STICK MEN - Prog Noir
Mehr über Stick Men
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Iapetus Media / Galileo Music
- Release:
- 21.10.2016
- Prog Noir
- Mantra
- Plutonium
- The Tempest
- Schattenhaft
- A Rose In The Sand / Requiem
- Leonardo
- Trey's Continuum
- Embracing The Sun
- Never The Same
Jazz-Prog aus dem KING-CRIMSON-Umfeld.
Tony Levin ist ein alter Hase im Musikgeschäft. Am bekanntesten dürfte der Bassist dafür sein, neben der gängigen Bassgitarre vor allem den Chapman Stick zu spielen, ein mindestens zehnsaitiges Instrument, das es dem Musiker erlaubt, zwischen Bass- und Gitarrenparts zu wechseln. Dieses Gerät traktiert Tony Levin u.a. bei KING CRIMSON und in der Band von PETER GABRIEL; zeitweilig spielte er auch beim DREAM-THEATER-Ableger LIQUID TENSION EXPERIMENT. Sein bislang letztes Soloalbum trägt den Titel "Stick Man", und so ist es kein Wunder, dass eine weitere Band, die der vielbeschäftigte Musiker gründete, STICK MEN heißt. Dazu gehört auch sein KING-CRIMSON-Kollege Pat Mastelotto, der in den 80ern bei MR. MISTER spielte und sich mit der Weiterentwicklung elektronischer Dumkits beschäftigt. Dritter im Bunde ist der deutsche Gitarrist Markus Reuter, der auch schon auch etliche Alben solo und mit verschiedenen Bands aufgenommen hat. Er spielt außer dem Chapman Stick bevorzugt sogenannte Touch Guitars, die besonders für die Tapping-Technik geeignet sind. Wenn sich also drei derartige - in allem Respekt gesprochen - Nerds zusammentun, braucht niemand leichte Kost zu erwarten.
So haben die STICK MEN auch auf ihrem aktuellen Album "Prog Noir" eine eigenartige Kombination aus Prog Rock und Jazz Rock gepackt. Bemerkenswert ist, dass das Trio vier der zehn Tracks mit Gesang versehen hat, nachdem es zuvor fast ausschließlich Instrumentalmusik gespielt hatte. Wobei der Begriff "Gesang" auch nicht ganz passend ist, da Tony Levin und Markus Reuter die betreffenden Nummern eher mit einem emotionsarmen Sprechgesang begleiten, der aber zur kühlen, technoiden, streckenweise distanzierten Atmosphäre des Albums passt. Hier lassen vor allem 'Plutonium' mit schrägem Text und Musikzitaten sowie das Finale 'Never The Same' aufhorchen, das als einzige Nummer die Sechs-Minuten-Marke überschreitet.
Dass die anderen Stücke kürzer sind und sich dennoch entfalten, ist erstaunlich bei dieser komplexen Musik. Das Hauptaugenmerk ist bei "Prog Noir" nicht auf Melodien, sondern auf ungewöhnliche Sounds und Rhythmen gelegt. Das eröffnende Titelstück fällt mit seinem drückenden Bass-Sound auf. Weiterhin gefallen das härtere 'Schattenhaft' und das rhythmisch-hypnotische 'Trey's Continuum'. Etwas zugänglicher sind dazwischen der leichtfüßige Jazztitel 'Mantra' und die in diesem Kontext schon fast irritierend harmonische Ballade 'A Rose In The Sand / Requiem'.
"Prog Noir" ist ein sperriges Album, das aufmerksam gehört werden sollte. Wer bei eingängiger Mucke entspannen will, macht besser einen Bogen um die Scheibe. Proggies mit Hang zu schrägen Innovationen können das Teil antesten.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser