loscher Bier Song', wovon letzterer eine Bonus-Liveaufnahme ist. Der Song 'Abschied' ist durchgehend im Gothic-Metal-Gewand und oben genannten Frauengesang gehalten, wobei er das Album mit einer entspannten Queerflötenpassage abschließt. Der 'Loscher Bier Song' lässt schon eher Rückschlüsse auf den Bandnamen schließen: Hier dominiert rotziger Rock mit einer alkoholischen Grölstimme des Sängers. Als Abschiedsgeschenk gibt's dann noch einen herzhaften Rülpser und ein fröhliches "Ihr sollet ned solchen Scheiß aufnehma ihr Affaköpf!" aus dem Proberaum. Ein richtiger Partysong eben.
So abwechslungsreich und mitreißend das Liedgut von STAHLMAGEN auch klingen mag, eines haben sie wohl noch nicht drauf: Die Texte zu schreiben.
Denn beim genauen Zuhören biegen sich die Zehennägel hoch. Solche platten, simplen und lieblosen Reime wie "Der Winter kommt bald. Mir ist schon kalt" oder "Ich hab nicht gewusst was du mir tust" etc. zerstören all die aufgebaute Atmosphäre und verleiten eher zum Schmunzeln (auch wenn ich den leichten Hintergedanken habe, dass die Jungs das extra so machen) als zum Nachdenken. Wer also die Gabe besitzt, so was überhören zu können, sollte sich glücklich schätzen. Denn er hält eine Scheibe voller Potential, Kraft und Qualität (nicht nur klanglich) in den Händen. Jeder andere sollte sich auf jeden Fall überwinden können, damit er an dieser Platte Geschmack finden kann. Insgesamt ist die Scheibe trotzdem ein vielversprechendes Debüt der Band.
Anspieltipps: Alles
- Redakteur:
- Sebastian Schneider