STEORRAH - An Eroticism In Murder
Mehr über Steorrah
- Genre:
- Progressive Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Sleepcastrecords
- Release:
- 08.10.2010
- Intro: Ex Obscuritas
- Arboretum
- An Enigma in Semiotics
- Merely an Interlude
- Sundials (An Eroticism)
- Sindials
- Renaissance
- Whitsun, Bloody Whitsun
- Elaine‘s Song
- Bright‘s Disease
- Outro: Ad Obscuritas
Prog und Death, ungewürzt, aber düster vereint.
Progressive Death Metal. Der wird hier gespielt. So offensichtlich und konsequent durchgezogen, dass man sich dieser Brandmarkung kaum erwehren kann. Will die Band aber auch gar nicht, so wie sich "An Eroticism In Murder" anhört. Tritonische Klanggebilde, quasi-komplexeres, überwiegend grooviges Riffing, die unverzichtbare Schlagzeug-Polyrhythmik und natürlich sanfte-sinistre Zwischenstücke. Und ein Sänger, der Danny Swanös Zwillingsbruder sein könnte.
Ich könnte mit OPETH-Vergleichen anfangen. Da fänden sich sicher einige Gemeinsamkeiten, anhand derer ich einige Aspekte von STEORRAHs Musik genauer unter die Lupe nehmen könnte. Nur kenne ich den Musikantenstadl um Herrn Åkerfeldt eigentlich kaum und will die westdeutsche Truppe hier nicht mit so einer lahmen Checklisten-Zelebrierung abspeisen. Dazu haben sie sich zuviel Mühe mit ihrer Musik gemacht.
Mühe und Erfolg sind allerdings nicht immer dasselbe, um mich aus meinem nichtendenwollenden Füllhorn der Weisheit zu bedienen. STEORRAH sind zweifellos eine fähige Band und spielen auf dem von ihnen auserkorenen, musikalischen Territorium mit vorbildlicher Hingabe. Auf jedem Track gibt es einige coole Dinge zu entdecken und hat man sich einmal komplett durchgehört, denkt man sich keineswegs "Hm, in der Zeit hätte ich eigentlich meinem Mikrowellenpopcorn beim Sprießen zuschauen können...". "An Eroticism In Murder" ist keine Zeitverschwendung. Und damit lässt es sich als Musikstück schon mal einige Stufen auf der Qualitätsskala nach oben hieven.
Nach dem stimmigen, gesprochenen Intro ist 'Arboretum' ein ansatzweise fließend groovendes Stück und ganz gut in seinen Wechselspielen auf die Ohren drückend. 'Whitsun, Bloody Whitsun' beginnt vom Sound her hoffnungsvoll, mit guten Songstrukturabfolgen und besticht in der zweiten Hälfte durch einen recht simplen, repetitiven, aber doch wirksamen, dunklen Unterton, passendes Akustikspiel inklusive. Das achtminütige 'An Enigma In Semiotics' schafft es, auf weiter Strecke den Hörer zu beschäftigen, obwohl es bis auf den Rhythmusbereich und einem etwas verwirrten (aber nicht unschönen) Solo am Ende klanglich eher karg daherkommt. Und soll es mal leichtfüßiger sein, so können STEORRAH nicht nur brauchbare Interludien schreiben ('Renaissance', nur durch ein hübsches Klavier gestützt), sondern auch ganze Lieder um diesen Stimmungston herumstricken ('Sundials (An Eroticism)', 'Elaine's Song').
Allgemein ist STEORRAHs Musik sehr finster, obwohl man das beim ersten Anhören vielleicht nicht gleich vollends bemerkt. Ich fühle mich oft wie in eine spartanischere Version von AKERCOCKE entführt und einige schwere, atonale Teile von 'Sindials' rufen Erinnerungen an die erdrückende Gleichgültigkeit von EHNAHRE wach, obwohl die Band selbst weit von der potentiellen Unzugänglichkeit der 12-Ton-Metaller entfernt ist.
Was der Truppe für meinen Geschmack aber fehlt, sind diese gewissen Hinhörer-Parts, die sich einigermaßen konsistent durch ein Album ziehen sollten. Erwähnte "coole Dinge" sind nicht zwingend in der Unterzahl und manchem eher texturell-holistisch veranlagten Hörer wird der generelle Fluss von STEORRAHs Death Metal-Rezept sicher angenehm erodierend durch den Gehörgang strömen. Die etwas schmale Produktion schafft es allerdings nicht, die Tatsache zu maskieren, dass STEORRAH auf ihrer Leinwand ruhig einige Farben mehr hätten einsetzen dürfen. Das soll heißen, sie hätten aus dem zwar den Bauch füllenden, aber etwas breiigen Rezept ruhig mehr ausbrechen und es melodisch überzuckern können.
So bleibt ein ordentliches, an manchen Stellen ziemlich gutes Prog-Album, dem es insgesamt betrachtet an liedschreiberischer Würze fehlt. Mag man alles, was musikalisch komplexer und proggiger klingt und sieht dies gern bei extremerem Metal implementiert, so könnte einem "An Eroticism In Murder" trotzdem Freude machen. Wie erwähnt, Zeitverschwendung ist es keinesfalls.
Anspieltipps: Arboretum, An Enigma In Semiotics, Whitsun Bloody Whitsun, Sundials (An Eroticism)
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Daniel Wimmer