STATIC-X - Shadow Zone
Mehr über Static-X
- Genre:
- Industrial
- Label:
- Warner Music
- Release:
- 27.10.2003
- Destroy All
- Control It
- New Pain
- Shadow Zone
- Dead World
- Monster
- The Only
- Kill Your Idols
- All In Wait
- Otsegolectric
- So
- Transmission
- Invincible
STATIC-X meldeten sich 2003 zurück. In der geordneten Folge von jeweils zwei Jahren war dies nun der dritte Longplayer des Quartetts seit dem offiziellen Debüt 1999. "Shadow Zone" nennt er sich. Und so hätte vielleicht auch die erste Single heißen sollen, aber dazu später mehr. Vieles ist neu im Lager der Statiker, ob musikalisch, oder besetzungstechnisch. Aus "Winsconsin Death Trip"-Tagen sind mit Wayne Static und Tony Campus nur noch zwei Mitglieder übrig. War bereits kurz vor Veröffentlichung der "Machine"-Gitarrist Koichi Fukuda ausgestiegen, verließ nun auch Drummer und Gründungsmitglied Ken Jay die Band. Allerdings scheinen solche Tatsachen und die zwangsläufige Ersatzsuche weniger ein Problem zu sein als bei diversen Zeitgenossen, die hahnebüchene Aktionen starten müssen, nur um am Ende den Gitarristen von SNOT zu nehmen.
Für die Aufnahmen zu "Shadow Zone" gewann man keinen Geringeren als Josh Freese, seines Zeichens Drummer von A PERFECT CIRCLE. Mit weinendem Auge musste man diesen dann wieder ziehen lassen und auf die Suche nach einem neuen Mitstreiter gehen. Den fand man nach mehreren Auswahlverfahren in Nick Oshiro (damals für SEETHER in der Schießbude), der nicht nur Können mitbrachte, sondern sich auch in die Band integrieren konnte. Ansonsten blieb vieles beim Alten, für eine Band dieser Tage.
Der Name "Shadow Zone" schreit nicht gerade vor Kreativität. Oder besser: Er verrät nicht viel über die Kreativität, die sich im Album verbirgt! Es ist kein Album, das man einlegt, und nach den ersten Klängen denkt: Wow, damit hab ich ja gar nicht gerechnet! Im Gegenteil, man hört sofort: Das sind STATIC-X! Dass man hier seinen Wurzeln treu bleibt, ist allerdings beabsichtigt. Man hat sich doch zur Aufgabe gemacht, auf der Basis der Eigentümlichkeit ein gutes Album zu schaffen. Nicht überrascht zu sein, wäre jedoch auch untertrieben, denn das sind zwar STATIC-X, aber auf ihrem Gebiet haben sie Fortschritte gemacht ohne Ende. Schließlich arbeitete man ein Jahr am neuen Werk und zum ersten Mal mit Tripp Rex Eisen. Eisen hatte sich ähnlich wie Freese, der sich wieder für seine Stammcombo A PERFECT CIRCLE entschieden hatte, auch schweren Herzens vom erfolgreichen Sideprojekt MURDERDOLLS losgesagt. Wahrscheinlich war das auch ein ausschlaggebender Punkt in Bezug auf die Zukunft von STATIC-X als Band, da sie drohte in Nebenprojekte zu zerfallen.
'Destroy All' eröffnet das Album wie einst 'Push It' das Debüt. Vielleicht nicht so grandios, aber genauso unerwartet, und vor allem etwas eigener, mit einem sehr signifikanten Rhythmus. Sofort erkennt man die die typischen Einflüsse wieder, die das selbsterschaffene Genre "Evil Disco" prägen. Was folgt, ist ein Durchhör-Album, bei dem die meisten Lieder mehr in ihrem Zusammenhalt wirken, statt individuell. Zwangläufig müsste man viele Lieder sonst als Lückenfüller abstempeln, was jedoch das Gesamtbild völlig zum Negativen verfälschen würde. Denn ein Album bekommt nicht zuletzt durch seinen Aufbau noch den letzten Schliff, mit dem noch vieles fallen kann. STATIC-X gelingt es sehr gut, ihre traditionell raren Midtempo-Stücke so in den Lauf des Albums zu integrieren, dass ein Achterbahneffekt entsteht.
Die Zugpferde an Songs, die seit dem zweiten Album relevant geworden sind, wurden mit 'Destroy All', 'Shadow Zone', 'Monster' und 'Otsegolectric' perfekt verteilt, wohingegen sich zum "Machine"-Album nach den beiden Stützpfeilern 'Get To The Gone' und 'This Is Not' alles in Substanzlosigkeit auflöste. Man hat aus der Vergangenheit gelernt, ohne jedoch den Mut zu verlieren, sich an Neuem zu probieren. Der entscheidende Unterschied ist, dass man sich diesmal kaum Schwächen gönnt. Das Album fällt mit unter 40 Minuten Laufzeit sehr kurz aus, was bei dieser Band aber als außerordentlich positiv zu bewerten ist, denn STATIC-X schwimmen am besten in wilden Gewässern. Dass gut die Hälfte der Lieder die Dreiminuten-Schallgrenze nicht überschreiten, zeigt, dass man dies erkannt und beherzigt hat.
Wayne und Co. machen zunächst Druck, schießen mit 'Control It' gleich die zweite Welle nach 'Destroy All' hinterher. Erst mit 'New Pain' schaltet man einen Gang zurück und lässt Gesang walten. Ja, Gesang, denn kurze Laufzeiten und messerscharf hintereinander geschnittene Songs sind alles, was am Todestrip-Debüt orientiert ist. Ansonsten ging es frei nach dem Motto "Do the evolution". Besonders große Fortschritte gab es im Bereich Vocals, bei denen Frontmann Wayne zu völlig neuen Ufern aufbricht. Desweiteren gab man die Idee nicht verloren, nicht nur Midtempo-Tracks zu produzieren, sondern ganz und gar etwas Balladen-ähnliches zu schaffen. Nur ist man dabei diesmal weitaus erfolgreicher als auf dem Zweitling. Statt eines peinlichen 'Cold' schafft man mit den fast schon bombastisch klingenden 'The Only' und 'So' richtige Ohrwürmer.
Trumpf ist aber in allen Situationen der neuerliche Hang zur Melodie, am besten noch gepaart mit einer anständigen Portion Härte, wie in 'Shadow Zone'. Der Titeltrack entpuppt sich als das wohl stärkste Lied des Albums, gar als eines der besten der Band überhaupt. Mit eingängigem Rhythmus, und absolut ansteckender Melodie erscheint es vor allem "erwachsen" und kombiniert die eigenen Stärken mit neuen Ideen.
Oder aber mit Eigentümlichkeit, wie in 'Monster', mit abgehackten, aber hitverdächtigen Lyrics.
Das 'Otsego'-Thema erlebt ebenfalls ein Hoch. Verbarg sich hinter diesem Wort in der Vergangenheit traditionell immer ein relativ starker Track, ist es mit 'Otsegolectric' dieses Mal einer der stärksten geworden. Dass dem Album auf die letzen Meter dann doch etwas die Luft ausgeht, ist schade. Nach 'So' dümpelt man durch das Zwischenstück 'Transmitted' und schließt mit dem schwerfälligen 'Invincible' ab. Auf etwas wirklich Originelles wie das 'December' vom ersten Album wartet man vergebens.
Mutmaßlich kann man davon ausgehen, dass das Release-Date zugunsten der Special-DVD-Editon verschoben wurde. Dass das Quartett diesbezüglich noch etwas grün hinter dem Booklet ist, wird angesichts der DVD klar. Hat man in den ersten Sekunden den Eintruck, seltenes Filmmaterial zu sehen, wird man leider bald ernüchtert. Zwar sieht man tolle Livebilder, hört dabei allerdings nur die Musik aus der Dose. Für einen besseren Sound wurde das Livefeeling fallen gelassen. Das entfremdet und ist ein echtes Manko. Weiterhin wirkt das ganze Interview mit der Band eher halbherzig, ergänzt, durch ein völlig überflüssiges Q&A mit den Fans.
Fazit: Die Special Edition ist nicht zwingend nötig, lediglich nett anzusehen. Das Album jedoch ist ein absolutes Muss. STATIC-X fügen sich erfolgreich wieder dort ein, wo sie nach "Wisconsin Death Trip" standen. Sie behalten definitiv ihren Sound, aber lassen die Trance-Einflüsse zunehmend hinter sich. Womöglich besser als das Debüt und womöglich "the next big thing".
STATIC-X werden mächtig!
Anspieltipps: Shadow Zone, Monster, All In Wait, Otsegolectric
- Redakteur:
- Michael Langlotz