STAR ONE - Victims Of The Modern Age
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2010
Mehr über Star One
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Insideout (EMI)
- Release:
- 29.10.2010
- Down The Rabbit Hole
- Digital Rain
- Earth That Was
- Victim Of The Modern Age
- Human See, Human Do
- 24 Hours
- Cassandra Complex
- It's Alive, She's Alive, We're Alive
- It All Ends Here
Ein Geniestreich des Meisters, sein möglicherweise bestes Werk!
Dass ich ein Fan Arjen Lucassens bin, schicke ich am besten mal voraus. Wobei, auch da gibt es Ausnahmen. So beginnt die großartige Phase des Holländers für mich erst ab "Into The Electric Castle", und mit AMBEON und GUILT MACHINE kann ich nur bedingt etwas anfangen. Also nichts mit unreflektierter Abfeierei. Obwohl natürlich "Space Metal", das erste Album des STAR ONE-Projekts, ein beeindruckendes Prog-Metal-Werk war, das zu einem regelmäßigen Gast in meinem CD-Player wurde. Nun liegt also der Nachfolger vor, der demzufolge von mir mit hohen Erwartungen empfangen wurde. Und was soll ich sagen, Arjen hat sie alle sogar noch übertroffen!
Wobei die Aussage so nicht ganz richtig ist. Sicher sind die Kompositionen, die alle auf in irgendeiner Weise apokalyptischen Science-Fiction-Flicks basieren, das Rückgrat des Albums, aber es würde bei dem Prädikat sehr gut stehenbleiben, wären da nicht die überragenden Gesangsleistungen des gesamten Riege der Mikrophonartisten, allen voran Russell Allen. Der SYMPHONY X-Frontmann ist ein echtes Goldkehlchen, und die Unterstützung durch Damian Wilson, einem meiner Lieblingssänger, Floor Jansen und Dän Swanö ist nicht minder beeindruckend. Klar, das ist ja schon die bekannte Posse, aber über die Jahre scheinen die Künstler noch mehr zusammen gewachsen zu sein, so dass die Songs perfekt zu den Stimmen passen und die Sänger sich zuhörens wohl fühlen und Spaß haben bei der Sache. Ja, ich behaupte, dass man das hören kann.
Passend zum Thema ist der musikalische Unterton rauer und härter als zuvor. Es brät schon mal gehörig die Gitarre, wie zum Beispiel gleich im Opener 'Digital Rain'. Dazu gesellen sich aber die typischen Lucassen-Signature-Keyboards, die den Mastermind des Albums sofort verraten. Diese wechselseitige Anziehungskraft aus den sphärischen, melodischen Elementen und einer ordentlichen Portion Heavyness machen "Victims Of The Modern Age" zu dem besten Lucassen-Werk seit langem. Ja, auch noch besser als das letzte, sehr gelungene AYREON-Album. Der Grund dafür ist klar: Das Album "01011001" hatte einige dem Konzept geschuldete Songs, die sich nur im Bereich gut einordneten. Von solchen Füllern, in Ermangelung eines besser passenden Wortes, denn gut sind alle Tracks des Doppelalbums allemal, findet man aber auf der zweiten STAR ONE Scheibe keinen einzigen. Wobei mir bislang nur die erste Scheibe vorliegt, die Bonus-CD ist bei dieser Besprechung nicht berücksichtigt. Aber da es ein Bonus ist, kann dieser eine Wertung nicht schlechter machen. Die acht Tracks des Albums wirken wie eine Hecke, die ein Fachmann in Form getrimmt hat. Wo bei AYREON in alle Richtungen wild gewuchert wurde, drängt der Komponist die Songs mit harter Hand in die vorgegebene Richtung. Jeder Ton sitzt, alles hat Hand und Fuß, es wird nicht selbstverliebt herumgedudelt. So kommen die Lieder relativ direkt auf den Punkt, zumindest gemessen an Arjens eigenen Maßstäben, nur ein Song ist enthalten, der die Zehn-Minuten-Marke im Visier hat, der Rest geht mit durchschnittlich knapp über sechs Minuten in fast schon rekordverdächtiger Kürze ins Ziel.
Hier stimmt tatsächlich alles, Arjen hat das erste STAR ONE-Album mit dem großartigen "Universal Migrator" gepaart und mit einem guten Schuss Attitüde abgeschmeckt. Alle Songs sind großartig, der Titelsong, 'Earth That Was' und der Ohrwurm '24 Hours' dürfen besonders erwähnt werden. (Wie bitte? Wenn es etwas bessere und dann wohl auch etwas schwächere Songs gibt, wie kann es dann eine glatte 10 sein? Ganz einfach, die drei sind eine 10,5!).
Meine Begeisterung kennt keine Grenzen, für mich ist das der beste Progrelease dieses Jahres, und deshalb kann ich nicht anders als direkt die Höchstnote zu zücken, erstmalig in diesem Jahr. Wer also auf Arjens Stil steht, kraftvollen Gesang mag, epische Songs genießt oder SciFi-affin ist, muss reinhören. Auf mich treffen alle vier Argumente zu, also setze ich "Victims Of The Modern Age" auf den 2010er Thron.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger