STARKWEATHER - Croatoan
Mehr über Starkweather
- Genre:
- Doomcore
- Label:
- Candlelight / Soulfood
- Release:
- 22.09.2006
- Slither
- Taming Leeches With Fire
- Vespertilian
- Silken Garotte/The Infinity Coil
- Machine Rhythm Confessional
- Hushabye: Goodnight
- Bitterfrost
- Wilding
Heute schon schlechte Laune gehabt? Nicht? Das muss anders werden. Entweder ihr zieht euch jetzt sofort eine der dumpfbackigen RTL2-Frauenabschieb-Sendungen rein oder ihr lasst euch von STARKWEATHER ungleich stilvoller den Tag versauen. Ich rate dringend zur zweiten Variante. Denn mit "Croatoan" wuchten die Amis nach fast zehnjähriger Veröffentlichungspause (in ihrer Heimat erschien das Teil bereits Ende 2005) ein ziemliches Schwergewicht in die Auslage, das noch mal zwei Kilo mehr auf die Waage bringt als die aktuelle MASTODON-Langrille "Blood Mountain". Zwei Jahre sollen die Arbeiten an diesem massiven Prog-Doomcore-Klotz gedauert haben, und das glaube ich den Jungs gerne.
Die Burschen lassen es in den überlangen Songs mit Vorliebe ganz fies schleifen und wandeln insgesamt fünf Meter neben den ausgetretenen Pfaden durch die Musiklandschaft. Und dieses Gebiet scheint mit jeder Menge Tretminen versehen zu sein, auf die Höllenhund-Beller Rennie Resmini in regelmäßigen Abständen trampelt – anders ist seine phasenweise krasse Vorstellung kaum zu erklären. Auf der anderen Seite setzt er des Öfteren auch auf cleane Vocals. Aber ich warne ausdrücklich: Wer denkt, dass sich dadurch die Eingängigkeit der Tracks erhöht, liegt gefährlich daneben. Die Gesangslinien sind genauso weit vom Mainstream entfernt wie die Kompositionen und erinnern ein ums andere Mal an die unvergleichlichen, aber leider nicht mehr existenten Avantgarde-Verrückten (THE) THOUGHT INDUSTRY, zumal auch noch stimmliche Parallelen zu deren Sänger Brent Oberlin auszumachen sind. Am deutlichsten werden die Ähnlichkeiten bei dem achtminütigen 'Silken Garotte/The Infinity Coil', das mit einem TRIBE AFTER TRIBE-artigen Percussion-Teil endet, dem bösen 'Slither' und den wirklich großartigen 'Wilding' (das zugänglichste Stück des Longplayers), 'Machine Rhythm Confessional' und 'Bitterfrost'. An diesen Nummern hat man garantiert auch noch nach fünfzig Durchläufen seine morbide Freude, was auch damit zusammenhängt, dass zwanzig davon dafür draufgehen, STARKWEATHER halbwegs zu durchleuchten.
"Croatoan" sollte von Leuten, die bei 'ner Platte unruhig auf die Refrains der einzelnen Songs warten, unbedingt großräumig umkurvt werden. Experimentierfreudige Zeitgenossen, die ohne musikalische Herausforderungen nicht leben und mit 'ner Mischung aus INTEGRITY, CROWBAR, MASTODON und (THE) THOUGHT INDUSTRY tendenziell irgendwas anfangen können, dürfen allerdings nicht davor zurückschrecken, die Scheibe an Land zu ziehen. Dann ganz fix das Kämmerchen abdunkeln, ein Fläschchen Brennspiritus köpfen und auf Schleichfahrt gehen!
Anspieltipps: Wilding, Silken Garotte/The Infinity Coil, Bitterfrost
- Redakteur:
- Oliver Schneider