STAR ONE - Space Metal
Mehr über Star One
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Inside Out
- Release:
- 22.04.2002
- Lift-Off
- Set Your Controls
- High Moon
- Songs Of The Ocean
- Master Of Darkness
- The Eye Of Ra
- Sandrider
- Perfect Survivor
- Intergalactic Space Crusaders
- Starchild
Der fliegende Holländer ist wieder da! Der Name Lucassen dürfte nach dem grandiosen "Into The Electric Castle"-Doppeldecker sowie dem zweiteiligen "The Universal Migrator" allen anspruchsvollen Proggies auf der Zunge zergehen wie ein zartes Rindersteak. Dieses Mal ist Arjen allerdings nicht unter dem bekannten Banner AYREON in spacigen Gefilden unterwegs, mit STAR ONE haucht der Workaholic aus dem Nachbarland einem neuen Projekt Leben ein.
Der Titel "Space Metal" dürfte klar machen, in welche musikalische Richtung es diesmal gehen soll: Ohne großartige Schnörkel, ohne lange Zwischenspiele und ohne ausschweifende Konzeptstories gibt es ein feines Metal-Brett auf die Lauscher, das sich gewaschen hat. Die Songs sind für AYREON-Verhältnisse geradezu simpel gestrickt und ebenso kurz geraten. Aber Arjen Lucassen wäre eben nicht dieser, wenn er nicht wieder einmal zumindest ein kleines Konzept hinter die Songs gestellt hätte. Getreu der Sci-Fi-Ausrichtung der Musik behandelt ein jeder Song - mit Ausnahme des Openers "Set Your Controls" - einen mehr oder weniger bekannten, futuristischen Film - unter Anderem Star Wars, Star Trek, Alien oder Dune. Wenn man die jeweilige Story im Song selbst aufmerksam verfolgt, kommt man zumeist schnell dahinter, um welche cineastische Vorlage es sich handelt. Dabei ist es Arjen hervorragend gelungen, die teilweise doch recht komplizierten Stories mitreißend zu erzählen und dabei noch in ein schlüssiges Gesamtkonzept unterzubringen.
Rein musikalisch liegt bei "Space Metal" selbstverständlich alles im grünen Bereich, was schon ein Blick auf die Namen der mitwirkenden Musiker vermuten läßt: Neben bekannten AYREON-Recken wie die Trommelmaschine Ed Warby (ex-GOREFEST), Erik Norlander oder Gary Wehrkamp (SHADOW GALLERY) wirkt diesmal sogar STRATOVARIUS-Tastenflitzer Jens Johansson mit, der sich mit Gary einige unglaubliche Duelle liefert ("Master Of Darkness"). Aber auch Arjen himself überzeugt wieder einmal auf ganzer Linie in puncto Songwriting - meiner bescheidenen Meinung nach hat der Gute hier einige seiner besten Stücke überhaupt abgeliefert - sowie am Bass, diversen Keyboards und Synthesizern und an der Sechssaitigen.
In Sachen Gesang kann sich der geneigte Hörer nur schwerlich einem wahren Ohrgasmus erwehren: Zwar sind Russel Allen (SYMPHONY X), Damian Wilson (ex-THRESHOLD) oder Floor Jansen (AFTER FOREVER) wie die Instrumentalisten bereits alte Bekannte, aber deren Leistung, Leidenschaft und Ausdrucksstärke siedelt sich in ähnlich hohen Regionen wie das Raumschiff auf dem Cover an. Ganz nebenbei konnte noch Multitalent Dan Swanö (ex-EDGE OF SANITY; NIGHTINGALE) hinzu gewonnen werden - somit hat Arjen das gesamte stimmliche Spektrum mit wahren Meistern ihres Faches besetzt.
Das spiegelt sich dann beeindruckend in Songs wie "Songs Of The Ocean" oder gerade "The Eye Of Ra" wieder, bei denen die Story durch die nachvollziehbare Rollenverteilung richtig lebendig wird. Beide Stücke überzeugen durch eine geradezu bombastische Inszenierung und einen Refrain, der einem die Fußnägel vor Gänsehaut aufrollt. Insbesondere "The Eye Of Ra" mit seinem 80-stimmigen (!) Chor strahlt eine innere, majestätische Kraft aus, wie ich sie zuletzt auf viel zu wenigen musikalischen Ergüssen bewundern konnte.
Bei "High Moon" sowie "Sandrider" werden STAR ONE richtig heavy, ohne dabei jedoch zugunsten des gesteigerten Härtegrades Abstriche im songwriterischen Bereich zu machen.
Des weiteren äußerst empfehlenswert: Die grandiosen Sanges-Duelle von Russel Allen und Damian Wilson bei Stücken wie dem recht flotten "Master Of Darkness" oder dem unverschämt eingängigen "Intergalactic Space Crusaders", welches durch einen verdammt eingängigen Chorus verfügt, der mir seit Erhalt der Scheibe partout nicht mehr aus dem Schädel weichen will. Die beiden Sänger unterscheiden sich in ihrer Tonlage voneinander wie Tag und Nacht und verleihen den Kompositionen eine eigene Art von Existenz, die sich unweigerlich im Kopf des Hörers festsetzt - mir persönlich hat das fast noch mehr Spaß gemacht, als den jeweiligen Film dazu zu schauen.
Anzumerken wäre noch, dass "Space Metal" deutlich mehr an die Wärme der "Into The Electric Castle"-Platten erinnert - gerade in Bezug auf die Verwendung der wabernden Synthies -, als an die teilweise etwas unterkühlt und statisch wirkenden "The Universal Migrator"-Scheibchen.
Ein mitreißenderes, vielschichtigeres und dennoch kompaktes Album wird es in diesem Jahr meiner Meinung nach nicht mehr geben - "Space Metal" ist mein persönlicher Favorit für das Album des Jahres.
Wer bereits auf AYREON schwört, kann hier blind zugreifen - ansonsten rate ich allen, die meinen, etwas mit leicht progressivem, aber dennoch durchsichtigem, spacigen Metal anfangen zu können, dringendst zu einer ausgiebigen Hörprobe. Set your controls!
Anspieltipps: High Moon, Master Of Darkness, The Eye Of Ra, Intergalactic Space Crusaders
- Redakteur:
- Rouven Dorn