STAMINA - System Of Power
Mehr über Stamina
- Genre:
- Euro Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Pride & Joy Music
- Release:
- 24.02.2017
- Holding On
- Must Be Blind
- One In A Million
- Undergo (Black Moon - Part II)
- Love Was Never Meant To Be
- System Of Power
- Why
- Portrait Of Beauty
Angeblich progressiver Melodic Metal aus Italien.
Laut Waschanleitung bieten uns die Italiener von STAMINA auf ihrem vierten Studioalbum "System Of Power" Melodic / Progressive Metal (Zitat). Aber das ist Schwachsinn. Es gibt typischen Melodic Metal italienischer Bauart mit einer gesunden Portion Härte. Und das ist auch ok. Klar schielt bei den Gitarrenriffs mal ein bisschen DREAM THEATER oder SYMPHONY X durch, aber insgesamt bewegt man sich eher im STRATOVARIUS-/HELLOWEEN-Fahrwasser. Auf der Habenseite steht der gute Gesang von Alessandro Granato (ein Künstlername?), teils mit melodischen Chören unterlegt, ohne den Fabio-Leone-Kitschfaktor.
'Holding On' ist ein melodischer Speed-Metal-Song, der auch auf den Veröffentlichungen der Szenegrößen gut mithalten könnte. Auch der Härtefaktor ist durchaus ansprechend. Und, um die Prog-Behauptung noch mal aufzubringen: Sowohl in der Rhythm Section als auch an den Stromgitarren gibt es hier enorm talentierte Musiker. Aber das macht natürlich keinen Prog aus. Auch 'Must Be Blind' ist fetziger Melodic Metal und erinnert mich an meine heimlichen Faves von NARNIA. 'One In A Million' klingt wie der Titel einer schlechten Schnulze, und der Refrain geht tatsächlich gar nicht. Der restliche Song ist dagegen ordentlicher Melodic Metal mit etwas zu starkem Keyboard-Einsatz. Mit 'Undergro' steigt die Flöte ein, und ich werde das nicht Gefühl, irgendwie einen sehr stillen ANGRA-Song zu hören. Ein unnötiger und viel zu langer Song, der nie wirklich überzeugt. Die Keyboards am Anfang von 'Love Was Never Meant To Be' sind genauso katastrophal wie der letzte Song und scheinen Disneys Aladdin entsprungen zu sein. Der gute Gesang rettet die Nummer aber ein wenig. Der Titelsong ist endlich wieder deutlich besser (und sogar ein wenig progressiv vom Aufbau her).
Vom Gesang werde ich hier an Andi Deris erinnert, der ja oft zu Unrecht viel zu schlecht wegkommt. Eine der besten Nummern des Albums. 'Why?' trägt zuerst etwas zu dick auf, hier sind wir dann in RHAPSODY-Gefielden (und nur die dürfen das), wird dann aber doch noch ein flotter, leicht symphonischer Metal-Song. 'Portrait Of Beauty' ist zuerst mal fast eine Elektro-Nummer (wenn auch sicher mit einigen echten Instrumenten eingespielt), hat sogar Soundtrack-Elemente, nur um dann doch von fetten Metal-Riffs dominiert zu werden - der AOR-Refrain ist sogar ziemlich stark!
Insgesamt gibt es kraftvollen, aber immer melodischen Metal italienischer Prägung. Leider sind die Ausfälle etwas zu zahlreich, um wirklich mitzureißen. Ein Album auf dem Niveau der ersten beiden Tracks oder des Titelsongs hätte deutlich höhere Notenregionen erklimmen können. Für Genre-Fans ist es aber sicher sinnvoll, reinzulauschen. Und 90% der italienischen Melodic-Metal-Bands stecken die Jungs von STAMINA locker in die Tasche.
Anspieltipps: Holding On, Must Be Blind, System Of Power.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer