STATE RADIO - Us Against The Crown
Mehr über State Radio
- Genre:
- Reggae-Rock
- Label:
- Soulfood / Nettwerk
- Release:
- 11.08.2006
- People To People
- Mr. Larkin
- Camilo
- Right Me Up
- Black Cab Motorcade
- Riddle In Londontown
- Man In The Hall
- Waitress
- Diner Song
- Gunship Politico
- Rushian
- Calvado's Chopper
- Never You Mind
Schon einmal vorab: Jeder, der nach meinen folgenden kreativen, geistigen Ergüssen eine arschtretende Metalband erwartet, sollte sofort zu IRON MAIDEN oder Konsorten weiterklicken. Wer aber mal zur Abwechslung nach einer geilen Reggae-Band namens STATE RADIO zum gepflegten Chillen sucht, ist hier richtig. Diese wurde nämlich nach einer achtjährigen Karrierezeit bei DISPATCH von Chad Stokes gegründet, welcher mit seiner ehemaligen Gruppe auf einem freien Label 400.000 Scheiben absetzen konnte. Ohne großartige Werbung! Ein Grund dafür ist – neben seinem musikalischem Können – sein politisches Engagement, dessen Befürwortung muss aber natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Zusätzlich hat er noch Zeit für das soziale TV-Projekt "How's Your News?", bei dem es darum geht, dass behinderte Menschen ein interessantes und zumeist lustiges Interview mit Leuten von der Straße durchführen. Zu ihm gesellen sich Bassist Chuck Fay und Drummer Brian Sayers, welcher als Letzter zur Band stieß.
Was STATE RADIO wirklich draufhaben, ist, den Hörer aus einem stressigen, genervten Alltag in einen glückserfüllten, fröhlich machenden Moment hineinträumen und davontragen zu lassen. Die Musik ist nicht dazu gemacht, wild mit dem Kopf herumzuschütteln, sondern eher zustimmend, zurückgelehnt im Takt mitzunicken. Irgendwann muss einfach jeder mitmachen. Und innovativ ist man gleichzeitig! So vermischt man Reggae, Rock und Punk in einer einzigen Melodieführung. Wunderbar klingen tut's obendrein auch noch. Das beginnt schon mit dem Opener 'People To People', der im typischen Reggae-Stil um die Ecke gegroovt kommt. Da kann kein dicker Zeh still bleiben. Eine Stufe rockiger wird es bei 'Mr. Larkin', der übrigens von den Rechten der älteren Generation – unter anderem denen im Berufsleben – handelt. Toller Ohrwurm! Richtig tragisch und ein wenig melancholisch wird es dann bei 'Camilo'. Die Nummer drei der Platte entstand, als Kriegsdienstverweigerer "Staff Sergeant Camilo Mejia" ins Gefängnis gesperrt wurde, eben jenem ist dieser Song gewidmet. Durch öffentlichen Wirbel wurde dieser am 15. Februar 2005 aus der Haft entlassen. Dennoch blinzelt am Ende ein wenig die Wut durch einen kleinen Tritt aufs Gaspedal heraus, welche man auch symbolisieren möchte. 'Right Me Up' ist hingegen ein weiteres lächeln machendes Lied; hier geht es um die Rechte der Behinderten im alltäglichen Leben. Wie 'Mr. Larkin' rockt ein 'Black Cab Motorcade' daher, bis einen 'Riddle In Londontown' auf beruhigende Art und Weise herunterzieht und sich gleichzeitig mit den täglichen Mühen und Kämpfen der Unterklasse beschäftigt. Übrigens genauso wie 'The Waitress' und 'Rushian', zu denen wir aber erst noch später kommen. Vorher funkt und groovt uns 'Man In The Hall' ordentlich ein. Das angesprochene 'The Waitress' kommt recht smooth daher, inklusive Gitarrensolo und "Eh-Yo"-Mitsumm-Abschluss. Das Intro vom 'Diner Song' wird uns etwas soulig präsentiert, ändert sich dann aber fließend in ruhigen Reggae-Rock. Eine Minute vor Schluss wird nach dem einläutenden Schlagen der Sticks der Übergang zu den Punk-Wurzeln deutlich, da der wunderbar mitgrölbare Refrain ordentlich an Geschwindigkeit zulegt. 'Gunship Politico' ist wieder eine Nummer ernster und klingt auch so, die Melodie ist nachdenklich und beruhigend zur selben Zeit. 'Rushian' schlägt dann wieder den klassischen Reggae an, zu dem es im Hintergrund einen mehrstimmigen Chor gibt. Zum Ende hin steigt die Geschwindigkeit an, was die Punk-Wurzeln offenbart. Bei 'Calvado's Chopper' geht's wieder etwas gesitteter zu. Hier sind Träumen und Zurücklehnen angesagt, den Song klingt – wieder einmal - als ein mehrstimmiger Gesang ohne Instrumental aus. Da es Musiker anscheinend lustig finden, gibt es einen "Hidden Track" in Form von 'Never You Mind'. Dieses weist klanglich sehr in Richtung ELVIS PRESLEY oder anderer Sixties-Mukke, sogar das typische Knacken der Plattenspieler ist mit von der Partie.
So, wir dürfen die Augen wieder aufmachen ... Solch eine Platte sollte jeder noch so harte Metalhead in seiner Sammlung stehen haben. Nur auf die Zwölf geht ja auch nicht, und so macht sich eine feine Ausspannen-und-einfach-mal-zurücklehnen-CD echt gut im Regel. STATE RADIOs "Us Against The Crown" klingt in etwa so, als wenn BOB MARLEY, GREENDAY und WEEZER sich den Proberaum geteilt hätten.
Anspieltipps: Mr. Larkin, Camilo, Diner Song, Gunship Politico, Calvado's Chopper
- Redakteur:
- Daniel Schmidt