STATIC-X - Start A War
Mehr über Static-X
- Genre:
- Nu Metal
- Label:
- Warner Bros. Records
- Release:
- 20.09.2005
- The Enemy
- I'm The One
- Start A War
- Pieces
- Dirthouse
- Skinnyman
- Just In Case
- Set It Off
- I Want To F****** Break It
- Night Terrors
- Otsego Amigo
- My Damnation
- Brainfog
STATIC-X sind ein Überbleibsel der ersten und einzig echten Nu-Metal-Welle. Das heißt, so schnell werden sie auch nicht wieder von der Bildfläche verschwinden. Leider war der Sturm, den sie in den Staaten mit "Shadow Zone" lostraten, hierzulande nicht mehr als ein schwaches Lüftchen, das man zumindest bei der Deutschland-Tour von KORN mal einatmen durfte. (Das Remix-Zwischenalbum kann man nicht mal als vollwärtiges Album ansehen.) Das ist viel zu wenig, und so ist ein Album-Release alle Jahre wieder der Versuch, hier auch ohne Livepräsenz Fuß zu fassen.
Im Vorfeld des neusten Streichs "Start A War" durchzuckte die Band jedoch eine Hiobsbotschaft. Gitarrist Tripp Rex Eisen stand plötzlich in allen Schlagzeilen aufgrund der Anschuldigung sexueller Verführung Minderjähriger. Jeder redete sich darüber den Mund fusselig, nur Tripp schwieg und auch STATIC-X machten nicht viele Worte, sondern schmissen den Schmutzfleck kurzerhand aus der Band. Eisen raus, Fukuda rein. Der schmächtige Mann mit dem asiatischen Aussehen ist Gründungsmitglied. Dumm nur, dass Eisen einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Erfolg der "Shadow Zone" beigetragen hat! Damals verkündete man nämlich noch stolz, dass Wayne Static die Texte schreibt und Tripp Eisen diese in Melodien flechtet. Wie sollte das nun also weitergehen?
Eisen verschwand so schnell aus den Schlagzeilen, wie er dort hineingeraten war. Und die STATIC-X veröffentlichten ihr Album "Start A War", als wäre nichts gewesen. Drückt man "Play" dann hat man sogar eben diesen Eindruck, denn 'The Enemy' knüppelt genauso geil los, wie man es von STATIC-X gewöhnt ist! Wayne Static offenbart die wohl erträglichste Kreischstimme des Metals aufs Neue, die Musik kommt mit Überschall aus den Boxen und zieht einem die Falten aus der Stirn. Daran ändert sich auch nichts bei 'I'm The One', dem Titeltrack 'Start A War' und vor allem nicht bei 'Pieces'. Alles schnelle Nummern, die Spaß machen, ohne zu anspruchvoll zu werden. Mit zwar billigen aber geilen Riffs und schicken Drum-Rhythmen. Japp, die Statiker haben bis hierhin alles richtig gemacht.
Doch dann der Einbruch: 'Dirthouse' kommt nur mäßig aus den Startlöchern und läutet eine Welle der Midtempo-Tracks ein, die den Hörer auf eine unbequeme Geduldsprobe stellen. Dem Gepard geht die Luft aus, oder vielleicht ist in diesem Fall das Wort "kriegsmüde" angebracht. Jedenfalls fährt man den Karren so richtig schön in den Fehlern des letzten Albums und der "Machine" fest. Plötzlich werden die Reißbrettriffs überdeutlich und langweilen spätestens nach 'Skinnyman' oder dem extrem schwerfälligen 'Just In Case'. Zu allem Überfluss hat scheinbar immer noch niemand Herrn Static gesagt, dass er das mit dem Singen doch mal gefälligst lassen sollte. Warum auch immer STATIC-X sich selbst Fußketten angelegt haben, es ist unvorteilhaft und steht ihnen überhaupt nicht. Wenn sie damit der Kritik der Monotonie Einhalt gebieten wollten, dann ging der Schuss zweifellos doppelt nach hinten los. Nicht nur, dass sie dafür ihren eigenen Qualitäten den Laufpass gegeben haben, nein, sie kopieren maximal andere Platzhische. Sei es TOOL, wenn sie sich im Schlamm festfressen, sei es NIN, wenn Wayne auf langsame Melodien flüstert, oder MUDVAYNE bei dem Gitarrenriff von 'Night Terrors'. Bei Letzterem klingt man sogar nach sich selbst, da das Lied passagenweise an 'New Pain' vom "Shadow Zone"-Album erinnert. Also nicht mal Abwechslung, das ist bitter.
Da bringt auch das Einspielen einer Trompete zum Beginn von 'I Want To F****** Break It' nicht mehr viel. Wirklich Kohlen aus dem Feuer zieht erst wieder der Running Gag 'Otsego Amigo'. Endlich lässt man die Drums wieder über 150 bpm kommen, und schon hat man wieder einen anständig rockenden Evil-Disco-STATIC-X-Song! Überhaupt fängt man sich zum Ende von "Start A War" noch mal anständig, bringt mit 'My Damnation' einen recht passablen Schlusssong mit schönem melodischem Refrain, wie man ihn vom letzten Album schmerzlich vermisst. 'Brainfog' ist eine ordentlich experimentelle Techno-Metal-Spielerei, die im Angesicht des zu eintönigen Gesamteindrucks eine willkommene Abwechslung ist.
Bis zu diesem Zeitpunkt hat insgesamt aber noch nicht mal ein Halbfan gerichtete Appetenz, dieses Album zu kaufen. Was es aber wirklich zu einem Muss für Fans macht, ist die Bonus-DVD. War dieses Begleitstück bei dem Vorgängeralbum noch bei weitem nicht so ausgeprägt, hat man dieses Mal viel hinzugelernt. Zu sehen und auf die Ohren kriegt man einen ganzen Packen Lieder von "Start A War" live im Studio und, was alles wegburnt, ein paar knüppelgeile Stücke der letzten Alben als Live-On-Stage-Versionen. Dabei hat man sich scheinbar ein bisschen was bei MARILYN MANSON abgeschaut, denn wie schon bei dessen "Guns, God & Goverment"-DVD haben STATIC-X aus vielen verschiedenen Live-Gigs ein Lied zusammengeschnippelt. Mein Mitgefühl für den Cutter!
Auch die Aufnahmen rund um das Touring, Photosessions, Offroad-Touren und was noch so alles eine durchschnittliche Major-Band anstellt, sind keineswegs langweilig geraten. Nur wurde dabei peinlichst genau darauf geachtet, dass Mr. Eisen, der ja zwangsläufig zur Entstehungszeit der Aufnahmen noch fester Bandbestandteil war, gar nicht oder wenigstens nur von hinten zu sehen ist. Wie viel man mit den gesamten Albumliedern im 5.1-Format auf der DVD anfangen kann, bleibt jedem selbst überlassen. Fazit bleibt: Die Qualität der "Wisconsin Death Trip" wird uns diese Band wohl ewig schulden bleiben. Geht man aber nach dem bisherigen Muster, dann müsste die nächste Scheibe wieder ein Hammer werden. STATIC-X verkaufen hier eher ihre geniale Live-Atmosphäre statt guter Lieder, aber gern darf auch ein so durchwachsenes Album Anlass für eine ausgeprägte Deutschland-Tour sein. Aber darauf können wir wohl lange warten.
Anspieltipps: The Enemy, Pieces, Otsego Amigo
- Redakteur:
- Michael Langlotz