STEINHARDT, ROBBY - Not In Kansas Anymore
Mehr über Steinhardt, Robby
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Solar Music / Just For Kicks Music
- Release:
- 25.10.2021
- Tempest
- Truth To Power (Only Truth Can Change The World)
- Mother Nature (Is Calling You)
- Rise Of The Phoenix (Climb To Grace)
- The Phoenix
- Prelude
- Dust In The Wind
- Pizzicato (A Slice For Baby Boy Flynn)
- Downtown Royalty
- Not In Kansas Anymore
- A Prayer For Peace [Bonus Track]
Ein letztes Mal die Geige.
Der Rockfan kennt Robby Steinhardt als Mitglied von KANSAS, für die er Geige spielte und sang, hin und wieder auch an anderen Streichinstrumenten und an den Tasten zu hören war. Bis 1982 war in der Band, so dass er die gesamte 70er-Prog-Phase und die Anfänge der 80er-AOR-Phase mitmachte. Um die Jahrtausendwende kehrte er für einige Jahre zurück und war an den Alben "Always Never The Same" und "Somewhere To Elsewhere", der großartigen, aber leider kurzen Rückkehr zum Prog Rock, beteiligt. Im letzten Jahr nahm er zusammen mit dem bekannten Produzenten Michael Franklin und dessen Bruder Tim Franklin sein einziges Soloalbum "Not In Kansas Anymore" auf, das nun mit etwas Verspätung bei uns eingetroffen ist. Robby Steinhardt war es leider nicht mehr vergönnt, die Veröffentlichung der Scheibe mitzuerleben, weil er wenige Monate zuvor seiner Krankheit erlag.
Natürlich fällt gleich der Titel des Albums auf. Dieser hat den Zusatz "A Prog Opera", und sein Artwork zieren Gestalten aus dem Kinderbuch "Der Zauberer von Oz", in dem die Hauptfigur Dorothy durch einen Wirbelsturm aus ihrem Zuhause in Kansas auf eine fantastische Reise geweht wird. Da ist sie eben... nicht mehr in Kansas. Andererseits: Wer jahrelang bei KANSAS gespielt hat und seinem Soloalbum diesen Titel gibt, muss zumindest mitbedenken, dass er missverstanden werden kann. Auch der Vermerk "Prog Opera" ist überraschend: Nur etwa die Hälfte der Stücke hat Texte, und diese haben kein durchgehendes Thema. Der Begriff "Oper" dürfte wohl eher musikalisch zu verstehen sein. Neben einer festen Band sind auf dem Album jede Menge Gastmusiker zu hören, u.a. Pat Travers, Patrick Moraz (ex-YES), Steve Morse (DEEP PURPLE, ex-KANSAS), Chuck Leavell (ex-ALLMAN BROTHERS u.v.a.), Bobby Kimball (ex-TOTO), Ian Anderson (JETHRO TULL) und Les Dudek.
Die Musik ist schöner, melodischer Progressive Rock mit detailreichen Arrangements. Das Album ist sicher kein KANSAS-Abklatsch, aber es liegt nicht nur an Robby Steinhardts markantem Geigenspiel, dass man sich immer mal wieder an KANSAS erinnert fühlt. Sehr gefällig sind die Melodien für die Instrumente, wenn auch nicht immer für den Gesang. Das macht sich besonders bei den Chören bemerkbar. Bei 'Truth To Power' hinterlassen sie einen etwas unangenehmen, schlagerhaften Easy-Listening-Eindruck, bei 'The Phoenix' hingegen sind sie sehr stark. Zwiespältig wirkt 'Downtown Royalty', ein Lied über Menschen auf der Verliererseite. Aus Respekt vor deren Schicksalen ist die Musik recht verhalten, so dass neben guten Abschnitten auch solche stehen, die eher müde und langweilig wirken. Zwischendurch finden sich kleine Besonderheiten wie 'Pizzicato', ein ländliches Idyll aus einer teilweise - dem Titel entsprechend - gezupften Geige, Ian Andersons unverkennbarer Flöte und akustischer Gitarre. Auf jeden Fall zu erwähnen ist die Interpretation von 'Dust In The Wind', hier mit einem zitatreichen 'Prelude'. Eine Kuriosität der KANSAS-Geschichte ist, dass eines ihrer untypischsten Stücke zu einem ihrer allergrößten Hits wurde. Die hier vorliegende Neufassung folgt zunächst dem schlichten und reduzierten Original, wird dann aber mit E-Gitarre und Rhythmusgruppe, schließlich mit Klavier (ein großartiger Chuck Leavell), Bläsern, zusätzlichen Streichern und Chor immer voluminöser.
So ist "Not In Kansas Anymore" eine recht gute, letzte Arbeit von Robby Steinhardt geworden. Ein echtes Ärgernis ist deshalb die schlampige Dokumentation auf der CD-Hülle. Nicht nur ist die Trackliste auf der Rückseite fehlerhaft angegeben, die abgedruckten Texte enthalten Lücken, Fehler in unfassbarem Umfang und Häufigkeit und einige Druckfehler. Der Verstorbene hätte mehr Respekt vor seinem Vermächtnis verdient!
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser